Am 20. November war auf der Kärntner Straße in Wien viel los. Das könnte am 19. Dezember erneut so sein.

Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER

Wien – Die Sozialpartner haben sich auf eine Sonntagsöffnung am 19. Dezember geeinigt. Aufgrund des Lockdowns fällt der stationäre Handel heuer um drei Einkaufssamstage im Advent und den traditionell starken Marienfeiertag um. Der offene Sonntag vor Weihnachten soll zumindest einen Teil des Umsatzes nachholen. Beschäftigte, die sich freiwillig für diesen Tag melden, verdienen das Doppelte und bekommen einen extra freien Tag.

Voraussetzung ist, dass die Pandemiesituation eine Öffnung zulässt. Für die Öffnung der Geschäfte braucht es nun Verordnungen der Landeshauptleute.

Profitieren sollen etwa Modehändler, Elektrogeschäfte, Spielzeugläden sowie Möbel- oder Buchhandel, die an diesem Tag zwischen 10 und 18 Uhr aufmachen dürfen. Die Regelung gilt nicht für Supermärkte und Drogerien, die auch derzeit im Lockdown offen haben dürfen. "Die Möglichkeit der einmaligen Öffnung betrifft ausschließlich jene Geschäftsstellen, die während der Zeit des Lockdowns geschlossen sind", stellte die Gewerkschaft klar. "Mit dieser Sonderlösung könnte es gelingen, den wirtschaftlichen Schaden für den österreichischen Handel einzugrenzen", hofft Handelsobmann Rainer Trefelik. Nach Berechnungen der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) entgehen dem österreichischen Handel durch den derzeitigen Lockdown Umsätze in Höhe von mehr als drei Milliarden Euro.

Öffnung soll kein Türöffner werden

Sowohl Arbeitnehmer- als auch Arbeitgebervertreter betonen die Freiwilligkeit der Öffnung am Sonntag. Betriebe können öffnen, müssen aber nicht. Auch für die Beschäftigten im Handel ist die Arbeit an diesem Sonntag freiwillig, wobei Lehrlinge grundsätzlich nicht beschäftigt werden dürfen. Für Beschäftigte mit Betreuungspflichten sollen die Kosten für die Kinderbetreuung übernommen werden.

Ein Türöffner für die generelle Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten soll der Ausnahmesonntag nicht werden. "Klar ist für uns, dass wir weiterhin eine Öffnung des Handels am Sonntag abseits einer möglichen Ausnahmeregelung für den 19. Dezember strikt ablehnen", so Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der Gewerkschaft GPA.

Sonntagsöffnung erstmals seit 1960

Rufe nach verkaufsoffenen Sonntagen haben in Österreich Tradition – erlaubt waren diese zum letzten Mal in der Weihnachtszeit 1960. Doch früher waren neben Gewerkschaften und Kirche selbst Wirtschaftstreibende dagegen. Die Corona-Pandemie mit ihren vielen Lockdowns hat das geändert.

Hat früher vor allem Einkaufszentrumsbetreiber Richard Lugner für eine Sonntagsöffnung gekämpft, sprach sich im vergangenen Dezember selbst Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer für bundesweit geöffnete Sonntage vor Weihnachten aus. Heuer mehrten sich die Forderungen, zumal dem stationären Handel wegen der staatlich angeordneten Schließungen der Großteil des Weihnachtsgeschäfts wegbricht. (APA, red, 30.11.2021)