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Der 59-jährige Regierungskritiker Khashoggi hatte 2018 einen Termin in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul. Diesen überlebte er nicht.

Foto: AP / Hasan Jamali

Paris/Istanbul – Saudi-Arabien hat die Festnahme eines mutmaßlichen Verantwortlichen für die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten und Regimekritikers Jamal Khashoggi in Paris scharf verurteilt. "Der fragliche Bürger hat keinerlei Verbindung zu der Angelegenheit", erklärte die saudi-arabische Botschaft in Paris am Dienstagabend auf Twitter. Die Verantwortlichen für den Mord seien in Saudi-Arabien bereits verurteilt worden, der Mann müsse sofort freigelassen werden.

Die französische Grenzpolizei hatte am Dienstagmorgen am Flughafen Roissy einen Mann festgenommen, der sich nach Angaben aus Justizkreisen für einen Flug nach Riad als 33-jähriger Khalid A. ausgewiesen hatte. Er sei wegen eines internationalen Haftbefehls festgehalten worden, den die Türkei veranlasst habe. Er solle am Mittwoch der französischen Justiz vorgeführt werden, hieß es weiter.

Saudi-Arabien: "Hunderte mit demselben Namen"

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Saudi-Arabien sitzt der in Verbindung mit dem Khashoggi-Fall stehende Khalid A. jedoch dort im Gefängnis. "Es gibt Hunderte von Saudis mit genau demselben Namen. Es ist ein riesiger Stamm, der im Königreich verbreitet ist."

Am Dienstagabend liefen laut französischen Sicherheitskreisen noch Überprüfungen, um sicherzustellen, dass die Identität des Festgenommenen korrekt ist und der Haftbefehl auf ihn zutrifft. Die französischen Behörden dürfen den Mann dafür rechtlich gesehen bis zu 48 Stunden festhalten. Sollte es sich um den Gesuchten handeln, könnte es Wochen dauern, bis Richter eine Auslieferung an die Türkei geprüft haben.

Reporter ohne Grenzen: "Bewährungsprobe"

Die Organisation Reporter ohne Grenzen begrüßte die Festnahme und sprach von einer "Bewährungsprobe" für die involvierten Länder, sagte der Türkei-Vertreter der Organisation, Erol Önderoglu, der dpa am Mittwoch.

In Istanbul läuft ein Verfahren gegen A. und 25 weitere saudische Staatsbürger. Der Prozess galt bisher als symbolisch, weil er in Abwesenheit der Angeklagten geführt wurde. Sollte A. in die Türkei ausgeliefert werden, sei das ein Test für die Istanbuler Staatsanwaltschaft und die türkische Regierung, die versuche, ihre Beziehungen zu Saudi-Arabien wieder zu verbessern, so Önderoglu.

In türkischer Botschaft ermordet

Der 59-jährige Regierungskritiker Khashoggi war am 2. Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in der türkischen Metropole Istanbul ermordet worden. Er hatte dort einen Termin zur Vorbereitung der Hochzeit mit seiner Verlobten, einer türkischen Staatsbürgerin. Nach offiziellen Angaben aus der Türkei und den USA wartete in der Vertretung ein 15-köpfiges Kommando, ermordete ihn und ließ seine Leiche verschwinden.

Sowohl ein Sondergesandter der Uno als auch der US-Geheimdienst CIA waren zu dem Schluss gekommen, dass Kronprinz Mohammed bin Salman direkt in Khashoggis Ermordung verwickelt war. Aus Riad wurde dies vehement zurückgewiesen, der Fall brachte aber den De-facto-Herrscher international massiv unter Druck.

Riad hatte 2018 nach wochenlangen Dementis schließlich zugegeben, dass Khashoggi "bei einem missglückten Einsatz zu seiner Festnahme" getötet worden sei. In einem Prozess in Saudi-Arabien wurden fünf Todesurteile verhängt, die später in Haftstrafen umgewandelt wurden. (APA, 8.12.2021)