Wenn die Anzahl der Ameisen in der Natur weiter dezimiert wird, könnte das gesamte Ökosystem zusammenbrechen, befürchten die Wissenschafter.

Foto: Matti Leponiemi

In der Zeichentrickserie "Biene Maja" sind Ameisen eine flinke Verteidigungstruppe. In der Realität können sie sich zwar gut gegen Angreifer verteidigen, nicht aber gegen Umweltgifte aus Menschenhand. Schon geringe Mengen von Herbiziden wie Glyphosat oder dem Neonicotinoid Thiacloprid dezimieren ihren Bestand. Die Wirkung ist zeitverzögert – sie tritt bei der Nachkommenschaft zu Tage, wie Biologen aus Graz und Regensburg beobachten konnten.

Rund 120 Ameisenarten gibt es in Österreich. Von ihnen sind etliche vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet. Das wird vor allem auf die Zerstörung und Veränderung ihrer Lebensräume und Ressourcen zurückgeführt, aber auch Umweltgifte spielen eine Rolle. Dabei spielen Ameisen eine wichtige Rolle für unsere Ökosysteme: "Ameisen sind unter anderem für die Wiederverwendung natürlicher Reststoffe und Bodenbelüftung zuständig und bilden mehr Biomasse als alle Säugetiere zusammen", weiß Dalial Freitak, Zoologin vom Institut für Biologie der Universität Graz.

Glyphosat und Thiacloprid

Das Team rund um Freitak hat eine weit verbreitete tropische Ameisenart (Cardiocondyla obscurior) auf die Wirkung von Pflanzenvertilgungsmittel genauer untersucht und ihre Ergebnisse im Fachjournal "Ecological Entomology" veröffentlicht. Die Forschenden haben die Insekten getrennt und in Kombination sehr schwachen Dosen zweier Mittel ausgesetzt: dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und dem Insektizid Thiacloprid. Beide werden außerhalb Europas intensiv verwendet.

Nach zwölf Wochen konnten sie die Spuren, die die Substanzen bei den Ameisen hinterließen, beobachten. Die Kombination der Umweltgifte habe sich besonders signifikant ausgewirkt. "Die Nachkommenschaft verringerte sich deutlich. Denn die Eierproduktion sank um 29 Prozent, die Zahl der Puppen um 34 Prozent. Als weitere Folge waren auch die Arbeiterinnen kleiner", fasste Freitak zusammen. Selbst geringe Pestizidkonzentrationen in der Umwelt können daher negative Auswirkungen auf Ameisenkolonien haben und zum weltweiten Insektensterben beitragen, resümierten die Autoren.

Gravierende Auswirkungen auf die Umwelt

Die geringere Körpergröße, so die Forscherin, reduziert auch die "Fitness" der Ameisen. Das heißt, die Tiere sind weniger widerstands- und anpassungsfähig gegenüber Umweltfaktoren. Das habe gravierende Auswirkungen, wie die Zoologin erklärte: "Es werden dadurch weniger Pflanzensamen verbreitet, weniger Schädlinge gefressen und die Erde wird spärlicher aufgelockert." (APA, 14.12.2021)