Es soll ein neuer Stadtteil werden, dort auf dem Gelände des ehemaligen Verteilerzentrums neben dem Linzer Hauptbahnhof. Das Projekt der "Post City", 2019 von der Post vorgestellt und als städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben, nimmt sehr langsam, aber sicher Formen an.

Die Post City Linz soll insgesamt elf Türme beherbergen, im Inneren eine Mischung aus Wohnen, Büro, Gewerbe und Handel – und dazwischen eine Reihe an Grünflächen.
Rendering: Nussmüller Architekten ZT GmbH / Expressiv GmbH

Allerdings noch nicht materielle. Das Architekturbüro Nussmüller aus Graz hat den Zuschlag für die Gestaltung des Areals bekommen. Auf der Website ist eigentlich angegeben, dass 2021 Baubeginn auf dem rund vier Hektar großen Areal sein sollte. Bisher stehen die Bagger aber nicht nur still, sie sind nicht einmal zu sehen.

Ein Drittel Wohnen

Vonseiten des Architekturbüros heißt es, der Vorentwurf sei an die Auftraggeber übermittelt worden, also an die Post. "Wir warten derzeit auf die Beauftragung des Entwurfs." Die Post bestätigt das, im Moment liege der Fokus auf der Umsetzung nachhaltiger Energiequellen wie Geothermie und auf der Schaffung eines autofreien Quartiers.

Da hat die Stadt noch ein Wörtchen mitzureden. Immerhin war sie es, die gegen die ersten Pläne der Post vorging. Für das Unternehmen war der Wohnaspekt wichtiger, die Stadt intervenierte und wollte zuerst gar keine Wohnungen bauen lassen – aufgrund der Nähe zu den Gleisen (der Hauptbahnhof ist gleich nebenan) und der Waldeggstraße fürchtete man um eine zu große Lärmbelastung. Dann einigte man sich auf einen Kompromiss.

Und der hat es in sich. Zwar heißt es von der Stadt Linz, die Umwidmungen hätten noch nicht statt gefunden. In der Ausschreibung findet man aber die geplante Aufteilung der rund 150.000 Quadratmeter an möglicher Bruttogeschoßfläche: 59 Prozent flexible Nutzung aus Hotel, Büro und Gewerbe, zehn Prozent Handel, ein Prozent der Fläche soll ein Ärztezentrum beherbergen und 30 Prozent Wohnen. Über die Hälfte der Wohnungen sollen dabei freifinanziert sein, der Rest aus Boarding und Serviced Apartments bestehen. Geförderten Wohnbau sucht man auf dem neuen Areal vergebens.

Rendering: Nussmüller/Mathy

Der Plan von Nussmüller Architekten sieht vor, insgesamt elf Türme auf dem Areal zu errichten. Dazwischen sollen Frei- und Grünflächen für eine Art Durchgang von der Waldeggstraße bis zu den Bahngleisen sorgen. Die meisten dieser Türme sollen dabei aus zwei Sphären bestehen. Einmal die untere, mit breiteren Sockeln, für öffentliche Flächen wie zum Beispiel Geschäfte oder das Ärztezentrum. Und darüber die eigentlichen Türme, die für die halböffentlichen oder privaten Flächen angedacht sind, sprich Wohnen, Hotels oder Büros. Der höchste der Türme wird rund 65 Meter in die Höhe ragen. Unterirdisch soll es nicht nur Parkgaragen geben, sondern auch die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Diese Flächen sollen sämtliche Türme mit einander verbinden.

Fertig bis 2030

Kritik von vielen Seiten gibt es bereits seit der Ankündigung des Projekts. Linzer ÖVP, Grüne und Neos prangerten bereits 2019 den geplanten Wohnbauanteil an, mit der geplanten Donaubrücke der A26 sei der Ort nicht geeignet zum Wohnen.

Bis Mitte 2022 erwartet die Post, dass alle Rahmenbedingungen geregelt sind. Baubeginn: 2024. Damit geht sich die Fertigstellung nicht mehr bis 2025 aus, erst 2030 soll der neue Linzer Stadtteil fertig sein. (Thorben Pollerhof, 05.12.2021)