Wasserstoff als Energieträger wird in einigen Branchen als Hoffnungsträger gesehen, um den ökologischen Fußabdruck etwa von Nutzfahrzeugen, aber auch Pkws zu verringern. Was die Luftfahrt betrifft, sind vor allem die großen Anbieter wie Airbus oder Boeing skeptisch. Dort ist man der Meinung, dass ein Wasserstoffflieger am ehesten auf der Kurzstrecke seine Nische finden wird.

Fly Zero: Ein Konzept für ein mit Flüssigwasserstoff betriebenes Flugzeug, das auch Langstrecke kann.
Foto: Aerospace Technology Institute

Forscher des Aerospace Technology Institute aus Großbritannien traten dieser gängigen Meinung nun entgegen. Sie präsentierten Anfang der Woche das Projekt "Fly Zero". Ein Konzept für ein mit Flüssigwasserstoff betriebenes Flugzeug, das auch Langstrecke kann, wie man verspricht. Es soll nonstop von London nach San Francisco fliegen können oder mit einem Stopp nach Auckland in Neuseeland. Und das mit "einer besseren Wirtschaftlichkeit als herkömmliche Flugzeuge", wie es heißt.

279 Passagiere sollen in der Maschine Platz finden.
Foto: Aerospace Technology Institute

Das Flugzeugkonzept zeige, dass ein emissionsfreies Flugzeug, das bis zu 279 Passagiere mit nur einem Zwischenstopp weltweit befördern kann, möglich ist, und zwar mit der gleichen Geschwindigkeit und dem gleichen Komfort wie die heutigen Flugzeuge, ließ man in einer Pressemitteilung wissen. Und vor allem: ohne CO2-Ausstoß. Das Flugzeug soll eine Spannweite von 54 Metern aufweisen und von zwei Turbofan-Triebwerken angetrieben werden, heißt es weiter. Das mittelgroße Fly-Zero-Konzept würde die Anforderungen eines Marktsegments zwischen Single-Aisle- und Großraumflugzeugen erfüllen, die zusammen für 93 Prozent der Kohlenstoffemissionen in der Luftfahrt verantwortlich sind.

Das Flugzeug soll eine Spannweite von 54 Metern haben und von zwei Turbofan-Triebwerken angetrieben werden.
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Die Motoren sollen ganz klassisch an den Tragflächen angebracht sein. Der Treibstoff, flüssiger Wasserstoff, werde in kryogenen Treibstofftanks bei etwa minus 250 Grad Celsius im hinteren Rumpf und zwei kleineren "Wangentanks" entlang des vorderen Rumpfs gelagert. Diese Wangentanks dienen auch dazu, das Flugzeug im Gleichgewicht zu halten, wenn der Treibstoff abbrennt, und machen zusätzliche aerodynamische Strukturen überflüssig, erklären die Forscher und weiter: Flüssiger Wasserstoff sei ein leichter Kraftstoff, der pro Kilogramm dreimal so viel Energie wie Kerosin und sechzigmal so viel Energie wie Batterien hat und bei dessen Verbrennung kein CO2 freigesetzt werde. Die Reichweite des Jets geben sie mit 9.720 Kilometern an. Weitere Details zum Fly-Zero-Flieger will man Anfang 2022 bekanntgeben.

Flüssiger Wasserstoff sei ein leichter Kraftstoff, der pro Kilogramm dreimal so viel Energie wie Kerosin und sechzigmal so viel Energie wie Batterien habe und bei dessen Verbrennung kein CO2 freigesetzt werde, heißt es von den Forschern.
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Bis etwa 2035 sollen Wasserstoffflugzeuge dann eine wirtschaftliche Alternative zur herkömmlichen Luftfahrt sein, so das Institut, das 2013 von der britischen Regierung und der dortigen Luftfahrtindustrie ins Leben gerufen wurde, um die heimische Branche zu stärken. Man ist überzeugt: Je eher andere Sektoren auf Wasserstoff umsteigen, desto stärker würden auch die Betriebskosten für solche Flugzeuge sinken, was den Umschwung in der Luftfahrt beschleunigen dürfte. Und: "Die Realisierung größerer Flugzeuge mit höherer Reichweite ermöglicht auch die Konzentration neuer Infrastrukturen auf weniger internationale Flughäfen, was den Aufbau eines globalen Netzes kohlenstofffreier Flüge beschleunigt und die Emissionen von Langstreckenflügen verringert." (red, 9.12.2021)