Pizza vom Roboter: In einem Lokal in Paris ist das seit einiger Zeit möglich.

Foto: AFP/BERTRAND GUAY

Glaubt man den Betreibern, dann befindet sich die erste vollautomatisierte Pizzeria der Welt in Paris. Pazzi kommt ohne menschliche Arbeitskraft aus – stattdessen arbeiten in der Küche drei Roboterarme. Sobald Kunden ihre gewünschte Pizzabestellung über Monitore am Touchscreen abgegeben haben, beginnen die Roboter mit der Zubereitung. Ein Kolben drückt einen vorgefertigten Teig zu einem Fladen, ein Greifarm bringt die Tomatensauce und andere Zutaten auf, ein weiterer Arm hebt den Fladen von dort in den Ofen. Am Ende wird die Pizza von einem Roboterarm in sechs gleich große Stücke geteilt und in einen Pizzakarton verpackt zu einem der Ausgabefenster gebracht. Die ganze Arbeit dauert kaum länger als fünf Minuten.

Das Video zeigt, wie die "Roboterpizzeria" Pazzi funktioniert.
DW Food

In Zukunft werden in der Fastfood-Industrie noch viel mehr dieser Roboter arbeiten und damit menschliche Arbeitskräfte ablösen, ist man bei Pazzi überzeugt. Um mit dem Preiskampf und dem zunehmenden Zeitdruck in der Branche mithalten zu können, müsse man offen gegenüber neuen Innovationen sein. Zudem sei es immer schwieriger, neue Mitarbeiter zu finden, so die Betreiber.

Schlecht bezahlte Arbeitsplätze

Zumindest bei Letzterem dürften die Betreiber recht haben. Kaum eine Branche hat es in der Vergangenheit so konsequent geschafft, Mitarbeiter zu verlieren, wie die Fastfood-Industrie. Erst vor wenigen Monaten ging eine Aufschrift bei einem Burger-King-Lokal in den USA durch die sozialen Medien: "We all quit. Sorry for the inconvenience" (übersetzt: "Wir haben alle gekündigt. Tut uns leid für die Umstände"), stand auf der Tafel neben dem Lokal. Und ein McDonald's in Florida, USA, bot Bewerbern in einer Aktion im April dieses Jahres 50 Dollar allein dafür, zum Bewerbungsgespräch zu kommen – und tat sich trotzdem schwer, neue Mitarbeiter zu finden.

Die Ursachen für den Mitarbeitermangel sind laut Experten und Gewerkschaft oft hausgemacht: Zu unbeliebt und schlecht bezahlt seien Arbeitsplätze in der Fastfood-Industrie, zu monoton der Arbeitsalltag. Der Wechsel von Arbeitskräften ist seit jeher hoch: Laut einer Studie aus den USA bleibt nur ein Drittel aller Arbeitskräfte in Fastfood-Restaurants länger als fünf Jahre im Job. Ein Grund dafür sei auch, dass rund 70 Prozent aller Mitarbeiter unter 25 Jahre alt seien, die den Job meist nur als vorübergehende Arbeit betrachten.

Maschinen sollen Lücke schließen

Hinzu kommt die Corona-Pandemie, in der einige Restaurants schließen mussten und sich nicht wenige Mitarbeiter nach einem neuen Job umsahen. Als im Zuge der Impfungen viele Restaurants wieder aufsperren durften, fehlte an vielen Orten das Personal, um die Gäste vor Ort zu bedienen, hieß es von den Betreibern.

Die Lücke an menschlicher Arbeitskraft in der Fastfood-Industrie könnten künftig vermehrt Maschinen und Roboter schließen, sagen Branchenexperten. Schon jetzt setzen beispielsweise zehn McDonald's-Lokale in Chicago auf Künstliche-Intelligenz-Software, die Bestellungen beim Drive-in entgegennimmt. Zudem entsteht bereits eine Vielzahl von Robotern, die künftig die Arbeit in der Küche übernehmen sollen.

Frittierroboter Flippy

Einer von ihnen ist etwa Flippy, ein Burger grillender Roboter des US-amerikanischen Unternehmens Miso Robotics. Mithilfe künstlicher Intelligenz wählen die Roboterarme die Zutaten aus, frittieren Pommes, Zwiebelringe oder Buger-Patties und stellen das Essen warm. Laut dem Unternehmen soll der Roboter vor allem die potenziell gefährliche Arbeit des Frittierens übernehmen und damit Mitarbeiter für andere Tätigkeiten freispielen.

Die Roboterarme wissen genau, wie lange die Pommes in der Fritteuse sein müssen.
The Spoon

Bekanntheit erlangte der Roboter vor allem dadurch, dass er bereits zwei Tage nach Beginn seiner Arbeit in einem Burger-Lokal "gefeuert" wurde. Der Grund: Die Maschine soll die Burger-Patties zu schnell gegrillt haben. Die menschlichen Mitarbeiter waren mit der Zusammenstellung der Burger schlicht nicht mehr mitgekommen, heißt es vonseiten des Lokals.

Mit "Flippy 2" will Miso Robotics nun aber endlich den Durchbruch schaffen. Und tatsächlich planen einige US-amerikanische Burger-Ketten, wie beispielsweise White Castle, Flippy 2 in den nächsten Jahren in einigen Lokalen einzusetzen.

Selbstfahrende Autos

Daneben arbeiten Firmen wie etwa Hyundai Robotics gemeinsam mit KFC daran, Hühnchen grillende Roboter zu entwickeln, die das Essen weit schneller und effizienter zubereiten sollen. Und auch bei der Auslieferung des Essens wirken immer mehr Roboter mit: So hat beispielsweise die Restaurantkette Dominos damit begonnen, Pizzas mit selbstfahrenden Autos zuzustellen.

So sieht das selbstfahrende Zustellauto des Entwicklers Nuro aus.
Foto: Domino's/Nuro

Kunden können demnach auswählen, ob sie ihr Essen von dem Roboterauto oder einem Mitarbeiter zugestellt bekommen wollen. Jene, die sich für die Roboterzustellung entscheiden, können anschließend die Fahrt via GPS tracken und mithilfe einer PIN die Türen des Autos öffnen und ihr Essen herausnehmen.

Unermüdliche Arbeiter

Die Vorteile der neuen Roboterköche liegen für einige Betreiber auf der Hand: Roboter können monotone Aufgaben leicht übernehmen, beschweren sich nicht über das Gehalt, können den ganzen Tag und die ganze Nacht durcharbeiten und gehen nicht in Krankenstand.

Bleibt die Frage, was mit jenen Mitarbeitern passiert, die von den Maschinen ersetzt werden. Immerhin sehen wohl einige der allein in den USA rund vier Millionen Beschäftigten ihren Job im Fastfood-Bereich durchaus als längerfristige Beschäftigung und sichere Einnahmequelle und Existenzsicherung.

Wie auch in anderen Bereichen raten einige Experten daher zu staatlich finanzierten beziehungsweise unterstützten Umschulungsprogrammen und einer besseren Arbeitslosenversicherung. Zwar werde die Umstellung auf Roboter in der Fastfood-Industrie kaum von einem auf den anderen Tag passieren, sondern sich eher über die nächsten Jahre langsam vollziehen. Trotzdem sei es laut einigen Experten ratsam, sich bereits jetzt Gedanken über die Auswirkungen auf die Arbeitswelt zu machen. (Jakob Pallinger, 15.12.2021)