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Kiril Petkow gründete erst kürzlich seine Partei, nun ist er Premierminister.

Foto: Reuters / Spasiyana Sergieva

Die erste Anweisung des charmant lächelnden Mannes, der dem jungen Al Pacino ähnelt, war, dass man nun nur mehr mit Impfzertifikat den Ministerrat betreten darf. Der neue bulgarische Premier Kiril Petkow weiß, dass es seine drängendste Aufgabe ist, die niedrige Impfrate von etwa 27 Prozent in Bulgarien anzuheben.

Das ist in einem Land, wo man aus Aberglauben Wasser aus Kupferkesseln verspritzt und Leute Angst vor ihrem 40. Geburtstag haben, weil dieser angeblich Unglück bringt, eine Kampfansage. Petkow, der 1980 im Herzen Bulgariens, in der malerischen Stadt Plowdiw geboren wurde, hat seinen Vierziger schon überstanden.

Er hat nun die Aufgabe, "das aus zwölf Jahren autoritärer Herrschaft geerbte Teufelsmachtmodell" zu reformieren, wie Präsident Rumen Radew es formuliert hat – nämlich Korruption und Gesetzlosigkeit und die enorme Einkommensungleichheit für die Bürger zu bekämpfen. Der Unternehmer, der nach seiner Jugend in Sofia im kanadischen Vancouver lebte, dort Finanzwissenschaften studierte und später sein Managementwissen an der Harvard Universität ergänzte, hat gute Voraussetzungen.

Erfolgreich in Harvard

In Harvard gehörte er zu den Top Ten seines Jahrgangs. Zurück in Sofia gründete er an der Universität das Zentrum für Wirtschaftsstrategien und Wettbewerbsfähigkeit und baute das Biotechnologieunternehmen Proviotic auf.

Im Frühjahr wurde er Teil eines Technokratenkabinetts, weil nach den Wahlen niemand eine reguläre Regierung zustande brachte. Er deckte auf, dass die bulgarische Entwicklungsbank Millionenkredite an Oligarchen verteilte statt Klein- und Mittelbetriebe zu unterstützen.

Im September gründete er mit Asen Wasilew, den er in Harvard kennengelernt hatte, die Partei "Wir setzen den Wandel fort". Am 14. November gaben die Bulgaren ihm bei der Wahl den Auftrag, dies auch zu tun. Die Partei bekam die meisten Stimmen, weil sie versprach, die Justiz zu reformieren und das Land durchzulüften.

"Es ist an der Zeit, dass die Bulgaren nach 32 Jahren nun Machthaber sehen, die sich auch um sie kümmern", sagte er am Montag bei seiner Rede im Parlament. Petkow wird es nicht leicht haben, er braucht für einige Reformen die Opposition, seine Koalitionspartner sind teils unerfahren, und er hat keine gewachsene Partei hinter sich. Trotzdem ist der verheiratete Vater dreier Töchter das Beste, was Bulgarien seit langem passiert ist. (Adelheid Wölfl, 13.12.2021)