Wien – Das Austrian Fashion Board, eine Vereinigung der Modeschaffenden Österreichs, sieht sich wegen der vielen Lockdowns in eine prekäre Lage versetzt. "Die Vielfalt der österreichischen Modelandschaft ist in Gefahr", warnt das Board und fordert zusätzliche Hilfen von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Eine interne Branchen-Umfrage ohne große Modeketten hat laut Verbandsangaben ergeben, dass der Jahresumsatz seit Beginn der Coronakrise um bis zu 75 Prozent eingebrochen ist.

"Ein Überleben ist teilweise nur mit Nebenjobs möglich", schreibt das Board in einem offenen Brief an den Politiker. Auch bei allen Modeschaffenden, die B2B betreiben, sei der Umsatz aufgrund extrem verringerter Budgets drastisch gesunken. "Vier Kollektionen wurden seit Beginn der COVID-Maßnahmen entworfen, vorfinanziert, produziert und präsentiert, konnten aber nur zu einem kleinen Teil verkauft werden", wird beklagt. Nun könnte die Omikron-Variante einer weiteren, fünften Kollektion (Frühjahr/Sommer 2022) einen Strich durch die Rechnung machen, lautet eine große Sorge.

Eröffnungsshow der Vienna Fashion Week im September 2021
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Verflechtung der Branchen

Die Vereinigung verweist auf ihre enge Verflechtung mit der Kultur- und Gastronomie-Branche. "Kulturveranstaltungen und die Gastronomie funktionieren ohne Mode gut, nur umgekehrt ist es nicht so und der Verkauf läuft zeitverzögert an, da bei Öffnung zuerst Kultur und Gastronomie konsumiert werden." Homeoffice sei zwar zu begrüßen, senke aber die Verkaufszahlen bei der Mode: "Zum Beispiel fällt der Verkauf in der Mittagspause oder nach Büroschluss weg."

Alleine die Ballsaison sorge bei vielen Modeschaffenden für die Hälfte oder auch mehr vom Jahresumsatz. Der zweite Ballsaison-Ausfall in Folge wiegt somit besonders schwer für die Branche – ebenso wie viele verschobene Hochzeiten und große Feiern. Zudem falle die Vergütung saisonaler Ware in den Corona-Wirtschaftshilfen, wenn der Fixkostenzuschuss II ausläuft. Diese Hilfe habe aber Ausfälle der Branche "zum Teil" abgefedert.

Wenn keine Bälle stattfinden, dann fallen für viele heimische Modeschaffende die Aufträge weg: Hier eine Aufnahme vom Opernball 2020.
Foto: Karl Schöndorfer TOPPRESS

Man habe zwar Verständnis für die antipandemischen Maßnahmen. "Uns fehlt aber das Verständnis, warum eine sehr betroffene Branche nach wie vor voll umsatzbesteuert wird und nicht wie zum Beispiel die Gastronomie oder der Kulturbereich nur 5 Prozent Umsatzsteuer abführen darf. Eine weitere Ungleichbehandlung sehen wir in den unterschiedlichen Sätzen des Ausfallsbonus", schreibt das Austrian Fashion Board.

Die Forderungen: Reduktion der Umsatzsteuer auf 5 Prozent fürs gesamte Jahr 2022 und Anhebung des Ausfallsbonus III auf 40 Prozent für alle Modeschaffenden mit Sitz in Österreich – egal ob Designer oder Designerin, Maßschneiderin oder Maßschneider, Trachtenschneider oder Trachtenschneiderin, Modistin, Schuhmacher, Schnittentwicklerin, Schmuckmacher, Stricker oder Händlerin, so Obmann Marcos Valenzuela und Stellvertreterinnen. (Apa, 13.12.2021)