Knapp 72.000 Menschen befinden sich derzeit in Schulungen.

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Wien – Aktuell sind 371.463 Personen in Österreich ohne Job gemeldet, davon 299.051 als Arbeitslose und 72.412 Personen in Schulungen. Im Vergleich zum vorigen Jahr sind damit rund 100.000 Menschen weniger ohne Job, aber im Vergleich zu 2019, also der Zeit vor der Corona-Krise, sind es 3.300 mehr, teilte das Arbeitsministerium am Dienstag mit. Zugleich sind 90.500 Menschen zur Kurzarbeit angemeldet. Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) erwartet hier noch einen Anstieg.

Weiterer Anstieg bei Kurzarbeit möglich

"Das Arbeitslosenniveau ist damit im Wochenvergleich gestiegen, dies entspricht dem üblichen Trend im Spätherbst, wenn auch in einem etwas höheren Ausmaß als in normalen Jahren", erklärte Kocher. Im Moment gibt es zwar weniger Arbeitslose aber deutlich mehr Menschen in Schulung als zum gleichen Zeitpunkt vor der Krise. "Wir haben unser Schulungsangebot seit Pandemiebeginn deutlich ausgebaut und Arbeitssuchende nutzen dieses auch sehr intensiv."

AMS-Chef Johannes Kopf brachte auf Twitter den Vergleich zwischen 2021 und dem Vorkrisenjahr 2019.

Firmen haben 90.504 Personen zur Kurzarbeit angemeldet. Das sei zwar noch ein sehr moderater Anstieg, "mit den rückwirkenden Anträgen ist jedoch ein starker Anstieg in der nächsten Zeit zu erwarten", warnt Kocher. Je länger Schließungen notwendig sind, desto mehr Kurzarbeit werde real nötig werden.

Gute Entwicklung

Der jüngste Lockdown traf den Arbeitsmarkt während einer kräftigen Erholungsphase. Seit Mai übertrifft die Zahl der offenen Stellen das Vorkrisenniveau, im Jahr 2020 war die Zahl der offenen Stellen laut Statistik Austria noch um 20 Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen. Die Zahl der sofort und nicht sofort verfügbaren offenen Stellen hatte sich im November 2021 laut Arbeitsmarktservice gegenüber dem Krisenjahr November 2020 bereits um zwei Drittel erhöht.

Dass die Arbeitslosigkeit im Vergleich mit der Vorwoche gestiegen ist, liegt laut Kocher auch an saisonalen Effekten. Die Arbeitslosigkeit steigt im Spätherbst typischerweise an. Im Winter lahmt etwa die Bauindustrie und auch in der Landwirtschaft sind in den kältesten Monaten weniger Menschen beschäftigt. Dafür hat die Gastronomie im Winter Saison – wenn nicht gerade Lockdown ist oder Reisen behördlich erschwert werden.

Langzeitarbeitslosigkeit

Auch wenn sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Wochen mehr oder weniger auf Vorkrisenniveau bewegt hat, sehen Experten dennoch Reformbedarf. Bei einer wissenschaftlichen Tagung Anfang Dezember verwiesen Arbeitsmarktexperten auf die hohe Langzeitarbeitslosigkeit. Von den älteren Erwerbslosen ab 45 Jahren suchen derzeit 54 Prozent länger als ein Jahr nach Arbeit. Bei Arbeitssuchenden mit gesundheitlichen Einschränkungen sind es 62 Prozent.

In diesen Daten zeigt sich, dass Ältere und gesundheitlich Beeinträchtigte von Unternehmen diskriminiert werden, betont Jörg Flecker von der Universität Wien. Das Problem sei strukturell und nicht erst durch die Pandemie entstanden. Nur 16 Prozent der Unternehmen stellten laut WIFO im Jahr 2017 Personen im Alter von über 50 Jahren ein und nur 13 Prozent solche mit gesundheitlichen Einschränkungen. Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet für die Betroffenen sehr oft Armutsgefährdung. (APA, red, 7.12.2021)