Brüssel – Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, hat sich für eine Reform der strengen EU-Regeln für Budgetausgaben ausgesprochen. Die Fiskalregeln müssten angepasst werden, um die wirtschaftliche Realität nach der Pandemie zu reflektieren, sagte Georgiewa am Montag.
"Die Anwendung der jetzigen Regeln würde eine unrealistisch große und kontraproduktive Belastung für einige hoch verschuldete Staaten darstellen", sagte die Ökonomin am Rande eines Treffens der Finanz- und Wirtschaftsminister der Eurozone.
Stabilitäts- und Wachstumspakt bis 2023 ausgesetzt
Seit Monaten wird in Brüssel eine mögliche Reform des sogenannten Stabilitäts- und Wachstumspakts diskutiert. Dieser sieht vor, dass EU-Staaten nicht mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung an Schulden aufnehmen. Budgetdefizite sollen bei drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gedeckelt werden.
Im Zuge der Corona-Pandemie mussten EU-Länder jedoch enorme Schulden aufnehmen, um die Folgen der Krise abzufedern. Daher wurde der Pakt bis 2023 ausgesetzt. Laut einer Mitteilung der Eurogruppe wird die Verschuldung der Euroländer in diesem Jahr 100 Prozent des BIP erreichen, die Defizitquote 7,1 Prozent.
Übergangsregelung möglich
Angesichts dessen fordern Staaten wie Frankreich oder Italien eine Reform. Sparsamere Länder – etwa die Niederlande oder Dänemark – sind dagegen. Georgiewa sagte, es werde schwierig sein, bis 2023 einen Konsens zu finden. Sie plädiert für eine Übergangsregelung.
Es sei wichtig, dass klimafreundliche Investitionen nicht "erstickt" würden, sagte Georgiewa. Der IWF empfehle deshalb, einen Klimafonds auf EU-Ebene aufzubauen. Der IWF prüfe zudem, ob eine Änderung der Schuldenquote von 60 Prozent ratsam sei. Insgesamt sprach sie sich dafür aus, die komplizierten Regeln zu vereinfachen und sie leichter umsetzbar zu machen. (APA, dpa, 6.12.2021)