Vor dem Derby lachen beide Trainer: Rapids Ferdinand Feldhofer ...

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... und Austrias Manfred Schmid.

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Ferdinand Feldhofer ist begeistert. Der 42-jährige Steirer hat die erste Woche als Rapid-Trainer hinter sich gebracht, noch ist er ungeschlagen, die Premiere folgt am Sonntag um 17 Uhr im Derby gegen die Austria. Es war die Phase des Kennenlernens. Feldhofer sagt, er sei mit offenen Armen empfangen worden, habe jede Minute genossen. Die Intensität sei hoch gewesen, er habe versucht, die Spieler nicht mit neuen Reizen zu überfluten. Es wurden konstruktive Gespräche in Kleingruppen geführt, und bei der Arbeit auf dem Fußballplatz sei ihm Erfreuliches aufgefallen. "Die Qualität ist noch größer, als ich geglaubt habe."

Austria-Trainer Manfred Schmid ist im Vergleich zum Kollegen ein Derby-Routinier. Der 50-jährige Wiener hat schon eines überstanden, es war ein gerechtes 1:1 in der Generali-Arena. Generell verblüfft die klamme Austria in dieser Saison. Sie hat nach 16 Runden genauso viele Zähler wie der Stadtrivale (je 20), ist Siebenter, Rapid Achter. Im Verein rumort es, nun soll endlich ein Investor gefunden worden sein. Trotzdem kreist der Pleitegeier über Favoriten, er trägt einen Zettel mit der Aufschrift "Insolvenz" im Schnabel.

Rasselbande

Schmid sagt, es gäbe zwei Austrias. Die wirtschaftliche und die sportliche. Er ist für Letztere zuständig, und das funktioniert. Die Rasselbande habe sich gemausert, "die jungen Kicker werden besser und besser. Sie sind körperlich top, flexibel, der Teamgeist passt. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche, blenden die äußeren Umstände aus. Sie können sich eh nicht ändern." Die Gehälter, sagt Schmid, "werden pünktlich bezahlt". Auch die Fans hätten die Mannschaft ins Herz geschlossen. "Sie feuern uns an, trennen die Dinge." Allerdings ist das Derby ein herzloses Geisterspiel in Hütteldorf.

Feldhofer hat Respekt vor der Austria. Sie sei gut organisiert, schwer zu bespielen, lasse wenig Chancen zu. "Schmid leistet gut Arbeit." Trotzdem fallen ihm Gründe ein, weshalb Rapid gewinnt. Der erste Grund ist nicht gerade wissenschaftlich fundiert. "Weil es an der Zeit ist", sagt Feldhofer. Im Allianz-Stadion ist Rapid gegen die Austria noch sieglos, das gehört sich nicht. Weitere Argumente: "Wir haben die Qualität und Klasse, sie zu bespielen. Funktionieren unsere Automatismen, haben wir nichts zu befürchten." Mit Schmid habe er keine großen Berührungspunkte. "Ich schließe nicht aus, dass wir die Austria überraschen können."

Schmid widerspricht dem. Von einem Trainereffekt geht er nicht unbedingt aus. "Man kennt einander, kann auf neue Situationen kurzfristig reagieren." Warum die Austria drei Punkte holt? "Weil wir zu Chancen kommen und sie auch nützen werden. Und jeder meiner Spieler liebt den Fußball." Der Wille zu lernen sei vorhanden. "Sie denken, der Alte hat recht, und saugen alles auf." Natürlich sei Rapid leidenschaftlich, aggressiv, besitze Qualität.

Fakt ist: Beide Teams haben je sieben Zähler Rückstand auf Sturm Graz und den Wolfsberger AC. Feldhofer über die Ursachen dieser Armut: "Bei der Austria sind es die Nebengeräusche. Bei Rapid die Dreifachbelastung, die Verletzungen."

Kein Schlüsselspiel

Das Derby wird verdächtigt, in der Stille des Allianz-Stadions emotional, intensiv, temporeich zu werden. Davon sind die Trainer überzeugt. Ein Kampf um jeden Zentimeter. Coaches werden bei Geisterspielen mehr gehört, sie können also durchaus Einfluss nehmen. Feldhofer, der im Vergleich zu Vorgänger Didi Kühbauer nicht zu Ausrastern neigt, wird sich verbal eher zurückhalten, die Dinge laufen lassen. Sofern sie laufen. Auch Schmid wird keine Referate von sich geben. "Es ist noch kein Schlüsselspiel, aber der Sieger hat den Weg in die richtige Richtung eingeschlagen." (Christian Hackl, 4.12.2021)

SK Rapid Wien – FK Austria Wien (Wien, Allianz Stadion, Sonntag 17.00 Uhr, SR Altmann). Bisheriges Saisonergebnis: 1:1 (a). 2020/21: 1:1 (h), 0:0 (a)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Aiwu, Moormann, Ullmann – Grahovac, R. Ljubicic – Arase, Fountas, Grüll – Kara

Ersatz: Hedl – Dijakovic/Hofmann, Auer, Ballo, Schick, Petrovic, Kitagawa

Es fehlen: Wimmer (Leisten-OP), Greiml (nach Knie-OP), Strebinger (Knochenmarksödem/Schulter), Dibon (Knie-OP), Schuster (Knochenmarksödem)

Fraglich: Hofmann (Corona)

Austria: Pentz – Teigl, Martel, Mühl, Handl, El Sheiwi – Demaku, Jukic, Fischer – Huskovic, Djuricin

Ersatz: Helac – Suttner, Schoissengeyr, Braunöder, Ivkic, Grünwald, Keles, Ohio

Es fehlt: Martins (Trainingsrückstand)

Fraglich: Suttner (Hüftprellung)

Bilanz vor dem 334. Wiener Derby:

Gesamt: 333 Spiele (136 Rapid-Siege, 78 Unentschieden, 119 Austria-Siege/Torverhältnis 618:529)

Meisterschaft: 300 (124, 75, 101/550:452)

Bundesliga: 177 ( 55, 59, 63/233:237)

Allianz Stadion: 7 (0, 4, 3/6:11)