Superheld und Rebellenführer Herwig Zamernik alias Fuzzman.

Foto: Lotter Label / Meixner

Faßmann ist weg, Fuzzman ist da. Der ÖVP-Bildungsminister geht, der Musiker Fuzzman veröffentlicht ein neues Album, so kann's gehen. Fuzzman ist der Nom de Guerre des Herwig Zamernik. Der ist seit 2005 eine verlässliche Größe in der heimischen Popmusik und hat davor als Mitglied von Naked Lunch oder dem metallischen Disharmonic Orchestra Fußabdrücke in der Musikwelt hinterlassen.

Als Fuzzman widmet er sich mit seiner lebenserfahrenen Band, den Singin' Rebels, einer perfiden Form der Schlagermusik, die auf dem neuen Album stellenweise gar ins Andächtige rutscht. Ganz gemächlich, so wie ein Erheiterter im Laufe eines sozialintensiven Abends von einem Ende der Bar ans andere gleitet.

Ermattete Hupe

Auf diesem Weg von A nach B entsteht das Album "Endlich Vernunft". Der Titel klingt wie ein politisches Statement, wie ein versteckter Aufruf, doch Fuzzman ist ein Superheld ohne höheren Auftrag; er tritt nicht an, um zu missionieren. Dazu sind er und die Rebels ein bisserl zu gemütlich gebaut. Allein schon der Klang von Alex Kranabetters Trompete macht das deutlich hörbar, klingt seine Hupe doch eher ermattet: Ein Horn, das zum Angriff bläst, ist das nicht. Zamernik ist also ein Chronist und kein Agitator, wiewohl er es seinen Texten nicht verbietet, die Reflexzonen denkender Menschen zu stimulieren. Hilft's nix, schadet's nix.

Fuzzman

Dabei fallen Zeilen ab, die in ihrer Beiläufigkeit eine erhebliche Treffsicherheit aufweisen: "Und wer räumt jetzt den Scheiß hier auf? / Die Party ist vorbei / alles nimmt seinen Lauf / und jeder war dabei / die Toten untern Teppich / die Leichen in die Erd / genauso haben wir's gelernt."

Frühstückswein und Siesta

Auch wenn Fuzzman da nicht den Faßmann meint, dessen türkise Familie und ihr Scherbenhaufen darf sich von solchen Zeilen gerne mitgemeint fühlen. Doch diese Musik nimmt ihren pädagogischen Auftrag nur sehr phlegmatisch wahr, macht zwischen Frühstückswein und Siesta erst einmal große Pause: Schon dass einem gerade einmal acht Lieder als Album verkauft werden, zeugt eher von sympathischer Hinterbänklerei. Eine Förderung von der Wirtschaftskammer geht sich so nicht aus.

Mit dem Hit des Werks "Weil ein Schlager vergeht" ist dann auch nur ein Lied inkludiert, das sich einen Zwischensprint zumutet, bevor die Rebels und ihr Anführer sich wieder im unteren Mitteltempo ausruhen.

Fuzzman

Seelenverwandtschaft

So etwas wie eine Seelenverwandtschaft mit der deutschen Band Element of Crime lässt sich da zwar sehr wohl ausmachen. Die mündet aber nicht darin, dass man von den Berlinern über die Maßen inspiriert wirkte oder sie gar kopierte, da sind die Themen und die Entstehungsorte der Musik doch zu unterschiedlich.

Dennoch, eine Schnittmenge gibt es: jene, dass beider Liedkunst mit zeitloser Weisheit glänzt und sie ihr Publikum nicht mit Kraftmeierei, sondern mit Charme und Witz um den Finger wickeln. Wie singt Fuzzman so schön? "Da ist doch nichts verkehrt." (Karl Fluch, 7.12.2021)