Im Laufe des Tages sollte der Schneefall im Süden Österreichs und inneralpin wieder abklingen.

Foto: APA/EXPA/JFK

Ein starker Wintereinbruch hat in der Nacht auf Donnerstag Österreich großteils in Weiß getaucht, aber auch zu zahlreichen Unfällen und Straßensperren im Frühverkehr geführt. So schlitterte in Wien ein Linienbus in der Donaustadt gegen einen Mast – neun Personen wurden verletzt. Insgesamt gab es kaum ein Bundesland vom Burgenland bis Vorarlberg, das nicht von den Schneefällen betroffen war. Die Lawinengefahr war meist auf Stufe 3, in Tirol verbreitet auf 4.

Mehrere Verkehrsunfälle in Niederösterreich

In Niederösterreich führte der Schnee zu zahlreichen Verkehrsunfällen. Mehrere Fahrzeuge mussten geborgen werden. Der Schwerpunkt der bis Mittag etwa 140 Einsätze lag den Angaben zufolge im Bezirk Hollabrunn und südlich von Wien, betroffen waren aber so gut wie alle Bezirke. In höheren Lagen herrschte erhebliche Lawinengefahr. Von 44 Unfällen zwischen 6 und 8.45 Uhr ereigneten sich laut Polizei zehn im Bezirk Hollabrunn. Zweimal kamen Personen zu Schaden.

Am intensivsten fiel der Niederschlag laut Landespressedienst im Waldviertel und im Industrieviertel aus, wo in der Früh jeweils bis zu 15 Zentimeter Neuschnee gemessen wurden.

Lawinenwarnstufe 3

In Bezug auf die Lawinengefahr galt Stufe 3 auf der fünfteiligen Skala am Donnerstag in den Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göller-Gebiet und in der Rax-Schneeberg-Region oberhalb von 1.500 Metern. "Allen voran gilt es den Triebschnee zu beachten, der durch mehrmalige Windwechsel und Neuschnee in den erweiterten Ost- und Nordexpositionen entstanden ist bzw. weiter entsteht", hieß es im Bericht des Warndiensts. Eine Schneebrettauslösung könne bereits durch die geringe Zusatzbelastung eines einzelnen Tourengehers erfolgen. Im Semmering-Wechsel-Gebiet wurde das Risiko oberhalb der Waldgrenze als "mäßig" (Stufe 2) eingeschätzt, in den übrigen Regionen und in niedrigeren Lagen als "gering" (Stufe 1).

Busunglück in Wien

In Wien hatte die Berufsfeuerwehr mit etwa 15 wetterbedingten Unfällen zu tun, die aber, abgesehen von dem Busunglück, eher glimpflich verliefen. Der Bus war laut Gerald Schimpf, Sprecher der Berufsfeuerwehr gegen 6 Uhr am Heidjöchl im Bezirksteil Hirschstetten in den Masten geschlittert. Verletzt wurden der Lenker und acht Fahrgäste, einer davon schwer.

Bei den Wiener Linien gab es Behinderungen durch den Schnee nur bei den Bussen. U- und Straßenbahnen verkehrten planmäßig, sagte eine Sprecherin der APA. Der Schwerpunkt lag im Westen und Süden der Stadt. Im Lauf des Vormittags beruhigte sich die Lage aber, auch weil die Schneeräumung vorankam. Die Wiener Magistratsabteilung 48 war nach eigenen Angaben bereits seit 3 Uhr im Einsatz. "Dass dieses Wetter kommt, war ja absehbar", sagte eine Sprecherin der MA 48.

Im Burgenland rückten die Einsatzkräfte in der Nacht sowie in der Früh aufgrund des starken Schneefalls zu zahlreichen Fahrzeugbergungen aus. Betroffen waren vor allem die Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf. Hängengebliebene Pkws und Lkws gab es vereinzelt auch im Landesnorden, so die Landessicherheitszentrale zur APA. Die S31 Richtung Eisenstadt war bei Oberpullendorf gesperrt. Grund für die Sperre des Straßenabschnitts waren schlecht ausgerüstete Lkws, die den Zubringer blockierten. Bereits in den Morgenstunden kam es deshalb zu einer Sperre zwischen Oberpullendorf Nord – Stoob Süd und Neutal. In der Früh mussten Rettungssanitäter bereits ein paar Personen, die sich bei Stürzen verletzt hatten, versorgen.

Auch in der Steiermark mussten in der Nacht auf Donnerstag Fahrzeuge wie dieser Lkw auf der A2 geborgen werden.
Foto: EINSATZDOKU.AT/PATRIK LECHNER

"Schneechaos" in der Steiermark

In der Steiermark schneite es speziell in der südlichen Steiermark und auch in der Landeshauptstadt Graz. Der Norden war bereits davor in Weiß getaucht. Die Feuerwehren mussten zu mehreren Einsätzen ausrücken. So sprach die Feuerwehr in St. Stefan im Rosental im Bezirk Südoststeiermark beispielsweise von einem "Schneechaos auf der L203". Fahrzeuge konnten die Steilhänge der Ottersbacherstraße nicht mehr bezwingen. Dadurch blieben gleich mehrere Autos hängen, hieß es in der Aussendung der Einsatzkräfte.

Besonders im Raum Mariazell und in der nördlichen Oststeiermark wurde auf zahlreichen Straßenzügen eine Kettenpflicht für Fahrzeuge verhängt: So mussten sogar auf der Südautobahn (A2) Schwerfahrzeuge über 3,5 Tonnen sowohl zwischen Mooskirchen und Modriach als auch zwischen Pinggau-Friedberg und Aspang Schneeketten aufziehen. Schwere Unfälle blieben vorerst aus.

Stromausfälle in Vorarlberg

Ebenso war der äußerste Westen des Landes betroffen, auch Vorarlberg meldete Verkehrsbehinderungen und Feuerwehreinsätze. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Feldkirch (RFL) verzeichnete bis 7 Uhr 23 Einsätze, Hotspot war dabei der Großraum Feldkirch mit 14 Einsätzen. In einigen Gemeinden des Bezirks Feldkirch fiel laut ORF-Radio Vorarlberg in den Nachtstunden der Strom aus, in der Früh waren aber wieder alle Haushalte mit Elektrizität versorgt. Vom Stromausfall betroffen waren etwa die höher gelegenen Gemeinden Fraxern und Viktorsberg sowie der zu Zwischenwasser gehörige Ort Dafins. Bei Neuschneemengen von 20 bis 30 Zentimeter, lokal auch mehr, bezogen sich die Feuerwehreinsätze großteils auf abgeknickte Bäume, die Straßen verlegten, und auf von der Fahrbahn gerutschte Autos.

Die Vorarlberger Landeswarnzentrale schätzte die Lawinengefahr aufgrund der großen Neuschneemengen verbreitet als "erheblich" ein, das bedeutet Stufe drei auf der fünfteiligen Skala. Gerade in Steillagen seien spontane Locker- und Schneebrettlawinen möglich, diese könnten bereits durch geringe Zusatzbelastung ausgelöst werden. Im Rätikon und in der Silvretta wurde die Gefahrenlage oberhalb von 2.000 Metern sogar als "groß" (Stufe 4) beurteilt, hier können schon einzelne Wintersportler eine Lawine auslösen.

Lawinengefahr in Tirol hoch

In Tirol herrschte angesichts ergiebiger Schneefälle am Donnerstag weiter zum Teil große Lawinengefahr, also Stufe 4. Das betraf vor allem Gebiete im südlichen und westlichen Landesteil oberhalb der Waldgrenze. Ein besonderes schneebedingtes Einsatzaufkommen gab es in der Nacht auf Donnerstag sowie in der Früh indes nicht, wie es von der Leitstelle Tirol hieß. Auch relevante Verkehrsprobleme wurden nicht gemeldet.

Laut dem Lawinenwarndienst herrschte vor allem abseits der gesicherten Pisten eine heikle Situation. Triebschnee und schwacher Altschnee seien die Hauptgefahr. Schneebretter könnten in den besonders betroffenen Gebieten an vielen Stellen schon von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden. An Triebschneehängen in den Gebieten mit viel Wind seien spontane Lawinen möglich, vor allem solcher mittlerer Größe, warnten die Experten. Mit Freitag nehme die Lawinengefahr in Tirol dann tendenziell ab.

40 Einsätze in Kärnten

Auch in Kärnten kam es zu massiven Verkehrsbehinderungen: Wie die Landesalarm- und Warnzentrale mitteilte, wurden in der Früh rund 40 Einsätze wegen des Wetters verzeichnet. Diese verteilten sich aufs ganze Land, einerseits mussten hängen gebliebene oder von der Fahrbahn abgekommene Fahrzeuge geborgen werden, andererseits versperrten oft wegen der Schneelast umgestürzte Bäume die Straßen.

In Salzburg sorgten die Schneefälle bis zum Vormittag kaum für gröbere Einsätze. Das Landesfeuerwehrkommando berichtete von lediglich vier Fahrzeugen, die von der Straße rutschten und geborgen werden mussten. Auch Schäden oder Sperren durch die Schneelast – etwa abgebrochen Äste oder umgestürzte Bäume – waren zunächst nicht bekannt. Allerdings kam es kurz nach 6 Uhr im Gemeindegebiet von Radstadt (Pongau) zu einem Frontalzusammenstoß auf der Ennstalstraße (B320), berichtete die Polizei. Ein 49-jähriger Lenker war bei tiefwinterlichen Verhältnissen ins Schleudern geraten und gegen den entgegenkommenden Pkw einer 51-jährigen Frau geprallt. Beide Personen mussten verletzt ins UKH Schladming gebracht werden. (APA, red, 9.12.2021)