Innenverteidiger Jérôme Onguéné sieht den Druck beim Gegner.


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Die schlechte Nachricht: Ivica Vastić, Gilbert Prilasnig und Hannes Reinmayr werden am Mittwochabend nicht auf dem Salzburger Rasen stehen. Ohne diese Herren ist es noch keiner österreichischen Mannschaft gelungen, in der Champions League zu überwintern. Sturms sensationeller Gruppensieg 2000/01 ist singulär. Noch.

In den vergangenen zwei Jahren starb Salzburgs Traum vom Aufstieg ins Achtelfinale stets am letzten Spieltag der Gruppenphase. So gut wie vor dem Finalspiel gegen den FC Sevilla (21 Uhr) war die Ausgangslage für den europäisch als FC Salzburg firmierenden Bullenstall aber noch nie: Anders als vor zwei Jahren gegen Liverpool und vergangenen Herbst gegen Atletico Madrid reicht diesmal ein Unentschieden.

"Wir haben noch immer eine super Ausgangsposition", sagt Maximilian Wöber, der das zweite Duell mit seinem Ex-Klub wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade verpasst. Auch das ist eine schlechte Nachricht für Matthias Jaissle. Im ersten CL-Match mag Wöber noch angeschlagen und überfordert gewesen sein, danach war er monatelang Salzburgs verlässlichster Innenverteidiger. Auch Bernardo, Zlatko Junuzovic, Sekou Koita, Bryan Okoh und Albert Vallci fallen aus, Noah Okafor ist fraglich.

Gespenstisch

Wenn wir schon bei schlechten Nachrichten sind: Die Kulisse wird unwürdig sein. Der finanzielle Verlust durch das Geisterspiel mag für die gut situierten Salzburger verkraftbar sein, die fehlende Fan-Unterstützung schmerzt mehr. "Uns fehlt dadurch sicher ein mentaler Faktor, der die Mannschaft in gewissen Situationen noch einmal nach vorne pushen könnte", sagt Wöber.

Passend zur generellen Nachrichtenlage muss erwähnt werden, dass auch Tabellenplatz vier und das völlige Europacup-Aus noch möglich ist. Leader Lille hält bei acht Punkten, Salzburg hat sieben, Sevilla sechs und Wolfsburg fünf. "Die Konstellation ist schon ein Wahnsinn", sagt Trainer Jaissle. Sein einstiger Torgarant Karim Adeyemi erlebt das erste Tief seiner jungen Karriere, er hat seit einem Monat nicht mehr getroffen.

Gefährlich

Sevilla ist übrigens Zweiter der spanischen Liga, hat drei der letzten vier Spiele gewonnen, nur Tabellenführer Real Madrid war mit 1:2 eine Nummer zu groß. Salzburg dagegen hat von den letzten sieben Spielen nur zwei gewonnen. Schlechte ... ach, eh schon wissen. Genug des Schwarzmalens, Salzburg hat sich seine Ausgangslage ja nicht erwürfelt. Gegen die Andalusier hat man sich schon bewiesen, das 1:1 im September hätte gut und gerne ein Sieg sein können, die Bullen verschossen damals zwei Elfer.

Und die Verletzungsmisere, so beklagenswert sie sein mag, trifft immerhin nicht die Mannschaft mit dem dünnsten Kader. Jaissle rotierte beim 2:1 gegen Hartberg dezent, einige Leistungsträger nehmen den großen Showdown erfrischt in Angriff. Andere spielten durch, zum Beispiel Jérôme Onguéné, dem derzeit das Kompensieren von Wöbers Abwesenheit in der Innenverteidigung zufällt. Er sagt: "Ich denke, dass der Druck für Sevilla deutlich größer ist als für uns. Sie sind als Gruppenfavorit gestartet."

Der größte Trumpf ist am Ende natürlich die Ausgangslage. Um auf eingangs erwähnte Großtat zurückzukommen: Auch Sturm reichte damals, 2000, ein Punkt. Man bekam ihn mit einem 2:2 gegen Galatasaray Istanbul. (Martin Schauhuber, 7.12.2021)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Gruppenspiel der Fußball-Champions-League am Mittwoch in Wals-Siezenheim:

Gruppe G, 6. und letzte Runde: Red Bull Salzburg – FC Sevilla (Red Bull Arena, 21.00 Uhr/live ServusTV, Sky und DAZN, SR Vincic/SLO)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Onguene, Ulmer – Sucic, Camara, Aaronson, Seiwald – Adeyemi, Okafor

Ersatz: Mantl, Walke – Piatkowski, Guindo, Ludewig, Capaldo, Bernede, Diambou, Kjaergaard, Adamu, Sesko, Simic

Es fehlen: Bernardo (Knieoperation), Wöber (Muskelfaserriss in der Wade), Junuzovic (Fersenprobleme), Koita (Kreuzbandriss), Vallci (Achillessehnenriss), Okoh (Kreuzbandriss)

Fraglich: Okafor (nach Oberschenkel-Verhärtung)

Sevilla: Bono – Montiel, Kounde, Diego Carlos, Rekik – Jordan, Fernando, Rakitic – Ocampos, Rafa Mir, Papu Gomez

Ersatz: Dmitrovic, A. Gonzalez – Augustinsson, Valentino, Juan Maria, O. Torres, Delaney, O. Rodriguez, Juanlu, Luismi, El Haddadi, Romero

Es fehlen: Navas (Quadrizeps-Verletzung), Acuna (Oberschenkelverletzung), Suso (muskuläre Probleme), En-Nesyri (Muskelfaserriss), Lamela (Schulteroperation)

Parallelspiel: VfL Wolfsburg – OSC Lille (21.00 Uhr/live DAZN)