Eine Kooperation mit Interspar soll Thalias Wachstum auf die Sprünge helfen.

Foto: Andy Urban

Wien – Andrea Heumann sieht Thalia trotz Corona-Krise auf der sicheren Seite. Ziel der gebürtigen Hamburgerin ist es, mit dem Buchhandelskonzern, der bereits jetzt gut ein Drittel des österreichischen Marktes bedient, verstärkt in die westlichen Bundesländer zu expandieren.

Heumann, die seit zehn Jahren in Österreich lebt und fast ebenso lang für Thalia arbeitet, ist die neue Chefin des Unternehmens in Österreich.

Sie wolle weiße Flecken besetzen und prüfe neben neuen eigenen Filialen auch Angebote für mögliche Übernahmen bestehender Händler, sagt sie im STANDARD-Gespräch. In Tirol und im Burgenland ist Thalia bisher noch nicht vertreten.

Dem Wachstum auf die Sprünge helfen soll eine Kooperation mit Interspar. Mit seinen Büchern ist Thalia mittlerweile in drei Supermärkten vertreten. Geht die Strategie auf, damit neue Leser anzuziehen, plant Heumann, den Vertrieb über Buchinseln, der von kleineren Händlern kritisch beäugt wird, auszubauen.

Zweifel an der Bücherkompetenz der Lebensmittelriesen hat sie keine. Neben Bestsellern werde Spar mit Literatur österreichischer Autoren bestückt. Auch Bücher für Kinder und rund ums Kochen seien gefragt. Verramschen will sie nichts. Man werde aus dem Testlauf lernen. "Keiner will Geld verbrennen."

Click und Collect

Lehren gezogen habe Thalia auch aus den Lockdowns – was den Umgang mit Kurzarbeit betrifft wie alle internen Abläufe, um das Geschäft trotz der geschlossenen Filialen reibungslos am Laufen zu halten.

Der Umsatz mit Click und Collect, das es Händlern erlaubt, vorbestellte Ware Kunden vor den Shops auszuhändigen, verfünffachte sich seit dem zweiten Lockdown, rechnet Heumann vor. Der Anteil des Onlineverkaufs verdoppelte sich auf 30 Prozent. Thalia nahm infolge der Pandemie Kurzarbeit, Ausfallbonus und Verlustersatz in Anspruch. Angesichts der aktuellen Ausgangsbeschränkungen hofft Thalia auch auf Fixkostenersatz.

Was die kürzlich abgeschlossene Bilanz für 2020/21 anbelangt, stehe man dank staatlicher Förderungen gut da. In Österreich und Deutschland gemeinsam verlor Thalia in den Filialen 16 Prozent an Umsatz. Dank starken Onlinehandels stieg der Absatz unterm Strich jedoch um sieben Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, ließ die Handelsgruppe jüngst wissen.

Lieferengpässe erfassten auch die Buchbranche. Schuld ist der Mangel an Papier. Dank früher Bevorratung sei Thalia aber nur punktuell betroffen, versichert Heumann. Gelesen werde in Corona-Zeiten viel Fachlektüre. Aber auch Literatur rund um die Familie habe Hochsaison. Deutlich mehr Raum in den Regalen bekam Manga. Es sei ein Comic-Hype, der so rasch nicht vergehe. (Verena Kainrath, 3.12.2021)