Lassina Zerbo, hier auf einem Treffen der internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien, wurde per Dekret zum neuen Ministerpräsidenten ernannt.

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Ouagadougou – Nach dem Rücktritt der Regierung in Burkina Faso hat Staatschef Roch Marc Christian Kaboré einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. Der ehemalige Generalsekretär der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO), Lassina Zerbo, sei per Dekret zum Nachfolger von Regierungschef Christophe Marie Joseph Dabiré bestimmt worden, sagte Regierungssprecher Stéphane Wenceslas Sanou am Freitag im Fernsehen.

Ein neues Kabinett soll in den kommenden Tagen präsentiert werden. Zerbo stand seit 2013 an der Spitze der in Wien ansässigen CTBTO. Im Sommer gab der 58-Jährige das Amt ab.

Schlechte Sicherheitslage übte Druck auf Regierung aus

Dabirés Regierung war am Mittwoch nach Protesten wegen andauernder Jihadistenangriffe in Burkina Faso zurückgetreten. Dabiré war seit Jänner 2019 Regierungschef. Nach der Wiederwahl des Präsidenten war er Anfang des Jahres im Amt bestätigt worden. Kaboré führt das Land wiederum seit November 2015. Zuvor musste sein Vorgänger Blaise Compaoré, der seit 1987 an der Macht war, wegen Protesten abtreten. Er hatte versucht, die Verfassung zu ändern, um sich im Amt zu halten.

In den vergangenen Wochen war allerdings der Druck auf die Regierung gewachsen. Anfang November hatte die Opposition "dringende Maßnahmen" angesichts der "Verschlechterung der Sicherheitslage" gefordert. Später waren zahlreiche Demonstranten in der Hauptstadt Ouagadougou auf die Straße gegangen, um die "Unfähigkeit" der Regierung anzuprangern, der dschihadistischen Gewalt, die das Land seit Jahren heimsucht, entgegenzuwirken. Durch die anhaltende Gewalt sind seit 2015 etwa 2.000 Menschen getötet und 1,4 Millionen weitere in die Flucht getrieben worden.

Das westafrikanische Burkina Faso gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Die meisten der Jihadistenangriffe ereignen sich in den nahe der Grenzen zu Mali und Niger gelegenen Regionen im Osten und Norden des Landes. Dort sind unter anderem Milizen aktiv, die mit dem Al-Kaida-Netzwerk oder der Jihadistenmiliz Islamischer Staat verbunden sind. Neben der dschihadistischen Gewalt kommt es auch immer wieder zu gewaltsamen Konflikten zwischen ethnischen Gruppierungen. (APA, 10.12.2021)