Irgendjemand hegt einen Groll gegen unser Haus oder gegen die Post – oder hatte eine volle Blase.

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Derzeit läutet es oft an meiner Haustür. Einerseits, weil in der besinnlichen Weihnachtszeit noch viel mehr im Internet bestellt wird, häufig aber niemand zu Hause ist, um das Paket anzunehmen. Im für die Nachbarschaft angenehmsten Fall klatscht der Paketdienst einen Abholzettel in den Postkasten und fährt weiter. Im für die Nachbarschaft nervigsten Fall läutet er sich von der Straße unten bei allen Nachbarinnen und Nachbarn durch, bis jemand aufmacht.

Es sind aber nicht nur Paketdienste, die im Haus unterwegs sind. Vor wenigen Tagen hat zur Mittagszeit ein Mann mit vielversprechend duftendem Pizzakarton an meiner Wohnungstür geläutet. Ich hätte sie gern genommen – nur hatte ich sie nicht bestellt.

Kein Wunder, dass angesichts des ständigen Gebimmels und Geläutes manche resigniert haben – und die Eingangstür unten offenbar per Knopfdruck für alle öffnen, die anläuten. Anders kann ich mir nicht erklären, was ich letztens unter der Post-Empfangsbox – ja, so eine gäbe es tatsächlich zur Paketannahme! – im Hausflur gefunden habe.

Akribische Recherche

Ich will Ihnen Details ersparen, denn Sie sitzen vielleicht beim Frühstück. Aber irgendjemand hegt einen Groll gegen unser Haus oder die Post. Wundern würde es mich nicht. Wahrscheinlicher ist aber, dass jemand akut am hellichten Tag seine Blase leeren musste und sich für unser schönes blaues Haus in Meidling entschied.

Ja, ich habe seither akribisch ermittelt und die Nachbarn befragt. Nein, niemand hat etwas gesehen oder einem Fremden die Tür geöffnet. Nein, es war kein Hund, darauf wiesen gewisse Spuren hin. Und ja, ich hab mich ums Beseitigen der Sauerei gekümmert.

Meine Gespräche über die Gegensprechanlage laufen seither wie Polizeiverhöre. Nur bei Pizzalieferungen bin ich großzügiger. (Franziska Zoidl, 3.12.2021)