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Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez (mitte) hat "Latinx" mit Sicherheit schon gehört, aber nur wenige US-Bürger mit lateinamerikanischen Wurzeln können dem Neologismus etwas abgewinnen.

Foto: AP/Jacquelyn Martin

Was das Gebiet progressiver Sprachbasteleien betrifft, ist uns Amerika als die Wiege woker Weltverbesserung immer noch Lichtjahre voraus. Jetzt warnt allerdings die Kolumnistin Megan McArdle in der Washington Post vor dem leichtfertigen Gebrauch des Wortes "Latinx", weil es sich als politisch kontraproduktiv erweisen könnte.

Zur Erläuterung: "Latinx" ist ein Neologismus, den fortschrittliche Geister gern im Mund führen, um die ekle Genderdifferenz, wie sie sich in "Latino" oder "Latina" sprachlich manifestiert, zu verhüllen. So weit, so toll, nur krankt es mit dem Latinx mehrfach. Erstens gibt es schon das neutrale "Hispanic", zweitens sind spanische Wörter auf -x eine rare Sache, drittens aber, und das ist das Wichtigste, hassen viele Latinxe, vor allem solche, die nicht an der Ivy League studieren, das Wort "Latinx" wie die Pest.

Gerade zwei Prozent bezeichnen sich selbst als Latinx. 30 Prozent vertrauen Politikern, die sie so nennen, weniger als denen, die dies nicht tun (eigentlich unfassbar, weil sich die Bewohner von Wien oder Tirol sicher gerne als Wienerinx oder Tirolerx anreden ließen, wenn es der guten Sache dient). Für die US-Demokraten stellt sich die Lage so dar, dass sie einen vermeintlichen moralischen Zugewinn qua Latinx eventuell mit der Maximalverprellung einer wichtigen Wählergruppe erkaufen müssen. Wird interessant zu sehen sein, für welche Sprachstrategie sie sich vor den Wahlen 2022 entscheiden. (Christoph Winder, 13.12.2021)