Gerade aufgrund der vielen Lockdowns haben zahlreiche Anbieter ihre Webshops aufgepeppt.

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Weihnachten in der Pandemie heißt vor allem Paketflut. Speziell, wenn der stationäre Handel geschlossen hat. Die meisten Haushalte in Österreich werden wohl auch heuer ein Packerl mit Pfeillogo entgegennehmen. Amazon dominiert den Onlinehandel: 2020 soll der Umsatz 914 Millionen Euro betragen haben, schätzen Marktanalysten. Der zweitplatzierte Onlinehändler, zalando.at, soll 329 Millionen Euro erwirtschaftet haben – und damit fast nur ein Drittel von Amazon. Mediamarkt machte an dritter Stelle schätzungsweise 144 Millionen Euro Umsatz.

Der US-Konzern führt also mit Abstand an. Und das noch ohne die Einnahmen durch den Marketplace. Auf Amazons Plattform bietet nämlich nicht nur der Konzern selbst Produkte an, sondern auch andere Verkäuferinnen und Verkäufer. Dafür zahlen sie Amazon eine Gebühr. Diese variiert je nach Produktkategorie, außerdem macht es einen Unterschied, ob Amazon den Vertrieb übernimmt. Für den Konzern wird das Geschäft mit Dritthändlern immer lukrativer als der Verkauf eigener Waren.

Dritthändler bringen Profit

Ein Grund für die Dominanz des Onlinemarktplatzes dürfte sein, dass seine Verwendung vielen alternativlos erscheint. Mit einem Prime-Abo verspricht Amazon kostenfreie Lieferungen, raschen Versand und vor allem: die Möglichkeit zu stöbern. Die Chancen stehen gut, dass das im stationären Handel vor dem Heiligen Abend bedingt gelingen wird.

Amazon bietet in dutzenden Kategorien eine Vielzahl an Produkten zur Auswahl. Doch großes Repertoire beruht auch darauf, dass zahlreiche Händler ihre Produkte selbst direkt über den Marktplatz vertreiben. Wie das Institute for Local Self-Reliance in einem in dieser Woche veröffentlichten Analysepapier kritisiert, hat der Konzern in den vergangenen Jahren einen immer größeren Umsatzanteil von Händlern auf dem Amazon-Marktplatz eingefordert.

Beim Anbieter statt über Amazons Marktplatz

In der Vergangenheit hatte Amazon den Ruf, den besten Preis zu bieten – auch, wie eine im Sommer in den USA erhobene Kartellklage nahelegt, weil der Konzern Anbietern verboten haben soll, Produkte bei Amazon teurer zu verkaufen als bei anderen Webshops. Mittlerweile gibt es häufig günstigere Alternativen, auch mit dem Blick auf den Versandpreis: Vergleiche bieten Plattformen wie geizhals.at, idealo.at oder preisvergleich.at.

Gerade aufgrund der vielen Lockdowns haben zahlreiche Anbieter ihre Webshops aufgepeppt. Wer regionale Anbieter unterstützen möchte, kann einen Blick auf Onlineverzeichnisse werfen – etwa retail.at des Österreichischen Handelsverbands. Dort können Webshops aus Österreich aus bestimmten Produktkategorien ausgewählt werden. Hinzu kommen mehrere Listen von Webseiten, darunter der Falter, bei denen Händlerinnen und Händler sich eintragen lassen können.

Webshops suchen

Hat man ein Lieblingsgeschäft, empfiehlt es sich zu prüfen, ob dieses mittlerweile eine Onlinepräsenz bietet. Hersteller von Markenprodukten bieten oft eigene Webshops mit andernorts vergleichbaren Preisen an. Wird die Bestellung über die Webseite des Herstellers selbst abgewickelt, erhalten die Unternehmen den gesamten Kaufbetrag.

Alternativ bietet es sich an, gebraucht zu kaufen: Für Kleidung bieten Secondhand-Geschäfte wie Humana mittlerweile eigene Webshops, sowie der Marktplatz "Babäm!". Allerlei Gebrauchtware, sowohl von geschäftlichen wie privaten Verkäufern, gibt es bei Willhaben und Shpock.

Zudem bieten sich Onlinemarktplätze aus Österreich an, der wohl bekannteste dürfte Shöpping.at der Post sein. Die Produktvielfalt ist allerdings in vielen Bereichen limitiert. Manche Onlinemarktplätze haben sich auf das Angebot regionaler Anbieter fokussiert, darunter etwa die Plattform "Kauft regional" oder "All I Want". Im Lebensmittelbereich findet sich eine Vielzahl regionaler Anbieter (mehr dazu hier).

"Kaufhaus Österreich" war ein Flop

Der Onlineeinkauf bei österreichischen Händlern ist vor allem ohne Anhaltspunkt umständlich – ein Problem, das das "Kaufhaus Österreich" im vergangenen Jahr hätte lösen sollen. Damit wollte die Regierung eine Plattform für Produkte österreichischer Händlerinnen und Händler schaffen. Herausgekommen ist allerdings nur ein Link-Verzeichnis unterschiedlichster Webshops. Die unübersichtliche Sammlung war ein Flop, das Projekt wurde nach rund zwei Monaten wieder eingestellt.

Auch aus rechtlichen Gründen – die Wirtschaftskammer wollte das Projekt nicht betreiben, das Wirtschaftsministerium durfte es als Regierungsorgan nicht. Mittlerweile fungiert die Webseite des "Kaufhaus Österreich" als Ratgeber für Unternehmen zur Einrichtung eines Webshops. (Muzayen Al-Youssef, 5.12.2021)