Vize-Hochkommissarin für Menschenrechte, Nada al-Nashif, wirft den Taliban (im Bild) zahlreiche Menschenrechtsverstöße vor.

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Mehr als 100 ehemalige afghanische Sicherheitskräfte sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit der Machtübernahme der Taliban am Hindukusch getötet worden. In den meisten Fällen seien die Taten von der radikalislamischen Gruppe verübt worden, sagte die Vize-Hochkommissarin für Menschenrechte, Nada al-Nashif, am Dienstag in Genf.

Sicherheitslage "alarmierend"

Auch seien mindestens acht afghanische Aktivisten und zwei Journalisten sowie mindestens 50 mutmaßliche Mitglieder eines Ablegers der mit den Taliban rivalisierenden Miliz "Islamischer Staat" (IS) umgebracht worden. Darüber hinaus rekrutierten die Taliban Kindersoldaten und unterdrückten Frauen. Die Sicherheitslage von Richtern, Staatsanwälten und Anwälten, insbesondere von Frauen im Justizwesen, sei alarmierend.

Auch der Gesandte der ehemaligen afghanischen Regierung, der von den Vereinten Nationen immer noch als Uno-Botschafter seines Landes anerkannt wird, zeichnete vor dem Menschenrechtsrat ein drastisches Bild der Lage. Nasir Ahmad Andisha warf den Taliban zahlreiche Menschenrechtsverstöße, gezielte Tötungen und Verschleppungen vor. Die Islamisten begingen völlig ungestraft eine ganze Reihe von Misshandlungen, die in vielen Fällen nicht gemeldet und nicht dokumentiert würden. Seit der militärischen Übernahme Kabuls im August würden die Errungenschaften der vergangenen zwei Jahrzehnte vollkommen umgekehrt. (APA, 14.12.2021)