Karl Lauterbach ist nicht nur der Gesundheitsminister der Herzen. Der führende deutsche Corona-Erklärer, der von einer Talkshow in die nächste gereicht wird, übernimmt in der neuen deutschen Regierung nun auch tatsächlich dieses Amt. Das haben sich die Deutschen laut Umfragen mehrheitlich gewünscht, Neo-Kanzler Olaf Scholz gibt es ihnen.

Neo-Kanzler Olaf Scholz benennt Karl Lauterbach als neuen Gesundheitsminister.
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Warum Scholz und die SPD mitten in der Pandemie so lange zögerten, eine Person für dieses derzeit so wichtige Amt zu benennen, hat vor allem einen Grund: Lauterbach gilt als unbequem, sowohl außerhalb als auch innerhalb seiner Partei. Der Ex-Mascherlträger war immer schon auf Opposition gebürstet, egal ob die SPD in der Regierung saß oder nicht. Im Rennen um den SPD-Parteivorsitz setzte er alles auf eine Karte, fuhr einen harten Anti-Groko-Kurs und verlor den innerparteilichen Rückhalt samt dem Amt als Fraktionsvize.

Trotzdem hat Scholz ihn letztlich nominiert. Die Entscheidung ist pragmatisch. Erstens dürfte es nicht viel Konkurrenz gegeben haben. Zweitens kennt sich kein Politiker mit Corona besser aus als der Epidemiologe mit Harvard-Diplom. Einarbeitungszeit braucht er keine. Der Hardliner wird sich auch nicht scheuen, für Scholz den "bad cop" zu machen. Schon jetzt kann er nur unter Polizeischutz außer Haus.

Nun muss der entschlossene Kämpfer gegen die Pandemie noch auf dem politischen Schlachtfeld überzeugen. Nicht immer ist der genialste Fachmann auch der beste Minister. (Manuela Honsig-Erlenburg, 6.12.2021)