Mehr als 800 Millionen Euro wurden 2020 gespendet – in der Kirche aber weniger als bisher: Grund waren die Lockdowns.

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Das Coronavirus hat das Leben vieler Menschen durcheinandergebracht. Die Lockdowns verlangsamen zudem das Tempo der wirtschaftlichen Erholung. Doch an der Spendenfreudigkeit der Österreicher hat die Pandemie nicht gerüttelt. Im Gegenteil: Im Vorjahr ist das Spendenaufkommen um zwölf Prozent auf 810 Millionen Euro gestiegen. "Das war das größte Wachstum der vergangenen zehn Jahre", hält Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising-Verbands Austria, fest.

Für das laufende Jahr wird ein weiteres Wachstum avisiert. 850 Millionen Euro an Spenden – und damit ein Rekord – werden bis zum Jahresende erwartet. "Wir sehen trotz der Pandemie eine Welle der Solidarität", sagt Lutschinger bei der Vorstellung des aktuellen Spendenberichts. Gegeben wird das Geld in erster Linie für Kinder und Tiere in Not, gefolgt von Spenden für die Versorgung von Obdachlosen. Für Opfer von Katastrophen – etwa für Unwetterschäden – wird die Geldbörse ebenso gerne geöffnet. Ein Minus gab es zuletzt bei Spenden für Kirchen und religiöse Verbände.

Westen ist spendabler

Österreichweit haben im Vorjahr 71 Prozent der Österreich ab 16 Jahren Geld gespendet – im Schnitt 114 Euro. Männer spendeten im Schnitt mit 118 Euro etwas mehr als Frauen, die durchschnittlich 109 Euro für den guten Zweck ausgaben. Am meisten gibt die Altersgruppe ab 60 Jahren – im Schnitt sind es 125 Euro für Projekte und Hilfen.

Im Bundesländervergleich sind die Westösterreicher führend bei der Spendenhöhe. 162 Euro werden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg im Schnitt gegeben, in Wien sind es 90 Euro. Spitzenreiter bei der Beteiligung am Spenden sind hingegen Niederösterreich und das Burgenland mit 81 Prozent.

Die Analyse des Spendenaufkommens zeigt, dass in Österreich mit 80 Prozent (645 Millionen Euro) die Privathaushalte den größten Anteil erbringen. Nur elf Prozent der Spenden kommen von Unternehmen, neun Prozent von Stiftungen.

"Kein guter Ruf"

"Als gemeinnützige Stiftung hat man es in Österreich nicht leicht", sagt Unternehmer Norbert Zimmermann, der nach seinem Ausscheiden bei Berndorf die gemeinnützige Berndorf-Privatstiftung sowie die Mega-Bildungsstiftung gegründet hat. Als Stifter hafte einem in Österreich kein guter Ruf an, "oft heißt es, als Stifter will man nur Steuern sparen". Zimmermann ärgert vor allem, dass Spenden für den Bildungsbereich in Österreich noch immer nicht steuerfrei sind.

Von einem Euro, der von einem Unternehmen an eine Stiftung fließt, würden 25 Prozent Körperschaftssteuer abgezogen. Also blieben nur noch 75 Cent für den guten Zweck. Gibt die Stiftung diese an ein Bildungsprojekt weiter, fallen erneut 27,5 Prozent Kapitalertragsteuer an. Von dem ursprünglichen Euro gehen dann nur noch 54 Cent an das Projekt. "Diese Kuriosität gehört beseitigt", sagt Zimmermann.

Wann immer man mit der Politik über diesen Umstand spreche, ernte man großes Verständnis für die Problematik, sagt Zimmermann. Eine Änderung gebe es aber noch immer nicht. Dabei gehörte, so Zimmermann, lediglich die KESt für die Zuwendung an eine Stiftung oder eben bei Spenden an den Bildungsbereich aufgehoben. Denn der gespendete Euro sei ja ohnehin schon versteuert worden.

"Wir werden nicht müde, das zu fordern", sagt Zimmermann. Denn der Bildungsbereich gehöre dringend gefördert. "Wir haben im Laufe unserer Tätigkeit gelernt, dass die Bildung ein großes Biotop ist mit vielen Projekten und Initiativen, die Unterstützung brauchen." Dass der Gesetzgeber diesen Bereich – wie im Übrigen auch den Tierschutz – von der Spendenbegünstigung ausschließt, sei unverständlich. (Bettina Pfluger, 1.12.2021)