Es ist eine Frage des Standpunkts: Sind bis zu 600 Euro als Sanktion bei einem Verstoß gegen die Impfpflicht viel? Und in weiterer Folge: Ist der geplante Strafrahmen hoch genug, um impfskeptische Menschen dadurch zum Stich zu motivieren?

Der Gesetzesentwurf zur Impfpflicht sieht bis zu 600 Euro Strafe alle drei Monate vor.




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Für Gering- oder Normalverdienende, die meisten Studierenden oder auch für viele Pensionistinnen und Pensionisten dürfte dies einfach zu beantworten sein: Blöde Frage, natürlich ist das viel. Viel mehr als etwa eine Parkstrafe, die man schon mal riskiert, wenn man nur kurz in ein Geschäft springt, um etwas abzuholen – sofern der Shop nicht gerade wegen eines Lockdowns geschlossen ist.

Anders gestaltet sich die Sache natürlich, wenn man zu den kapitalstarken Schichten gehört. Da mögen 600 Euro nach wenig klingen – wie der Anfang eines Shoppingtrips zum Beispiel: Click and Collect geht ja auch in der Pandemie.

Das Problem bei einer generellen Strafhöhe von bis zu 600 Euro: Während die einen ihr Vermögen zusammenkratzen müssen, können sich diejenigen, die das nötige Kleingeld dafür haben, problemlos von der Impfung freikaufen. Um die Impfpflicht auch tatsächlich effektiv zu gestalten, braucht es daher Strafen, die alle gleichermaßen abschrecken. Dafür müssten sie deutlich vom Einkommen der jeweiligen Person abhängen. Sonst treffen sie nur jenen Teil der Bevölkerung, der in vielen Situationen sowieso das Nachsehen hat. (Oona Kroisleitner, 7.12.2021)