Foto: APA / Barbara Gindl

Ein Kern aus Marzipan, Pistazien und Nougat, umhüllt von Schokolade – die Mozartkugel ist das süße Wahrzeichen von Salzburg. Nun hat einer der Produzenten der runden Praline Insolvenz angemeldet. Der Süßwarenhersteller Salzburg Schokolade mit Sitz in Grödig, der für den US-Konzern Mondelez die "Echte Salzburger Mozartkugel" herstellt, wurde schwer von der Corona-Pandemie getroffen.

Die Mozartkugel von Mirabell mit ihrer Goldfolie ist in jedem Duty-Free-Shop auf Österreichs Flughäfen und in Souvenirläden vertreten. So wie "Sound of Music" ist auch die Mozartkugel ein Markenzeichen für Österreich und Salzburg. Da die Städtetouristen und Anlässe wie Geburtstags- und Hochzeitsfeiern im Vorjahr wegen Corona ausblieben, sei die Nachfrage nach den Süßwaren von Salzburg Schokolade gesunken, heißt vom Unternehmen. Zudem seien Süßwarenfachgeschäfte in Wien und Salzburg wegen fehlender Touristen teilweise wochenlang geschlossen gewesen. Was zu einem signifikanten Umsatzrückgang geführt habe.

Am Dienstag ist das Konkursverfahren am Landesgericht Salzburg eröffnet worden. Laut Angaben des Alpenländischen Kreditorenverbands sank der Umsatz des Unternehmens 2020 um 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang von sieben Millionen Euro auf 21,7 Millionen Euro Umsatz insgesamt. Trotz neuer Exportkunden und Corona-Hilfen habe man die Verluste im neuen Geschäftsjahr nur teilweise kompensieren können. Was das Insolvenzverfahren für die Produktion der Mirabell-Mozartkugeln bedeutet, ist noch offen. Mondelez konnte noch nicht beantworten, ob die Kugeln weiter in Grödig im Flachgau produziert werden. Den rund 140 Mitarbeitern konnte weder das Novembergehalt noch das Weihnachtsgeld ausbezahlt werden. Die Arbeiterkammer ist mit den Beschäftigten in Kontakt.

Echte oder Originale?

Die Frage, wer denn nun die einzig wahren Mozartkugeln herstellt, hat bereits zu mehreren Urheber- und Markenrechtsstreiten geführt. Zuletzt entschied der Oberste Gerichtshof 2017, dass Salzburger Mozartkugeln nur so heißen dürfen, wenn sie aus Salzburg stammen.

Vorangegangen war ein über Jahre schwelender Rechtsstreit um die Verpackung des Originals. Die Salzburger Konditorei Fürst produziert die Süßigkeit seit mehr als 130 Jahren nach dem Rezept des Erfinders, des Konditors Paul Fürst, und verkauft die handgemachten Kugeln eingewickelt in silbern-blauer Folie mit dem Mozart-Konterfei in mehreren Geschäften in der Stadt Salzburg. Nur die "Original Salzburger Mozartkugel" dürfen in silbernes Papier mit blauem Aufdruck eingepackt sein, ansonsten bestehe Verwechslungsgefahr, entschied das Höchstgericht. Seit Februar 1997 ist die Wortbildmarke von der Konditorei Fürst registriert.

Die Konkurrenzkonditorei Braun aus Oberösterreich verkaufte ihre Mozartkugeln in einem Gassengeschäft in der Salzburger Altstadt nicht weit entfernt von den Fürst-Geschäften zunächst in braunem Papier. Ab 2015 aber verpackten sie die Kugeln ebenfalls in silberne Folie. Fürst klagte auf Unterlassung und bekam nach mehreren Rechtsgängen und einer von Braun beantragten außerordentlichen Revision recht.

Markenrechte nicht geschützt

Es war nicht der erste Rechtsstreit, den die Nachfahren des Konditors Paul Fürst ausfechten mussten. Denn der Erfinder hatte es verabsäumt, sich seine Kreation mit dem Pistazienmarzipankern, die 1905 bei einer Pariser Ausstellung auch eine Goldmedaille erhielt, schützen zu lassen. So gab und gibt es viele Nachahmer. 1997 sicherte ein Gerichtsurteil der Konditorei Fürst zu, ihre Kugeln als einzige als "Original" bezeichnen zu dürfen.

Die Original-Mozartkugeln von Fürst gelten als die exklusiven, weil auch handgemachten und sind nur in Salzburg erhältlich. Erkennbar ist die Original-Mozartkugel an einem kleinen Schokotropfen. Denn jede Kugel wird mit einem Holzstäbchen aufgespießt und in die Schokolade getunkt. Wird der Spieß entfernt, bleibt ein Loch zurück, das mit Schokolade aufgespritzt wird.

Viele Produzenten

Die rot-goldenen "Echten Salzburger Mozartkugeln" der Marke Mirabell sind hingegen komplett rund und sorgten dafür, dass die Nascherei in der ganzen Welt bekannt ist. Der größte Mozartkugelproduzent ist die Firma Reber aus dem benachbarten bayerischen Bad Reichenhall. Die beiden führenden industriellen Hersteller Reber und Mirabell haben sich Ende der 1970er-Jahre ebenfalls einen Rechtsstreit um die Markenrechte geliefert.

Daneben gibt es viele weitere massenproduzierte Produkte, etwa von den Wiener Confiserien Victor Schmidt, Hofbauer oder Heindl. In der Stadt Salzburg sind neben den Mozartkugeln von Fürst auch jene der Konditorei Schatz, der Confiserie Josef Holzermayr und vom Café Habakuk bekannt und begehrt. (Stefanie Ruep, 2.12.2021)