Die PCR-Gurgeltests in Tirol sorgen für Diskussionen.

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Innsbruck – Am Montag startete die Registrierung für PCR-Gurgeltests endlich auch in Tirol. Ab Mittwoch sollen in den ersten Bezirken Testkits in den Filialen der Supermarktketten MPreis und Spar erhältlich sein, ab Freitag dann tirolweit, so der Plan. Insgesamt werden im ganzen Land mehr als 350 Abholstationen eingerichtet. Von der Abgabe eines Tests bis zum Ergebnis vergehen maximal 24 Stunden, lautet das Versprechen des Landes Tirol.

Materialengpass

Bis Sonntag herrschte hinter den Kulissen aber noch hektische Betriebsamkeit. Über SMS-Aufrufe in Studentenkreisen wurde noch bis zuletzt Personal gesucht, um die Testkits zu verpacken. Sonntagnachmittag hieß es dann, das Material sei ausgegangen. Wer sich zum Verpacken gemeldet hatte, wurde wieder nach Hause geschickt. Der Start der Gurgeltests sei dadurch aber nicht in Gefahr, versicherte Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Corona-Einsatzstabs. Man verfüge fürs Erste über 600.000 Testkits.

Für diese Gurgeltests werden bis Ende März 2022 insgesamt 62 Millionen Euro bereitgestellt, die Tirol vom Bund rückerstattet bekommt. Die Vergabe des Großauftrags sorgte aber schon vor dem Start der Gurgeltests für Kritik. Denn zum Zug kam die Firma Novatium, die Auffanggesellschaft der HG Lab Truck. Also jenes Unternehmens, das im September 2020 vom Land Tirol den bis dahin größten Auftrag für PCR-Tests erhalten hatte.

Diese Vergabe, die ohne Ausschreibung erfolgt war, wird zurzeit noch juristisch aufgearbeitet, der Vorhabensbericht der WKStA liegt derzeit beim Weisungsrat des Justizministeriums. Auch eine Sonderprüfung des Landesrechnungshofs dazu läuft im Moment noch.

Mitbewerber fühlt sich benachteiligt

Die Gurgeltests wurden nun über die Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) bestellt, wie man seitens des Landes betont. Allerdings hat ein Mitbewerber, der sich benachteiligt sieht – das Wiener Labor Lifebrain –, bereits rechtliche Schritte ergriffen und einen Feststellungsantrag beim Tiroler Landesverwaltungsgericht dagegen eingebracht. Es geht um die Art und Weise der Vergabe, die beanstandet wird.

So soll Novatium nicht Billigstbieter gewesen sein, und die Kriterien seien beim Direktabruf auf Novatium zugeschnitten gewesen, so der Vorwurf. Auch die oppositionelle Liste Fritz hat bereits eine Landtagsanfrage dazu eingebracht. Darin wird kritisiert, dass erfahrene Labore wie Novogenia oder Lifebrain vor Novatium gereiht gewesen seien. Seitens des Landes weist man diese Kritik strikt zurück, beim Direktabruf am 1. Dezember sei Novatium das erstgereihte Labor gewesen.

Keine Auskunft vom Labor

Bei Novatium gibt man sich zugeknöpft. Alle Anfragen blieben bislang unbeantwortet. Auch vom Land Tirol ist wenig zum Unternehmen zu erfahren, das erst im April dieses Jahres vom damaligen Sprecher der HG Lab Truck, einem Juristen, der bis heute 100-Prozent-Gesellschafter ist, gegründet worden ist. Seitens des Landes habe man sich auf die Listung der Novatium im Shop der BBG verlassen, Kontrollen zur Eignung und Ausstattung des Labors seien daher nicht vorgesehen.

Die BBG selbst will zu den Vorwürfen von Lifebrain, dass Tirol die Kriterien beim Direktabruf so gewählt habe, dass am Ende Novatium klar im Vorteil gewesen sei, keine Auskünfte erteilen, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt.

Allerdings wurde am Montag klar, dass es offenbar einen weiteren Partner für die Qualitätskontrolle gibt: das Institut für Virologie der Med-Uni Innsbruck unter der Leitung von Dorothee von Laer. Die Med-Uni scheint in den BBG-Unterlagen nämlich als Subunternehmer der Novatium für die "fachärztliche Aufsicht der PCR-Testungen, Mutationsanalysen und laufende Überprüfung des Labors" auf. Die fachärztliche Aufsicht war schon beim Novatium-Vorgänger HG Lab Truck eine der großen ungelösten Fragen. Diese führe die Med-Uni zwar doch nicht durch, wie es auf Nachfrage heißt, aber man unterstütze Novatium beim Qualitätsmanagement und bei der internen Qualitätskontrolle. (Steffen Arora, 14.12.2021)