Camping ist die seltsame Art des Lebens, gleichzeitig zu Hause zu bleiben und auf Reisen zu gehen, fein auszugehen und gemütlich als Couchpotato im Wohnzimmer zu bleiben. Auf dem "Feld" zu leben kann – leicht euphemistisch betrachtet – als eines der letzten großen Abenteuer gelten. Na ja, Geschmäcker sind verschieden. Allerlei Versionen von diesem hehren "Traum der großen Freiheit" präsentiert Martin Dorey in seiner Camping-Bus-Bibel. Lebensgefühl, Design, Rezepte und Tour-Tipps. Schon wieder eine neue Religion!

Martin Dorey, "Die Camping-Bus-Bibel". € 29,90 / 352 Seiten. Motorbuch-Verlag, 2021


Halleluja, "ist die schoaf". Scherz beiseite; scharfe Kurven, jenseits von Ibiza, ganz anderer Art, setzen Stefan Bogner und Ben Winter in Volume 2 des opulenten Augenschmauses Cars & Curves perfekt in Szene. Zum 70-jährigen Porsche-Jubiläum unternahmen die Autoren Expeditionen zu Berg- und Küstenstraßen. Enge Serpentinen auf Alpenpässen, an der Côte d’Azur im Dialog mit Technik und Design von Klassikern wie 908, 962, Spyder oder Carrera Abarth. Fasten seat belts!

Stefan Bogner und Ben Winter, "Cars & Curves Vol. 2". € 49,90 / 432 S. Delius-Klasing-Verlag, 2021


Royal präsentiert sich das bibliophile Vermächtnis des Automobil-Enthusiasten Christian Zach (1959–2021). Mit Leidenschaft und Empathie arbeitete er an der Aufarbeitung der Geschichte von Austro Daimler. Nach Band 1 folgt posthum der grandiose Abschluss, die Genesis von 1920 bis 1935 beleuchtend. Die Metamorphose vom exzentrischen Prestigeprojekt des Grafen Kolowrat zur Konsolidierung nach der Implosion der Monarchie über die hoffnungsvolle Wertschöpfung unter Porsche, Rabe und Castiglione bis zum Untergang im Zuge der Weltwirtschaftskrise wird in seltener Art lebendig. Zeitgeschichte!

Christian Zach, "Austro Daimler (Band 2): 1920-1935". € 59,90 / 432 Seiten. Kral-Verlag, 2021


Ohne sich den Vorwurf der Blasphemie gefallen lassen zu müssen: Es gibt automobile Preziosen, die wahrhaft göttlich erscheinen: 100 der erlesensten, begehrtesten Gefährte aller Zeiten, vom ersten Indy-500-Champ von 1910 über Marmon Wasp, Stutz Bearcat, Talbot-Lago Goutte-d’Eau-Coupé von Figoni & Falaschi bis zum futuristischen Aston Martin Valkyrie von 2020, versammeln Charlotte und Peter Fiells in ihrer prachtvollen Monografie Ultimate Collector Cars. Manch Fahrzeug hat Wachstumskurven hinter sich, dass der Wert der 100 im Buch detailliert beschriebenen Autos die Eine-Milliarde-Dollar-Schwelle massiv übersteigt. Wem aber das Kleingeld für solch ein Präsent fehlt, dem sei das Buch über Chromjuwelen ans Herz gelegt.

Charlotte und Peter Fiell, "Ultimate Collector Cars". € 200,– / 904 Seiten. 2 Bände. Taschen-Verlag, 2021


Mamma mia, schon wieder", entfährt es wohl so manchem in Inbrunst der Entrüstung, wenn man Post von der Bezirkshauptmannschaft aus XY (wo man ja eigentlich nie war) erhält mit der unmissverständlichen Aufforderung, prompt Geld an sie zu überweisen. Das leidige Thema der Verkehrsstrafen ist nun Inhalt einer kleinen, aber feinen Bibel über den ungeliebten Evergreen.

Martin Stichlberger und Gabriele Pfeiffer, "Nein, meine Strafe zahl ich nicht! Wissenswertes, Witziges und Wunderliches aus dem Verkehrsrecht". € 17,– / 216 Seiten. Verlag Liber Libri, Wien 2021


Jahr für Jahr vergeht, meist ohne die Erfüllung langgehegter Träume. Gerade in Zeiten dekretierter Soziopathie und der Schließung von Grenzen mutiert Reisefreiheit zum Fremdwort. Eine spektakuläre Expedition mit dem Stahlross bis aufs Dach der Welt unternahm Erik Peters mit einem Freund. Dokumentiert als exotisches Traum-Tage-Buch.

Erik Peters, "Himalaya Calling. Mit dem Motorrad von Köln bis nach Nepal". € 49,90 / 248 Seiten. National-Geographic-Buchverlag, 2021


Utopisch mutete seinerzeit die Ankündigung von Mercedes-Daimler-Benz an, einen Sportwagen mit Wankel-Motor ins Rennen zu schicken. Im September 1969 wurde der C 111 öffentlich präsentiert und ist seitdem ein Objekt der Begierde. Erste Zeichnungen von Giorgio Battistella erinnern eher an Science-Fiction-Sequenzen denn an Motorsportkataloge. Das Autorentrio Kalbhenn, Heidbrink, Hack erzählt in epischer Breite die Geschichte der flachen Flunder auf Rädern. Höhen, Tiefen und die Kunst des Scheiterns zeichnen den Weg des schnittigen Boliden.

Wolfgang Kalbhenn, Gerhard Heidbrink, Joachim Hack, "Mercedes-Benz C 111: Fackelträger, Traumsportwagen und Rekordjäger". € 69,– / 432 Seiten. Motor-Buch-Verlag, Stuttgart 2021


Weil es im Motorsport (wie auch sonst oft im Leben) immer – und vor allem – um Geschwindigkeit geht, ist eine auf Tausendstelsekunden exakte Zeitmessung selbstverständlich verwandt. Einen umfassenden, repräsentativen Querschnitt durch die schönsten Chronografen, über die exaktesten Armbanduhren wagt Uhrenexperte und Maschinenbauingenieur J. Michael Mehltretter. Sein Handbuch für Sammler und Experten gibt anhand der Geschichte der sieben wichtigsten Schweizer Uhrenmarken einen Einblick in Technik, Funktion und Bewertung. Lifestyle und Schnurren kommen nicht zu kurz. So begegnet man Frank Sinatra, James Bond und vielen Formel-1-Piloten. Brrr!

J. Michael Mehltretter, "Armbanduhren – Technik, Funktion und Bewertung: Handbuch für Sammler und Experten". € 69,– / 448 Seiten. Motor-Buch-Verlag/Paul-Pietsch-Verlage, Stuttgart 2021


E-Bikes sind derzeit zwar en vogue, aber in Wahrheit der Paria unter den Rädern, sind sie doch ein untrügliches Zeichen von Faulheit. Aber wenn man’s mag, bitte ...

Martin Häußermann, "E-Bike: Modelle – Technik – Fahrspaß". € 19,90 / 174 S., Delius-Klasing-V. 2021


Liest man heutzutage das Wort Garagen-Manifest, denkt man hierzulande unweigerlich an Garagenpartys illegalen, aber illustren und vor allem illuminierten Charakters. Dem Lockdown zum Trotz. Jens Caspers Manifest bezieht sich aber nicht auf älplerische Insubordination, sondern auf die DDR. Kollektiv im Selbstbaukastensystem errichtet, waren Garagen in der Ära der Stasi ein Ort des Treffens, des privaten Rückzugs, schlicht des Lebens, und ja, des Auslebens. Garagen sind eine Art immaterielles Erbe der Alltags-Subkultur. Innerhalb der DDR-Architekturgeschichte stellt das Heim des geliebten Trabis, der eine gewisse Freiheit gewährte, etwas Besonderes, eine Art soziologisches Biotop dar. "Denkmale werden gemacht." Lässt man das alles sickern, sind die heutigen Garagenpartys vielleicht aber gar nicht so weit entfernt.

Jens Casper, "Das Garagen-Manifest". € 25,– / 176 Seiten. Park-Books / Scheidegger & Spiess, 2021


Exotisch und exzentrisch ist jenes Objekt aus der Geschichte der Mobilität, das René Edenhofer aus dem Orkus des Vergessens exhumierte: Den Traum vom Fliegen versuchte Karl Cerny in den 1920ern mit seiner Schwingenflug-Konstruktion, einem fliegenden Motorrad, zu verwirklichen. Flieg, Ikarus, flieg. Der Wille stand fürs Werk. Lustig.

René Edenhofer, "Das fliegende Motorrad. 1925– 1929". € 41,– / 108 S., Verlag Brüder Hollinek, 2021


Nein, man muss das Rad nicht neu erfinden, um Lösungen für aktuelle Herausforderungen der Menschheit, des Planeten Erde und der Zukunft zu finden. Am besten geht man zu Fuß. Verwendet das Auto sinnvoll, mit Augenmaß. Alternativ gibt es ja das Fahrrad. Aber bitte angetrieben nur durch humane Muskelkraft. Kirsten van Steenberge schuf nun einen opulent illustrierten Hymnus an Icons of Cycling. Angewandte Velosophie!

Kirsten van Steenberge und Peter Sagan, "Icons of Cycling". € 50,– / 248 Seiten. Verlag teNeues 2021

(Gregor Auenhammer, 16.12.2021)