Farblich passend zum Oberteil holte Freeskier Matěj Švancer bei den Olympischen Jugend-Winterspielen in Lausanne eine Goldmedaille.

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Matěj Švancer ist kein Wunderkind. Die verlieren oft ihren Reiz, wenn sie erwachsen werden. Der Freeskier ist kein Knirps, der für sein Alter ein paar Tricks gut beherrscht. Der 17-Jährige ist einfach nur ein junger Weltklassesportler.

Aber selbst wenn er sich morgen zur Ruhe setzen würde, hätte Švancer einiges vorzuweisen. Drei Goldmedaillen hat er bisher errungen: eine bei den Olympischen Jugend-Winterspielen in Lausanne 2020, zwei bei der Junioren-WM im russischen Krasnojarsk 2021.

Noch nie dagewesene Tricks

Švancers Spezialität folgt dabei einer kühnen Strategie. Er startet regelmäßig mit Tricks, die in die Kategorie "never done before" fallen: Keiner hat sie vor ihm präsentiert. Zuletzt beeindruckte er damit beim Big-Air-Weltcup im US-amerikanischen Steamboat. Der Freeskier fuhr in einem Switch Triple Cork 13 verkehrt einen Dreifachsalto mit drei Schrauben. Im zweiten Durchgang triumphierte er mit einem Nosebutter Triple 19, einem Dreifachsalto mit fünfeinhalb Schrauben. Švancers Wagemut sollte sich auszahlen. Mit 90,5 und 98 Punkten holte er seinen zweiten Weltcupsieg.

Gold unter tschechischer Flagge

Bei so viel Kreativität, Können und vor allem Nervenstärke gilt Švancer 2022 bei den Winterspielen von Peking nicht umsonst als große Medaillenhoffnung für den Österreichischen Skiverband (ÖSV). Es wäre sein erstes Edelmetall für Österreich.

Das bisherige Gold gewann der Sportler unter tschechischer Flagge. In Prag geboren, lebt Švancer mit seiner Familie seit 2013 in Österreich. Seit 2017 trainiert der Teenager mit dem ÖSV, seit März 2020 ist er österreichischer Staatsbürger, seit Juni 2021 fährt er für Österreich. Und das mit großem Erfolg.

Matura wichtiger als Olympia

Der Nationenwechsel ist nicht der erste Seitenschritt in Švancers Leben. Seine Wintersportkarriere begann er mit alpinen Skirennen. Erst mit 13 wechselte er zum Freeskiing. Von seiner Skitechnik als Alpiner profitiert er dort genauso wie von Erfahrungen in Turnen und Akrobatik, die er noch in Tschechien gesammelt hat.

Der ÖSV hofft, von Švancers jugendlicher Kraft und vor allem von seinen Fans zu profitieren. Unbegründet ist das nicht, allein 40.000 Fans sehen Švancers Freeskiing-Tricks auf Instagram zu.

Der Einzige, der dem Hype nicht ganz traut, ist wohl Švancer selbst. Immer wieder betont er die Bedeutung seiner schulischen Ausbildung. "Die Matura ist mir wichtiger", sagte er in einem "Kurier"-Interview. "Zu Olympia kann ich 2026 auch noch." (Ana Grujić, 6.12.2021)