Weihnachten ist traditionell das Fest der Familie. Man isst und feiert, hat es schön zusammen. So die Idee. In normalen Zeiten läuft es oft schon nicht so harmonisch ab, das Weihnachtsfest 2021 könnte aber für viele eine wahre Tour de Force werden – denn in den Familien haben sich Gräben aufgetan. Seit Jahresbeginn wird in Österreich gegen Covid-19 geimpft, und die Meinungen darüber gehen bekanntlich auseinander – zwischen denen, die der Impfung vertrauen, und jenen, die sich vehement gegen sie wehren. Anzunehmen, dass der Streit auch unter dem Weihnachtsbaum ausgetragen wird. Eine stille Nacht wird das wohl nicht.

Sich gut damit auseinanderzusetzen, wie man Verschwörungstheoretikern unter seinen Liebsten begegnet, zahlt sich also aus. Was sage ich Onkel Karl, der nicht an Corona glaubt? Oder Cousine Caroline, die denkt, die Impfung mache sie unfruchtbar? Eine entscheidende Frage wird auch sein: Halte ich das aus, oder muss ich mich distanzieren? Will ich wirklich mit meinem Schwiegervater, der meint, Bill Gates wolle die Menschheit kontrollieren, am Heiligabend Lieder singen?

Psychologen empfehlen für diese schwierige Situation: besser über Gefühle und Ängste reden als über Inhalte oder das Thema Corona überhaupt vermeiden und an Gemeinsames anknüpfen. Sie raten aber auch hinzuspüren, wie stark einen die Entfremdung belastet – und wenn der Kontakt gerade nicht möglich ist: das ganz klar auszusprechen. (Lisa Breit, 8.12.2021)