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Für Trainer Xavi (li) und den FC Barcelona steht am Mittwoch in München viel auf dem Spiel.

Foto: REUTERS/Nacho Doce

München – Am Mittwochabend steht fest, ob der FC Barcelona die Gesetzmäßigkeiten der Fußball-Champions-League tatsächlich außer Kraft gesetzt hat. Denn lassen die Katalanen beim ersatzgeschwächten und bereits für das Achtelfinale qualifizierten FC Bayern München Punkte liegen, und gewinnt Benfica Lissabon zuhause gegen Schlusslicht Dynamo Kiew, wäre das sportlich wie wirtschaftlich verheerende Ausscheiden des wankenden Großclubs schon nach der Gruppenphase Gewissheit.

Seit der Saison 2003/04, als Barca über die Liga die Qualifikation verpasst hatte, stand man in jedem darauffolgenden Jahr zumindest im Achtelfinale. Darunter: vier teils imposant errungene Titel und fünf Halbfinal-Teilnahmen. Diese Hochzeit ist schon länger vorbei, doch steht nun an einem kalten Münchner Mittwoch weitere Reputation und natürlich viel Geld auf dem Spiel. Der finanziell am Boden liegende Club hat mit dem Viertelfinale budgetiert. Bis zum Erreichen dieser Phase schüttet die UEFA weitere 20,2 Mio. Euro aus.

Will sich Barcelona im Wintertransferfenster nicht nur mit Leihspielern wie zuletzt auch Yusuf Demir verstärken, wäre ein Teil dieses Geldes also mehr als recht. Dass das nunmehr von der Clubikone Xavi gecoachte Team überhaupt noch Achtelfinal-Chancen hat, liegt daran, dass nach den 0:3-Schlappen gegen Bayern bzw. Benfica sieben Punkte geholt wurden. Zwei 1:0 gegen Kiew und zuletzt ein 0:0 gegen Benfica. Galaauftritte schauen freilich anders aus. Für Xavi geht es in München auch darum, "Geschichte zu schreiben. Es wäre der erste Sieg von Barcelona in München". Die Bayern seien eines der besten Teams der Welt. "Ich habe den Spielern gesagt: Der Druck liegt auf mir und sie sollen frei aufspielen", sagte Xavi.

Bayern mit Verletzungsproblemen

Ein Gala-Auftritt ist in München möglicherweise nicht zwingend notwendig. Die Bayern streben zwar nach der perfekten Gruppenphase mit 18 Punkten, treten aber mit einer langen Verletztenliste an. Serge Gnabry, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer, Josip Stanisic und Eric Choupo-Moting fallen allesamt aus. Weitere Schlüsselkräfte werde er nicht schonen, meinte Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Er entkräftete damit die größten Befürchtungen von Benfica. "Wir werden mit der besten verfügbaren Mannschaft antreten. Schönen Gruß nach Lissabon, keine Sorge."

Angesprochen auf Barcelona, fand Nagelsmann höfliche Worte. "Sie können viel leisten, haben nach wie vor Weltklasse-Spieler. Sie sind tabellarisch unter Druck und müssen gewinnen, sie werden alles geben, was dem Spiel gut tut." Es gehe seinem Team nicht um das Aus des Gegners, sondern um drei Punkte. "Ich sehe sie aber nach wie vor als Kandidat auf den Titel." Wahrscheinlicher jedoch ist ein frühes Exit-Szenario. Vor 21 Jahren schied Barca zuletzt schon nach der CL-Gruppenphase aus. Xavi war damals als 20-Jähriger dabei.

Spannende Salzburg-Gruppe

Ligakonkurrent Sevilla trittt in Salzburg ebenfalls zu einem Finalspiel an. Beim Gruppen-Letzten VfL Wolfsburg (5) und Tabellenführer Lille (8) ist dies ebenso der Fall. Die besondere Konstellation der Gruppe G macht es möglich, dass jedem Team ein Sieg zum Aufstieg aus eigener Kraft reicht. Selbst Wolfsburg, das bisher erst eine Partie (2:1 zuhause gegen Salzburg) gewonnen hat. Die Franzosen, zuletzt 1:0-Sieger gegen Salzburg, wären auch mit einem Punkt "durch".

"Es ist wahrscheinlich eines der wichtigsten Spiele in der jüngeren Vereinsgeschichte", sagte Wolfsburg-Trainer Florian Kohfeldt, der die Deutschen erst nach drei von sechs Spielen übernommen hat. "Ich kann sagen, dass ich absolut brennen werde und das auch auf die Mannschaft übertragen möchte."

Dieser Zusatz ist offenbar nötig in Wolfsburg. Denn in den Tagen seit einem 0:3 gegen Mainz beklagten sowohl Kohfeldt als auch Führungsspieler Maximilian Arnold, dass der VfL zuletzt viel von der "Energie" und "Intensität" verloren hätte, die ihn in der vergangenen Saison unter Oliver Glasner überhaupt erst in die Champions League gebracht haben. "Im letzten Jahr gab es Spiele, da sind wir auf den Platz und ich wusste, dass wir nicht verlieren werden. Das war jetzt nicht mehr der Fall", sagte Arnold.

Endspiel in Bergamo

Eng geht es hinter Manchester United in Gruppe F zu. Atalanta und Villarreal liefern sich ein Endspiel in Bergamo, den Spaniern genügt ein Punkt zum Aufstieg. Die Young Boys können vor ihrem abschließenden Auftritt im "Theatre of Dreams" zu Manchester zwar nicht mehr vom Achtelfinaleinzug träumen, streben aber drei Monate nach der Sensation von Bern (2:1) erneut nach einem Sieg – und hoffen auf eine Niederlage Atalantas. Nur so überwintern die Schweizer international. In Gruppe H liefern sich Titelverteidiger Chelsea und Juventus ein Fernduell um den Gruppensieg. Beide Teams sind längst für die K.o.-Runde qualifiziert. (APA, red, 7.12.2021)