Nach der Impfung kann es aus technischen und organisatorischen Gründen länger dauern, bis diese in der Elga erscheint.

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Der Stich wurde gesetzt, aber die aktuelle Covid-Impfung findet sich noch nicht im digitalen Impfpass? Das beobachteten frisch geimpfte Menschen in Österreich immer wieder. Auf der anderen Seite wurde aus Ärztekreisen an den STANDARD herangetragen, dass es teils zu Ausfällen im Elga-System komme: Die aktuelle Impfung könne dann etwa von Hausärzten nicht sofort live eingetragen werden, weshalb die Sprechstundenhilfen – die guten Geister einer jeden Arztpraxis – anschließend Überstunden schieben und die Impfungen nachtragen müssen. Woran liegt das?

Gründe für die Störungen des Elga-Systems

Franz Leisch, Geschäftsführer der Elga GmbH, erklärt die aktuelle Lage. So komme es sporadisch zu einzelnen Serverausfällen, wovon einer am vergangenen Dienstag zum Beispiel laut einer betroffenen Ärztin zwei Stunden, laut Leisch zentral nur 13 Minuten gedauert hat. In solchen Fällen wird der Server neu gestartet, das in vielen Fällen nur regional auftretende Problem ist vergleichsweise rasch gelöst.

Schwerwiegende Ausfälle hängen laut Leisch mit einem anderen Thema zusammen. Denn vereinfacht gesagt gibt es zwar mehrere Möglichkeiten, auf das Elga-System zuzugreifen, die meisten Ärztinnen und Ärzte tun dies aber über das E-Card-System. Um hier etwaige Überlastungen nach Möglichkeit zu vermeiden, werden die Lasten an einer Schnittstelle auf mehrere Server verteilt. Eben ein solcher Lastenverteiler arbeitete aber vor ein paar Wochen nicht korrekt mit der neuen Software zusammen, wodurch das System für ein paar Stunden ausfiel. Inzwischen läuft es laut Leisch wieder stabil.

Lernen aus Fehlern

Zwar wurde das System vor dem Release getestet, aber das Problem an der besagten Schnittstelle war nicht aufgefallen. Das gehört laut Leisch zu den Erkenntnissen der vergangenen Wochen: Tests neuer Software sollten eins zu eins Realsituationen abbilden. Eine andere Erkenntnis ist, dass es auch möglich sein muss, in Problemsituationen innerhalb von Minuten auf ein altes, funktionierendes System umzusteigen.

Dabei hakt es aber auch an den Mitteln, wie Leisch betont. Ähnlich wie das Epidemiologische Meldesystem (EMS) war auch das System der Elga ursprünglich nicht darauf ausgelegt, im Livebetrieb als hochverfügbares kritisches System zu arbeiten. Zudem ist das Budget für Betrieb und Weiterentwicklung der Elga mit zehn Millionen Euro pro Jahr seit 2010 gedeckelt – und so macht die Elga GmbH, was im Rahmen dieser Ressourcen möglich ist.

Ärztekammer fordert mehr Elga-Budget

Schützenhilfe bekommt Leisch an dieser Stelle aus der Ärztekammer. Denn hier heißt es auf Anfrage des STANDARD, dass man bezüglich der Elga klare Forderungen habe: "Es braucht endlich eine ordentliche Finanzierung, damit Elga jederzeit stabil läuft, wie es einer kritischen Infrastruktur angemessen ist, und Ärztinnen und Ärzte auch zuverlässig damit arbeiten können."

Selbstverständlich sei der Ärger unter Ärztinnen und Ärzten groß, wenn es – wie Anfang November – zu "tagelangen Ausfälle" komme. Denn das bedeute neben dem Frust der Patienten auch den bereits erwähnten Mehraufwand für das Ordinationspersonal. "Es darf nicht sein, dass diese die Elga-Aussetzer ausbaden müssen, und das gerade in der ohnehin sehr anspruchsvollen Pandemiezeit", heißt es aus der Ärztekammer. "Bei längeren Aussetzern müsste man sicher darüber nachdenken, wer Ärztinnen und Ärzten den zusätzlichen administrativen Aufwand abgilt."

Gründe für verspätete Eintragungen

Die Gründe für verspätete Eintragungen sind laut Leisch wiederum oft andere. Denn erstens tragen manche Impfstellen die Impfungen nicht in Echtzeit in das System ein, sondern speichern sie zuerst lokal ab, um sie später gebündelt in das Elga-System zu laden. Wenn es zu dem anvisierten Übertragungszeitpunkt eine der eingangs erwähnten Störungen in der Verbindung gibt, verzögert sich die Eintragung dementsprechend weiter.

Zweitens wurde diese Woche ein weiteres technisches Problem erkannt, das laut Leisch inzwischen aber wieder gelöst wurde. Denn es wird nicht automatisch aus jedem Impfstoff ein Impfzertifikat generiert. Die Impfstoffe müssen von der Ages ausgegeben und von der Elga GmbH für Zertifikate freigeschaltet werden. Nun gab es aber für neue Pfizer-Impfstoffbezeichnungen zwar schon Eintragungen in der Software der Ärzte, nicht aber in der Datenbank der Elga – wodurch diese nicht erkannt wurden und somit kein Zertifikat ausgestellt werden konnte. So kam es zu Verzögerungen.

Betroffene können sich bei der Ages melden

Betroffenen Personen empfiehlt Leisch – wie schon in vorherigen Fällen –, sich an die Ages zu wenden. Dies ist über eine Hotline (0800 555 621) ebenso wie über ein eigenes Webformular möglich. Abgesehen davon ist es freilich nach wie vor möglich, die eigene Impfung auch mit dem klassischen gelben Papier-Impfpass zu dokumentieren und bei Bedarf vorzuweisen. (Stefan Mey, 3.12.2021)