Sprach sich für eine "Dosierung der Informationen" aus: Mario Monti.

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Rom – Italiens Ex-Premier und Ex-EU-Kommissar Mario Monti hat sich angesichts der Pandemie für eine "Dosierung der Informationen" ausgesprochen und damit heftige Kritik ausgelöst. "In Kriegszeiten gibt es in der Berichterstattung eine Dosierung von Informationen, die im Falle traditioneller Kriege abscheulich ist. Im Falle einer Pandemie aber muss man von Sekunde zu Sekunde weniger demokratische Wege einschlagen", sagte der Senator auf Lebenszeit im Interview mit dem Kanal "La7".

"In den letzten zwei Jahren, mit dem Ausbruch der Pandemie, haben wir gesehen, dass die Art und Weise, wie unsere Welt organisiert ist, veraltet ist. Zwei Aspekte sind davon betroffen: Kommunikation und Weltordnungspolitik. In Bezug auf die Kommunikation haben wir sofort den Begriff Krieg verwendet, weil es sich um einen Krieg handelt, aber wir haben in keinem Land eine Kommunikationspolitik angewandt, die für einen Krieg geeignet ist", erklärte Monti, der zwischen 2011 und 2013 als Premier amtierte.

"Von oben dosierte Informationen"

"Ich glaube, dass wir bei dieser Pandemie oder auf jeden Fall bei künftigen globalen Gesundheitskatastrophen ein System finden müssen, das die Meinungsfreiheit bewahrt, aber mit von oben dosierten Informationen in Einklang bringt", sagte Monti. Die Regierung, die "von den Gesundheitsbehörden inspiriert, gefördert und instruiert wird", solle die Berichterstattung über die Pandemie lenken, fügte Monti hinzu.

Die Worte des Ex-EU-Wettbewerbskommissars lösten eine kritische Reaktion des italienischen Journalistenverbands aus. "Die Äußerungen Montis verdienen nicht einmal eine Antwort, denn sie sind Aussagen ohne jeden demokratischen Sinn und stehen in klarem Widerspruch zur italienischen Verfassung und zu den europäischen Grundsätzen der Informationsfreiheit", kommentierte Carlo Verna, Chef des italienischen Journalistenverbands.

"Kein Regime"

Kritisch zeigte sich auch Italiens rechte Oppositionschefin Giorgia Meloni. "Jemand sollte Monti klar machen, dass wir ein demokratischer Staat sind und kein Regime. Eine Einschränkung von Information und Pluralismus würde die sozialen Spannungen verschärfen und die Italiener weiter ihrer Freiheit berauben. Was wäre passiert, wenn eine solche Aussage von einem Rechtspolitiker gemacht worden wäre?", polemisierte Meloni. (APA, 30.11.2021)