Auch die stark gestiegenen Preise an der Zapfsäule sorgten für die hohe Inflation im November in Deutschland.

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In den USA steigt das Preisniveau vor dem Weihnachtsfest.

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Die Inflation in den USA steigt auf geradezu schwindelerregende Höhen. Waren und Dienstleistungen kosteten im November um 6,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Juni 1982. Befragte Experten hatten mit diesem Anstieg gerechnet, nachdem die Inflationsrate im Oktober noch 6,2 Prozent betragen hatte. Auch in Deutschland liegt die Inflationsrate auf einem Dreijahrzehntehoch.

US-Präsident Joe Biden hat die Bürger bereits vorsorglich auf die schlechte Nachricht eingestimmt und zugleich vor überzogenen Befürchtungen gewarnt. Die Daten würden noch nicht die erwarteten Preissenkungen in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Doch die Notenbank Fed sieht das Inflationsphänomen mittlerweile nicht mehr als vorübergehend an. Sie gerät zusehends unter Zugzwang, ihren lockeren geldpolitischen Kurs früher zu verlassen als zunächst geplant.

Für die Zinssitzung am Mittwoch wird ein Beschluss erwartet, dass die Notenbank den Geldhahn früher zudrehen könnte: Sie dürfte das Tempo beim Abbau ihrer monatlichen Käufe im Rahmen ihres Anleihenprogramms beschleunigen. Diese könnten dann im Frühjahr komplett eingestellt werden, womit der Weg für eine frühere Zinserhöhung geebnet wäre.

Energie deutlich teurer

Hohe Preise für das Tanken und Heizen haben die deutsche Inflationsrate im November erstmals seit fast drei Jahrzehnten über die Marke von fünf Prozent getrieben. Waren und Dienstleistungen kosteten um 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, bestätigte das Statistische Bundesamt am Freitag. "Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt vor fast 30 Jahren", sagte Statistikamt-Präsident Georg Thiel.

Der anhaltende Preisschub kommt vor allem weiter von der Energie: Sie kostet um 22,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit 101,9 Prozent haben sich dabei die Preise für Heizöl binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt, während für Kraftstoffe wie Benzin um 43,2 Prozent mehr verlangt werden. Nahrungsmittel verteuerten sich mit 4,5 Prozent ebenfalls stark.

Im Zuge des Wiedervereinigungsbooms waren die Preise im Juni 1992 sogar um 5,8 Prozent gestiegen. Im Oktober 2021 war die Inflationsrate noch bei 4,5 Prozent gelegen, im September bei 4,1 Prozent.

Starker Reallohnverlust

Aus der hohen Inflation ergibt sich für viele Tarifbeschäftigte "ein ungewöhnlich starker Reallohnverlust", wie das Tarifarchiv des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) betonte. Das durchschnittliche Lohnplus dürfte sich heuer auf 1,7 Prozent belaufen, während die Preise im Schnitt um 3,1 Prozent zulegen sollen. Daraus ergibt sich ein Reallohnminus von 1,4 Prozent. Allerdings werde dieser Kaufkraftverlust durch steuer- und abgabenfreie Corona-Prämien in vielen Branchen abgemildert. Diese lagen zwischen 90 Euro in der Süßwarenindustrie und 1.300 Euro im öffentlichen Dienst der Länder.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Inflation inzwischen überschritten ist. So haben die Ölpreise zuletzt nachgegeben. Ab Jänner gesellt sich ein statistischer Bremseffekt hinzu, weil dann die Erhöhung der Mehrwertsteuer aus der Berechnung herausfällt. Auch rechnen Experten damit, dass die preistreibenden Materialengpässe nachlassen werden. (APA, red, 10.12.2021)