Rund acht Jahre nach der Fertigstellung des DC Tower 1, Österreichs höchsten Gebäudes, wird ab dem Frühjahr nun sein ursprünglich geplanter Zwilling DC 2 errichtet. "Die Tiefbauarbeiten wurden vergeben, der Baustart wird im Februar oder März erfolgen", teilt die S+B-Gruppe dem STANDARD mit. S+B wird den 175 Meter hohen Turm im Auftrag des Investors Commerz Real errichten.

Die Fassade von DC 2.
Visualisierung: S+B

Dass DC 2 nicht ganz so hoch wird wie DC 1 (der 220 bzw. 250 Meter inklusive Antenne in die Höhe ragt), war schon von vornherein klar, denn das sahen die ursprünglichen Pläne von Dominique Perrault für die beiden Türme vor. DC 1 wurde von 2010 bis Ende 2013 von der Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum (WED) gebaut, an der zahlreiche Banken, allen voran die Bank Austria, beteiligt waren. Die Eröffnung des reinen Gewerbeturms (hauptsächlich Büro und Hotel) fand im Februar 2014 statt.

Das ganze Turm-Ensemble, wie es dereinst einmal aussehen sollte (v. li.): DC 1, DC 2, DC 3 und Danube Flats (dahinter versteckt sich das Hochhaus Neue Donau).
Visualisierung: S+B

In der Zwischenzeit wurde von S+B der DC Tower 3 in Angriff genommen, der 110 Meter hoch werden und Kleinwohnungen für Studierende beinhalten wird. Er hat schon die Dachgleiche erreicht und wurde bereits an Investoren verkauft. Das von Dietrich Untertrifaller Architekten geplante Hochhaus war nicht Teil des ursprünglichen DC-Ensembles und sieht deshalb auch ganz anders aus als DC 1; auskragende dreieckige Fassadenteile dominieren das Erscheinungsbild.

Segen des Fachbeirats

Und auch DC 2 darf ganz anders aussehen als DC 1, das hat Anfang 2020 der Wiener Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung quasi amtlicherseits abgesegnet (DER STANDARD berichtete). Wie es dazu kam: DC 2 wird kein reiner Gewerbeturm, sondern auch rund 470 Mietwohnungen Raum geben. Wohnungen brauchen heutzutage aber Freiräume in Form von Balkonen oder Loggien, sonst sind sie kaum verwertbar. Deshalb tüftelte die S+B-Gruppe gemeinsam mit dem Architekten und dem Investor schon seit einigen Jahren herum, wie die Fassade für diese Freiräume geöffnet werden könnte.

Zunächst behielt man die "Edelsteinoptik" von DC 1 noch bei und durchbrach die Fassade lediglich wie ein Sieb.

Entwurf von 2019: DC 2 noch in Edelsteinoptik, aber schon mit durchbrochener Fassade.
Visualisierung: S+B

Schon hier war aber klar: DC 2 würde sich vom Zwilling zu einem nur noch entfernten Verwandten von DC 1 entwickeln. Dies sowie die Tatsache, dass auch rundherum weitere große Entwicklungen stattfanden und -finden (neben DC 3 wird auch an den Danube Flats auf der anderen Seite der Reichsbrücke schon gebaut), nahm dann auch der Fachbeirat zum Anlass, um zu sagen: Man sollte vom ursprünglichen Zwillingsturmkonzept sogar abgehen.

Zwischenentwurf von 2020: Die Zwillingsoptik ist weg, DC 2 schimmert nun gülden.
Visualisierung: S+B

Der Zwilling wurde also fallengelassen, was zu heftigen Diskussionen führte. In einer Visualisierung von Anfang letzten Jahres schimmert die Fassade von DC 2 dann plötzlich gülden, der "auseinandergebrochene Edelstein" verlor damit endgültig sein Gegenstück.

Von der goldenen Anmutung ist man mittlerweile aber wieder abgerückt – die bekommt nämlich nun DC 3 in einer etwas dezenteren Variante. DC 2 dürfte hingegen nach letztem Stand eine silbern schimmernde Fassade bekommen. (Martin Putschögl, 8.12.2021)