Zu Recht wird man in den Wiener Bezirken Margareten, Mariahilf und Neubau etwas mürrisch angeschaut, wenn man mit dem Toyota RAV4 parkplatzsuchend die Runden dreht, und die Häme ist einem gewiss, wenn man keinen findet. Das Auto ist einfach zu groß für die Stadt, zumindest gilt das der Logik der Umstände folgend für die Innenstadtbezirke. Vier Meter sechzig in der Länge, das ist erfreulich für diejenigen, die darin Platz nehmen, für andere Verkehrsteilnehmer kann das mitunter eine Zumutung sein.

Der RAV4 heißt schon so, der ist ernsthaft SUV, gerät also auch im Gelände nicht so rasch in Verlegenheit. Mit dem Plug-in-Hybrid stellt sich auch die Reichweitenfrage nicht. Wenn Elektro aus ist, nehmen wir Benzin.
Foto: Stockinger

Der RAV4 kann einiges, was ihn für das raue Leben auf dem Land prädestiniert, er steckt gröbere Geländeunebenheiten und wetterbedingte Widrigkeiten souverän weg, aber das finden ja oft auch die Leute in der Stadt ganz toll. Wie der Gehsteigkanten erklimmen kann!

Was den Toyota in dieser Ausformung tatsächlich für die Stadt praktikabel macht, ist der Plug-in-Hybrid: Die Batterien des Elektromotors lassen sich schnell an der Steckdose laden, das ist eine willkommene Ergänzung zum Benziner. In der Stadt: fantastisch. 75 Kilometer sind rein elektrisch möglich, das reicht in der Regel für die Wege eines Tages. 135 km/h macht auch der Elektromotor, genau genommen sind es zwei, damit lässt sich auch die Stadtautobahn befahren und selbst Baden bei Wien erreichen.

Foto: Stockinger

Der Charme des Platzes

Die Stärke liegt aber in der Variation der beiden Antriebe, wenn das System selbst entscheidet, wo welcher Strang zum Zug kommt. Das System liefert immerhin 306 PS. Da sind wir auch schon bei einem Nachteil. So komfortabel (und auch kraftvoll) das Dahingleiten mit dem geräuschlosen Elektroantrieb ist, so störend ist es, wenn sich der Benziner dazuschaltet. Er dreht unangenehm hoch, damit ist auch eine Geräuschentwicklung verbunden, die in auffallendem Kontrast zum PSCHT der elektrischen Fortbewegung steht, das kann nerven.

Foto: Stockinger
Grafik: Der Standard

Der Charme des RAV4 liegt aber ohnedies woanders, im Platzangebot. Davon profitieren die Menschen in der ersten und zweiten Reihe, und wenn sie etwas mitzunehmen haben: nur rein damit!

Wir entflohen der Stadt und strebten dem Neusiedler See zu, nicht allzu weit, aber eindeutig Land, und ein paar Unebenheiten gibt es dort auch. Die Burgenländer sprechen von Hügeln und einem Gebirge. Aber wer in Wien den Grünen Berg oder die Baumgartner Höhe kennt, der merkt das burgenländische Gebirge gar nicht, wenn er zufällig drüberrumpelt.

Wir machten Rast in Rust, sahen keine Störche, kehrten in der Buschenschank Schandl ein, die wir aufrichtig weiterempfehlen, kauften bei Markus Wiesinger Salz- und Pfeffermühlen. Die stehen in einem Stück Holz, das früher Bestandteil eines Weinfasses war, sichtlich für einen Roten, angeblich ein 1977er Reserve wasauchimmer. Zurück nach Wien war das elektrische Angebot längst aufgebraucht und kein Problem, that’s Plug-in-Hybrid. (Michael Völker, 17.12.2021)