Georges Nagelmackers, Erbe der ältesten belgischen Bank, erkannte vor mehr als 150 Jahren das Potenzial des aufkommenden Massentourismus, der mit dem Glanz der Bourgeoisie in den Jahren der Belle Époque verbunden war, und erfand den wohl bekanntesten Luxuszug der Welt, den Orient Express, gefolgt von der Transsibirischen Eisenbahn. Nebenbei gründete er auch das Hotel Pera Palas in Istanbul, wo Agatha Christie ihren Kriminalroman "Mord im Orient-Express" schrieb.

Im Jahr 1883 eröffnete er außerdem den "Rom-Express", einen Zug, der England über die Côte d'Azur mit Italien verband und Reisenden eine für die damalige Zeit sehr avantgardistische Grand Tour bot.

Ab 2023 sollen sechs Züge unter dem Namen Orient-Express La Dolce Vita auf "ikonischen" Strecken durch 14 italienische Regionen unterwegs sein, die Rom mit Paris, Istanbul und Split verbinden sollen.
Foto: Orient Express

Nun soll der Orient-Express groß nach Italien zurückzukehren, dank einer Kooperation des Unternehmens, das seit 2017 unter der Kontrolle der französischen Gruppe Accor steht, mit Arsenale Spa, das im vergangenen Juni das "La Dolce Vita"-Projekt ins Leben gerufen hatte. Es soll, wie es heißt, ein Angebot für luxuriöses, langsames und nachhaltiges Reisen entlang historischer Strecken und symbolträchtiger Ziele auf der Halbinsel sein.

Hotel Orient Express

Ab 2023 sollen also sechs Züge unter dem Namen Orient-Express La Dolce Vita auf "ikonischen" Strecken durch 14 italienische Regionen unterwegs sein, die auch Rom mit Paris, Istanbul und Split verbinden sollen. In Italien soll der Zug auf insgesamt 16.000 Kilometern Gleisen unterwegs sein, von denen 7.000 nicht elektrifiziert sind.

Das Innere des Zugs wurde vom Mailänder Designstudio Dimorestudio gestaltet.
Foto: Orient Express

Rom kommt eine besondere Rolle zu, weil dort 2024 das Hotel Orient Express Minerva eröffnet werden soll. Es befindet sich im ehemaligen Palazzo Fonseca aus dem siebzehnten Jahrhundert, der im Besitz von Arsenale ist und dort in den nächsten fünf Jahren rund 230 Millionen Euro investieren möchte. Der Palazzo war einst ein Lieblingsort von Grand-Tour-Reisenden und Persönlichkeiten wie Herman Melville, Stendhal und George Sand. Das Hotel in Rom mit 93 Zimmern und 24 Suiten und einem Guerlain-Spa wird das erste der Marke sein, die weitere Eröffnungen in London, Paris, Mailand und Florenz plant.

Charme der 1960er

Gestaltet wurde das Innere der Züge vom Mailänder Designstudio Dimorestudio und versteht sich als eine Hommage an das römische "La Dolce Vita" der 1960er-Jahre. Die Einrichtung der zwölf De-luxe-Kabinen, der 18 Suiten, der Honor-Suite und des Restaurants erinnert an die Einflüsse der Meister des italienischen Designs der 1960er- und 1970e- Jahre.

Eine von insgesamt 18 Suiten, die im Zug untergebracht sind.
Foto: Orient Express

Die Reiserouten bieten Aufenthalte von einer bis drei Nächten: Im Norden macht "La Dolce Vita" in Venedig halt, aber auch die Region Langhe, Mantua und die Dolomiten stehen auf dem Reiseplan. Der Zug soll durch Umbrien fahren, bis nach Montalcino, Siena und Florenz, während im Süden Sizilien im Mittelpunkt stehen soll, mit einer Reise entlang der Westküste auf der Bahnlinie Palermo–Trapani. Die Strecke wird auch nach Matera und Kampanien führen, nach Neapel, Pompeji und Paestum. (red, 9.12.2021)

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