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Seit der Machtübernahme der radikal-islamistischen Taliban haben Frauen quasi ihre Rechte verloren und große Teile der Bevölkerung hungern.

Foto: AP / Petros Giannakouris

Kabul/Manila/Washington – Die 31 Geldgeber des derzeit eingefrorenen Treuhandfonds Afghanistan Reconstruction Trust Fund (ARTF) haben sich am Freitag (Ortszeit) auf den Transfer von 280 Millionen Dollar (248,38 Millionen Euro) für zwei Hilfsorganisationen in Afghanistan geeinigt. Wie die Weltbank als Verwalterin des ARTF mitteilte, soll das Geld wie erwartet an das Welternährungsprogramm (WFP) sowie Unicef gehen. Außerdem genehmigt wurden Darlehen für ein philippinisches Reformprogramm. Der Internationale Währungsfonds (IWF) machte in einem Beschluss den Weg frei, um den wirtschaftlich angeschlagenen Tschad weitere Kredite auszubezahlen.

"Diese ARTF-Mittel werden es Unicef ermöglichen, 12,5 Millionen Menschen mit grundlegenden und wichtigen Gesundheitsdiensten zu versorgen und eine Million Menschen zu impfen, während WFP in der Lage sein wird, 2,7 Millionen Menschen mit Nahrungsmittelhilfe und fast 840.000 Mütter und Kinder mit Ernährungshilfe zu versorgen", teilte die Bank in einer Erklärung mit. Sie betonte, dass die Organisationen über eine Präsenz an Ort und Stelle verfügten, um im Einklang mit den eigenen Richtlinien und Verfahren der Afghanen zu verfahren und direkt helfen zu können. 180 Millionen Dollar aus dem Treuhandfonds werden demnach für das WFP bereitgestellt, Unicef erhält 100 Millionen Dollar.

Extreme Hungersnot

Afghanistan steckt in einer schweren wirtschaftlichen und humanitären Krise, die sich im August noch verschärfte, als die Taliban das Land überrannten, die vom Westen unterstützte Regierung zusammenbrach und die letzten US-Truppen abzogen. Die USA und andere Geldgeber stellten nach der Machtübernahme durch die Taliban die Finanzhilfe ein, von der Afghanistan in den 20 Jahren des Krieges abhängig geworden war. Mehr als neun Milliarden Dollar der Hartwährungsguthaben des Landes wurden eingefroren.

Die Vereinten Nationen warnen davor, dass fast 23 Millionen Menschen – etwa 55 Prozent der Bevölkerung – nun mit extremer Hungersnot konfrontiert sind, auch weil jetzt der Winter in dem verarmten Binnenland Einzug hält. Die Verwendung von Geldern aus dem ARTF und deren Weiterleitung über das WFP und Unicef, die beide zur Uno-Familie gehören, wird als Möglichkeit gesehen, Mittel für die Grundversorgung in das Land zu leiten, ohne dass die USA Sanktionen verhängen müssen.

Reformprogramm für Philippinen

Wirtschaftlich angeschlagen sind auch die Philippinen. Aus diesem Grund genehmigte die Weltbank ein Darlehen in der Höhe von 600 Millionen Dollar (532,25 Millionen Euro) für ein Reformprogramm im südostasiatischen Land. Wie die Bank am Samstag mitteilte, soll sich damit die Wirtschaft erholen und wettbewerbsfähiger werden.

Die Reformen sollen mehr Menschen Zugang zu Telefonie und Internet ermöglichen und sowie den Zugang zu abgelegenen Bildungs- und Gesundheitsdiensten erleichtern. Die Philippinen würden bei ausländischen Direktinvestitionen in Bereichen wie dem Einzelhandel hinter anderen Ländern Ostasiens und des Pazifiks liegen, erklärte Ndiame Diop, der Länderdirektor der Weltbank für Brunei, Malaysia, die Philippinen und Thailand, und fügte hinzu, dass Reformen in diesem Sektor Investitionen anziehen könnten, indem sie die Wettbewerbsbedingungen für in- und ausländische Unternehmen anglichen.

IWF genehmigt Kredite für Tschad

Auch das afrikanische Land Tschad ist wirtschaftlich äußerst angeschlagen. Der IWF-Exekutivrat genehmigte eine auf drei Jahre erweiterte Kreditfazilität in Höhe von 570 Millionen Dollar (505,63 Millionen Euro) für den Tschad genehmigt. "Die makroökonomischen Aussichten haben sich weiter verschlechtert, mit größeren makroökonomischen Schwächen als zuvor angenommen und einem akuten Liquiditätsbedarf. Infolgedessen ist die Staatsverschuldung des Tschad nicht mehr tragbar", so Kenji Okamura, der stellvertretende geschäftsführende Direktor des IWF, am Freitag.

Die Entscheidung ermöglicht dem Internationalen Währungsfonds (IWF) die sofortige Auszahlung von 78,28 Millionen Dollar, teilte der Kreditgeber in einer Erklärung mit. Die Pandemie, die Volatilität der Ölpreise, die erhöhte Unsicherheit und eine sich abzeichnende Nahrungsmittelkrise aufgrund des Klimawandels hätten die ohnehin schon anfällige Wirtschaft des Tschad stark belastet, so der stellvertretende IWF-Direktor. Mit der beschlossenen Erweiterung des Kreditrahmens könne zumindest der Zahlungsbilanz- und Haushaltsbedarf des zentralafrikanischen Landes gedeckt werden. (APA, 11.12.2021)