Das Rollenspiel "Fantasian" von Entwickler Mistwalker wurde von Apple 2021 als Spiel des Jahres in Apple Arcade ausgezeichnet.

Foto: Mistwalker

Adventures, Rollenspiele, Jump 'n' Runs oder auch Action-Games. Wirft man einen Blick in Apple Arcade, findet man tatsächlich ein buntes Potpourri an interessanten Spielen für Zwischendurch. Für 4,99 Euro im Monat, die der rund 190 Spiele umfassende Abo-Service kostet, befreit man sich zudem von lästigen In-Game-Käufen oder Werbebannern, die sich bei mobilen Spielen leider etabliert haben.

Es folgt ein Überblick über den Service, dessen Inhalte – und welche Spiele man in jedem Fall ausprobieren sollte.

Was ist Apple Arcade?

Seit September 2019 gibt es den Abo-Service von Apple, der für iOS, iPadOS, macOS und tvOS angeboten wird. Das heißt, man kann die Spiele unterwegs auf iPhone oder iPad spielen oder aber zu Hause am Mac oder via Apple-TV am Fernsehgerät. Gespielt wird je nach Spielgerät per Touchsteuerung, Maus und Tastatur oder auch einen kompatiblen Bluetooth-Controller.

Spiele werden nicht gestreamt, sondern auf das jeweilige Gerät heruntergeladen. Via Crossplay kann man jedoch auch von mehreren Plattformen auf die Spielstände zugreifen, das heißt, man kann unterwegs etwa ein Spiel am Smartphone starten – und wenn man zu Hause ist, dieses, sofern ebenfalls installiert, auf dem Mac oder am iPad weiterspielen.

Die Kosten für den Service betragen 4,99 Euro pro Monat oder 49,99 Euro im Jahr. Dank Familienfreigabe können bis zu fünf weitere Personen den Service mitnutzen. Voraussetzung für das Abo ist eine Apple-ID, Zugriff auf die Spiele erhält man via App Store unter dem Punkt "Arcade".

Große Auswahl

Klickt man sich erstmals durch das große Angebot an Spielen, scheint die Fülle an Games überwältigend. Diverse Chart-Listen, ein Überblick über neue Games und Sortierungen nach Genre erleichtern den Einstieg. Hat man sich ein wenig genauer umgesehen, bemerkt man auch schnell, dass viele Klassiker Apple Arcade befüllen.

"Den Großteil der Games gibt es schon seit dem Start", weiß Thomas Reisenegger von der PR-Agentur Future Friends Games. Der Exilösterreicher, der seine Zelte mittlerweile in London aufgeschlagen hat, publisht seit geraumer Zeit auch Indie-Games, zuletzt etwa Exo One, für diverse Plattformen. Den Apple-Arcade-Store durchsucht er deshalb regelmäßig – vor allem aus beruflichen Gründen. Das aktuell rund 190 Titel umfassende Angebot bekommt wöchentlich Nachschub spendiert. "Ältere Games erhalten auch immer wieder Updates," so Reisenegger.

Die Mischung aus Spielen für ambitionierte Gamer und Hobbyspieler stimmt laut dem Indie-Experten. "Gerade zum Launch des Service hat es vor allem neue Titeln von bekannten Publishern und Indie-Studios gegeben, die sich meiner Meinung nach eher an Hardcore-Spieler gerichtet haben, da man eher auf bekannte Industrienamen als auf vertraute Mainstream-Spielemarken gesetzt hat." Mittlerweile sei das Angebot aber dank Titeln wie Angry Birds Reloaded, Solitaire oder Crossy Roads+ sehr breit.

Spiele wie "Oddmar" gibt es meist auch für andere Plattformen. Wer allerdings selten auf PC oder Konsole spielt, dem wird das nicht auffallen.
Foto: Mobge Ltd

Bezahlen muss man für die Games nichts mehr, auch wenn manche davon aus der Free-2-Play-Ecke kommen. "Es gibt einige Spiele und Marken, die eigentlich Free-2-Play-Titel sind, für Apple Arcade scheinen aber alle ihre In-Game-Käufe entfernt zu haben." Ein gutes Beispiel dafür ist etwa Lego Star Wars Battles, das sich an dem erfolgreichen Multiplayer-Konzept von Clash Royale orientiert. Im Shop des Spiels schreit eigentlich alles nach In-Game-Käufen, wie im großen Vorbild, aber in Apple Arcade muss man stattdessen alles freispielen.

Den Service sieht Reisenegger auch für Entwickler attraktiver als etwa den PC-Store Steam, wo jede Woche hunderte Spiele erscheinen. "Auch die Tatsache, dass Apple Arcade im App Store prominent beworben wird, bedeutet, dass man viele Millionen Spieler erreichen kann, die keine Konsolen- oder PC-Spiele spielen, aber mit dem iPhone immer eine Spielekonsole in der Hosentasche haben."

Zielgruppe und Highlights

Tatsächlich gibt es für jeden Spielegeschmack etwas. Wer simple Spiele mag, kann in Angry Birds Reloaded die bekannten Vögel durch die Gegend schießen, anspruchsvollere Gamer können Körbe in NBA 2K22 werden oder im Action-Jump-'n'-Run Oddmar+ ihr Können unter Beweis stellen. Rennspiele, Adventures oder auch allein auf Multiplayer ausgelegte Spiele finden sich im Angebot. Wirklich schlecht sind nur die wenigsten Games – offenbar hat Apple hier eine gute Qualitätssicherung, was vielleicht den langsamen Nachschub erklärt.

Epische Games darf man sich in der Regel allerdings nicht erwarten. Die meisten Spiele sind für eine Spielzeit von etwa drei bis zehn Stunden ausgelegt – je nach Genre. Ausnahmen wie das von den ehemaligen Final Fantasy-Machern Mistwalker entwickelte Fantasian, das auch von Apple zum Spiel des Jahres auf der Plattform gekürt wurde, bringen mehr Spielzeit mit.

Generell finden sich sehr viele Portierungen bei Apple Arcade, die man teilweise schon viel früher auf anderen Plattformen gesehen hat. Wer also speziell am Indie-Markt ohnehin sehr aktiv ist, der kann sich den Weg zu diesem Abo eventuell sparen. Das meiste digitale Futter finden wohl Gelegenheitsspieler, die vielleicht aus Zeitgründen oder anderen Umständen keine Konsole oder einen Gaming-PC zu Hause stehen haben. Eine Runde Tetris Beat in der Homeoffice-Pause am Mac lädt hier genauso ein wie ein paar Runden im Knobelspiel Monument Valley+ kurz vor dem Schlafengehen.

Geschmäcker sind verschieden, aber die STANDARD-Redaktion hat sich für eine erste Orientierung auf der Plattform einige Titel herausgesucht, die den meisten Spielern gefallen sollten – sofern sie keine Aversion gegen das Genre haben. Es gibt natürlich noch zahlreiche Titel mehr, die eine Erwähnung verdient hätten, etwa Spaceland, Chameleon Run+ oder Overland, aber die werden Interessierte nach ein wenig Schmöker-Zeit sicher finden.

"South of the Circle"

In diesem Spiel steht die Story eindeutig vor herausforderndem Gameplay. In South of the Circle schlüpft man im Jahr 1964 in die Rolle von Peter, der sich zu Beginn in einem abgestürzten Flugzeug wiederfindet und in einem dichten Schneetreiben Rettung suchen muss. Rückblicke erzählen die Hintergrundgeschichte des Protagonisten und seiner Liebsten. Spielerisch warten wenige Herausforderungen. Man läuft in einem Schlauch von A nach B und muss in bestimmten Situationen reagieren – durch einen einfachen Knopfdruck.

Die interaktive Geschichte überzeugt vor allem durch ihre ambitionierten Sprecher, wunderbare Bilder, die oft aussehen wie Gemälde und einem stimmungsvollen Soundtrack. Man verliert sich gerne im Spiel, um herauszufinden, was am Ende mit Peter und seiner großen Liebe Clara passiert. Ein Tipp für geduldige Spieler, die auch mal entspannt am Abend eine spannende Geschichte erzählt bekommen wollen.

Wer einfach eine schöne Geschichte erleben will, in die er ab und zu eingreifen kann, der sollte sich "South of the Circle" anschauen.
Foto: State of Play

"Bleak Sword"

Man stelle sich vor, der bekannte Indie-Entwickler Devolver würde sich der Dark Souls-Formel annehmen. Das Ergebnis wäre wohl Bleak Sword, das allein wegen seiner reduzierten Optik neugierig macht. Das Action-Rollenspiel lehnt sich grafisch an alte 8-Bit-Titel an und fordert Spieler sehr schnell sehr stark. Ausweichen, parieren und auf Gegner einschlagen ist via Touch-Steuerung tatsächlich sehr fordernd, genau wie der Schwierigkeitsgrad generell.

Wer einmal stirbt, darf sich wie im großen Vorbild beim nächsten Versuch seine Ausrüstung zurückholen, sofern er das dazugehörige Level schafft. Obwohl aus mehreren Steuerungsmöglichkeiten gewählt werden kann und der erste Schwierigkeitsgrad noch verhältnismäßig human ausgefallen ist, sollten Bleak Sword vor allem ambitionierte Spieler angehen.

"Bleak Sword" ist eines der schwierigsten Games im Abo-Service.
Foto: Devolver

"Fantasian"

Die Fantasy-Science-Fiction-Welt von Fantasian liefert nicht die spannendste Hintergrundgeschichte oder die innovativste Spielidee, aber man merkt den Entwicklern an, dass sie ihr Handwerk schon seit Jahrzehnten beherrschen. Das stark an Final Fantasy erinnernde Spiel glänzt mit hübschen Hintergründen, einem wundervollen Soundtrack und fordernden, rundenbasierten Kämpfen.

Dem Genre entsprechend geht es um das Entwickeln der eigenen Gruppe, man kann Gegenstände auch kaufen und verkaufen und immer mehr Angriffe erlernen. Die Komplexität wurde der Plattform angepasst – und so gibt es etwa weniger Auswahlmöglichkeiten bei der Charakterentwicklung, und auch die Kämpfe sind zumeist eher simpel gehalten, dem Spielspaß tut dies aber kaum einen Abbruch, sofern man mit dieser Erwartungshaltung in dieses doch umfangreiche Spiel einsteigt.

MISTWALKER

"NBA 2K22"

Seitdem die Serie auf den Konsolen zu einer knallharten Simulation wurde, freut man sich als jemand, der wenig Zeit für das schönste Hobby der Welt hat, wenn man einigermaßen unkompliziert ein paar Körbe werfen kann. Die "Arcade"-Version von NBA 2K22 lässt genau das zu und sieht zudem noch sehr gut aus.

Sogar der Story-Modus hat es ins Spiel geschafft, und wer doch ein wenig ambitionierter ist, der kann dank eines Controllers noch genauer auf dem Court agieren. Aufgrund der Anforderungen des Spiels lohnt in jedem Fall ein neueres iOS-Gerät oder alternativ Apple TV.

"Legends of Kingdom Rush"

Die Kingdom Rush-Reihe feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum und hat in dieser Zeit zahlreiche Fans gewonnen. Selten wurde ein Tower-Defense-Game spielerisch so gut und optisch so ansprechend inszeniert wie hier. Im Gegensatz zu den erwähnten Strategiespielen, von denen sich zumindest der zweite Teil in Apple Arcade findet, wurde für den Abo-Service von Entwickler Ironhide Game Studio das Game Legends of Kingdom Rush geschaffen.

Dieses Spin-off ist als rundenbasiertes Strategiespiel angelegt, bei dem der Spieler immer mehr Figuren aus dem bekannten Universum freischaltet. Mit Magier, Krieger und Bogenschütze geht es dann gegen die unterschiedlichsten Feinde, bis man nach ein paar Stunden, hoffentlich gut ausgerüstet, vor dem Endgegner steht. Das Genre ist dankbar für ein mobiles Spiel beziehungsweise für kurze Sessions. Grafik und Sound sind, wie von den Entwicklern gewohnt, liebevoll in Szene gesetzt, und auch spielerisch warten ausreichend Herausforderungen, ohne zu komplex zu werden.

Das Rollenspiel lehnt sich bei Setting und Charakteren sehr an die bekannte "Kingdom Rush"-Serie an.
Foto: Ironhide

"Lego Star Wars Battles"

Das stark an Clash Royale erinnernde Multiplayer-Spiel Lego Star Wars Battles lässt zwei Spieler in einer kleinen Arena gegeneinander antreten. Ziel ist, die feindliche Basis zu zerstören, die am anderen Ende des Bildschirms steht. In die Schlacht geschickt werden je nach Seite Sturmtruppen und AT-ATs beziehungsweise Ewoks und Luke Skywalker. Nach und nach schaltet man immer mehr Einheiten frei und verdient auch Verstärkungen, um die Einheiten effektiver zu machen.

Im Gegensatz zu vergleichbaren Spielen muss man sich die Verstärkungen tatsächlich erspielen und kann beziehungsweise muss diese nicht mit Echtgeld kaufen. Sich so in der Rangliste nach oben zu spielen ist demnach viel belohnender. Dazu gibt es die echten Soundeffekte des Franchise und putzige Animationen im Lego-Stil.

Warner Bros. Games UK & Ireland

"Yaga"

Dieses an Diablo erinnernde Action-Rollenspiel versetzt euch in eine wunderschöne Welt, die es von bösen Dämonen zu befreien gilt. Mit immer stärker werdenden Waffen und neuen Spezialattacken stellt ihr euch der wachsenden Gegnerschar immer effektiver. Hinzu kommen eine Prise Humor und wunderbare Sprecher, die dem Spiel zusätzliches Leben einhauchen. Ein Spiel, das auch auf Konsolen hätte erscheinen können.

"Roundguard"

Viele Handyspieler werden Peggle kennen. Das Verschießen von Kugeln, die dann bestimmte Ziele treffen müssen, findet seit Jahren großen Anklang bei Gelegenheitsspielern. Roundguard kombiniert diese Idee mit kleinen Rollenspielelementen. Gegnerische Hindernisse können den Spieler beispielsweise vergiften, an manchen Stellen verstecken sich Gesundheitstränke.

Das Konzept verfeinert die ohnehin spaßige Formel von Peggle und fordert so auch Spieler, die mehr Zeit mit dem Spiel verbringen wollen. Das Spiel ist auch für andere Plattformen verfügbar, aber speziell mit Touch-Oberfläche spielt sich Roundguard besonders rund.

"Roundguard" fordert in späteren Levels auch Tüftler.
Foto: Wonderbelly Games

"Sayonara Wildhearts"

Das mit mehreren Preisen ausgezeichnete Rhythmusspiel versetzt den Spieler in eine bunte Neonwelt, die mit mehreren Gefährten durchfahren werden muss. Sowohl das Aufsammeln von Herzen als auch das gelegentliche Drücken von Tasten im richtigen Moment kann spielerisch nicht allzu stark fordern. Warum man trotzdem dranbleibt, ist die fast hypnotische Art, die das Spiel visuell und akustisch zu bieten hat.

Ist man einmal im Flow, fühlt sich Sayonara Wildhearts wie ein spielbares Musikvideo an, bei dem man regelmäßig ein Lächeln auf den Lippen hat. Ein Wohlfühlspiel, das man einmal ausprobiert haben sollte.

"Oceanhorn 2"

Wer ein Zelda-artiges Spiel auf iOS spielen will, der kommt an diesem Game nicht vorbei. Teilweise sehr frech von dem bekannten Nintendo-Titel abgekupfert, dürfen Spieler auch hier eine Welt erkunden, immer stärkere Gegner besiegen und diverse Puzzles lösen. Das Rad erfindet Oceanhorn 2 in keinem Aspekt des Spiels, aber es wird fleißig von vergleichbaren Titeln geborgt.

Die 3D-Welt lädt zum Erforschen ein, der Held wächst einem im Laufe des Spiels ans Herz. Insgesamt keine dem Original gefährlich werdende Konkurrenz, aber wer keine Switch zu Hause hat, um das großartige Breath of the Wild auszuprobieren, der hat hier eine spannende Alternative.

Cornfox & Bros.

"Mini Motorways"

Der Straßenbausimulator kann in diesen Zeilen nie so gut verkauft werden, wie er das verdienen würde. Das zunächst einfache Verbinden von zwei Gebäuden mit einer Straße wird im Laufe des Spiels immer komplexer. Der Verkehr muss in jedem Fall am Laufen gehalten werden, und was wenig attraktiv klingt, ist schon nach kurzer Zeit ein Grund, das iOS-Gerät nicht mehr aus der Hand zu legen.

Das Spiel eignet sich auch perfekt für kurze Pausen, und dank regelmäßiger Herausforderungen, die immer wieder im Spiel auftauchen, kann man auch über Wochen und Monate an Mini Motorways dranbleiben. (Alexander Amon, 11.12.2021)