Was immer wir im Internet tun, hinterlässt Datenspuren, sagt Gerda Falkner, Politikwissenschafterin an der Universität Wien, im Podcast Edition Zukunft. Die US-amerikanische Wirtschaftswissenschafterin Shoshana Zuboff bezeichnete unsere Zeit daher bereits vor einigen Jahren als "Zeitalter des Überwachungskapitalismus". "Große Internetkonzerne arbeiten mit dem Geschäftsmodell, unsere Daten zu sammeln, daraus Prognosen über unser Verhalten zu entwickeln und diese Prognosen wiederum zu verkaufen", sagt Falkner. Internetkonzerne würden mit diesen Daten zum Teil mehr über uns wissen als unsere Freunde oder Familie.

Gerda Falkner ist Politikwissenschafterin der Universität Wien und Leiterin des Centre for European Integration Research, wo sie zur Rolle der EU in der Digitalen Revolution forscht.
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Diese Entwicklung sei laut Falkner höchst problematisch. Denn als Bürgerinnen und Bürger würden wir zunehmend von Techkonzernen und deren Interessen beeinflusst und manipuliert werden. Das Ziel: uns so lange wie möglich online zu halten und uns so viel wie möglich im Netz zu verkaufen.

Mehr Hassnachrichten

Langfristig gefährde dieser Überwachungskapitalismus die Demokratie, sagt Falkner. Denn er führe zu mehr Ungleichheit zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Unternehmen, etwa wenn Internetkonzerne zu übermächtig werden. Er führt aber auch zu mehr Falschnachrichten und Hassreden auf sozialen Medien. Die Konzerne hinter den Plattformen würden sich für die Inhalte meist nicht verantwortlich fühlen.

"Edition Zukunft – der Podcast" wird unterstützt vom neuen, vollelektrischen Škoda Enyaq iV. Die redaktionelle Verantwortung liegt beim STANDARD.

Falkner fordert unter anderem, das Datensammeln im Netz prinzipiell zu verbieten, Rechte auf Daten als wichtiges Gut für die Demokratie zu betrachten und ein neues Grundrecht auf Privatsphäre einzuführen. Im Podcast erklärt sie außerdem, wie das funktionieren soll, wie gefährdet die EU in der digitalen Welt ist und was jeder persönlich für den Datenschutz tun kann. (Jakob Pallinger, 10.12.2021)