Staatssekretärin Andrea Mayer (Die Grünen): "Ich glaube, dass es inzwischen auch sehr viel Vertrauen gibt in die Kulturbetriebe."

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Mit dem Lockdown-Ende am Wochenende kann auch die Kultur wieder ihren Betrieb aufnehmen: Die von der Bundesregierung am Mittwoch verkündeten Öffnungsschritte ermöglichen Indoor-Veranstaltungen mit bis zu 2.000 Personen bei 2G und FFP2-Pflicht, wenn es zugewiesene Sitzplätze gibt. Bei Outdoor-Veranstaltungen ist die Obergrenze 4.000 Besucher. Ohne Sitzplätze liegt die Grenze indoor bei 25 Personen. Auch für Museen und Ausstellungshäuser gelten 2G und FFP2.

"Ich glaube, dass wir für die Kultur sehr gut verhandelt haben und dass es inzwischen auch sehr viel Vertrauen gibt in die Kulturbetriebe, wie sie auf die Pandemie reagieren und alle Vorgaben durchführen und kontrollieren", sagte Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Mittwoch der APA. "Dem wurde mit einem breiten Öffnungsschritt Rechnung getragen." Die neuen bundeseinheitlichen Regelungen beträfen die Kulturbetriebe in einer "Fast-Gesamtheit und einer Kapazität, die sich sehen lassen kann". Weiter schwierig ist die Lage nur bei Kulturveranstaltungen ohne zugewiesenen Sitzplätzen, hier sind indoor maximal 25 Personen, outdoor wie bei der Gastro maximal 300 Personen erlaubt.

Wer es kaum noch erwarten kann, für den geht es bereits am Sonntag (12. Dezember) im Wiener Konzerthaus oder dem Theater in der Josefstadt wieder los, die Wiener Staatsoper folgt beispielsweise am Montag (13. Dezember) mit "Don Giovanni". Am selben Tag werden auch die weiteren Bundestheater ihren Betrieb wieder aufnehmen. Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher zeigte sich zufrieden: "Das Versprechen der Öffnung hat gehalten."

Nichts wird es allerdings mit dem Opernball 2022. Er wurde wie im heurigen Jahr coronabedingt abgesagt, da der Ball "in der jetzigen Situation nicht durchführbar ist und auch ein falsches Signal wäre. Deshalb wird er nicht stattfinden", so Mayer.

Durch die Bank positiv

Quasi durch die Bank positiv wurden die Öffnungsschritte in der Kulturszene bewertet. "Die Kultureinrichtungen sind mit Sicherheit von allen Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, die sichersten. Der Kultursektor ist nicht der Pandemietreiber", unterstrich Konzerthaus-Direktor Matthias Naske. Ähnlich äußerte sich sein Kollege Stephan Pauly, Intendant des Wiener Musikvereins: "Ich bin sehr erleichtert, dass die Regierung dem Vorschlag der Kultur gefolgt ist, zusätzlich zum 2G-Nachweis nur das Tragen einer Maske vorzuschreiben." In seinem Haus stehen ab Montag bis zum Jahreswechsel mehr als 30 Konzerte am Programm.

Im Belvedere freut man sich, ab Sonntag wieder Besucher begrüßen zu können, gleichzeitig gab sich Generaldirektorin Stella Rollig vorsichtig. "Der Winter dauert ja noch eine Weile, und wir kehren jetzt zu Maßnahmen zurück, die wir bereits hatten. Ich persönlich hoffe daher sehr, dass die Menschen in ihrer individuellen Lebensgestaltung mehr Vorsicht walten lassen – sonst könnten wir vor Ende des Winters noch einen Lockdown haben."

Christian Dörfler, Betreiber des Wiener Haydn-Kinos und Fachverbandsobmann für Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer, zeigte sich kritisch. Vor allem für den Tourismus seien die Vorgaben ein schwerer Schlag, wenn etwa in Wien Hotellerie und Gastronomie nicht sofort aufsperren können. "Für mich als Kino- und Kulturbetrieb ist das jetzt nicht das große Problem, aber ich glaube, dass das nicht die beste Entscheidung war. Da hängt irrsinnig viel Wertschöpfung für das ganze Land dran."

Es gibt aber auch Unterschiede, wenn man von Bundesland zu Bundesland blickt. "Wir haben unter allen Umständen immer sofort versucht aufzusperren", sagte Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen, so werde man es auch nach Ende des aktuellen Lockdowns halten. Ungeachtet des Usus der Montagsruhe will er alle Häuser bereits am kommenden Montag öffnen. "Wir verstehen uns als regionaler Kulturdienstleister – ein Museum ist ein sehr sicherer Ort, in der Pandemie auch anregender, ein Hoffnungsort." Auch in Salzburg, der Steiermark, Vorarlberg und Niederösterreich hebt das Kulturleben wieder ab.

Im Burgenland und Kärnten will man unterdessen erst die regionalen Vorgaben abwarten, seien jene des Bundes doch die "Mindeststandards". Und in Oberösterreich geht der Lockdown unterdessen ohnehin bis zum 17. Dezember weiter. Was danach passiert und wie der weitere Öffnungsfahrplan konkret aussieht, werde in den kommenden Tagen fixiert. (APA, 8.12.2021)