Es wäre ein großer Erfolg für die Demonstranten, die gegen das umstrittene Großprojekt mobilisiert haben.

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Wien – Der umstrittene Lobautunnel, der als Teil der Wiener Außenring-Schnellstraße vorgesehen war, wird offenbar nicht gebaut. Wie die Tageszeitung "Heute" am Dienstag berichtete, soll sich die von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) eingeleitete Projektevaluierung gegen einen Bau in dem Naturschutzgebiet ausgesprochen haben. Seitens des Ministeriums wollte man die Berichte aber "weder dementieren noch bestätigen".

Verhärtete Fronten

Der Lobautunnel ist ein zentrales Element der geplanten Wiener Außenring-Schnellstraße. Dabei wäre die Lobau teilweise unterirdisch gequert worden. Die Wiener SPÖ trat genauso wie die Wirtschaftskammer und die Wiener ÖVP für den Bau des Großprojekts ein. Kritik kam von den Grünen, Umweltschützern – aber auch der Koalitionspartner in der Wiener Stadtregierung, die Neos, sprach sich gegen den Tunnel aus.

Gewessler hatte im Sommer alle Neubauprojekte der Asfinag zumindest bis zum Herbst auf Eis gelegt, um sie auf ihre Vereinbarkeit mit den Zielen des Regierungsprogramms zu überprüfen. In Wien und Niederösterreich war hier die Außenring-Schnellstraße (S1) mit dem Lobautunnel und der Spange in die Seestadt Aspern betroffen. Umstritten ist vor allem der 8,2 Kilometer lange Tunnel unter der Donau und der Lobau, der nun offenbar so nicht kommt.

Im Büro des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ) wollte man die Spekulationen am Dienstag vorerst nicht kommentieren. Man sei vom Bund noch nicht informiert worden, hieß es. Ludwig hat aber bereits zuletzt wiederholt betont, dass er rechtliche Schritte in die Wege leiten werde, falls die Umfahrung nicht gebaut wird. "Wir sind gewappnet. Aber ich gehe davon aus, dass es nicht leicht möglich sein wird, Verfahren mit einem Federstrich ungültig zu machen", ließ er dazu kürzlich im Gemeinderat wissen.

Die Wiener Oppositionspartei FPÖ kritisierte das mögliche Aus für den Tunnel "Die kolportierte Rumpfvariante ohne Lobautunnel und Lückenschluss zwischen Groß-Enzersdorf und Schwechat würde die tägliche Stauhölle für 200.000 Menschen im 22. Bezirk auf viele Jahre festschreiben, aber durch die fehlende Entlastung für A22 und A23 auch massive Schäden für die Wiener Wirtschaft nach sich ziehen", warnte Verkehrssprecher Toni Mahdalik.

Umweltschützer wären erfreut

Die Umweltschutz-NGOs Greenpeace und World Wide Fund For Nature (WWF) begrüßten hingegen die Pläne. "Eine Absage des Lobautunnels wäre die einzig richtige Entscheidung. Das Megaprojekt Lobauautobahn gefährdet einen unersetzlichen Lebensraum, schädigt das Klima und droht eine Verkehrslawine auszulösen. Die Zeit solcher fossiler Monsterprojekte ist endgültig abgelaufen", erklärte Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace in Österreich.

"Ein Stopp des Lobautunnels wäre ein wichtiges Signal für den Klima- und Bodenschutz. Gerade unter einem Naturschutzgebiet hat eine Autobahn nichts verloren. Es ist höchste Zeit, fossile Straßenbauprojekte zu stoppen und mit einer Öffi- und Radoffensive die Mobilitätswende einzuläuten", sagte Hanna Simons vom WWF. (APA, red, 30.11.2021)