Uneinheitliche Teststrategien und zu wenig Personal in Kindergärten – das waren die großen Kritikpunkte auf der Pressekonferenz

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund schlagen wegen der Situation in den Kindergärten Alarm: Die Beschäftigten seien am Limit, der Aufwand in der Corona-Pandemie sei fast nicht mehr bewältigbar. Es sei endlich eine bundeseinheitliche Teststrategie für die Kleinsten notwendig, sagten ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann und AK-Präsidentin Renate Anderl am Dienstag. Außerdem forderten sie einheitliche Sicherheitskonzepte für die Kindergärten und mehr Unterstützungspersonal.

Alte Probleme, keine Lösungen

Neu sind diese Umstände freilich nicht: Denn auch vor der Pandemie war die Situation des Personals "längst angespannt", betonte Anderl. Es gehe um Personalmangel, Bezahlung und einen enormen Arbeitsdruck. "Die Pandemie hat diese Situation noch einmal verschärft." Die körperlichen und psychischen Belastungen seien enorm hoch, und die Politik schaue kaum auf diesen Bereich, obwohl die Elementarpädagoginnen und -pädagogen systemerhaltend seien, kritisierte Anderl.

Die Liste an Herausforderungen sei "unendlich lang", berichtete Alexandra Csar, Kindergartenleiterin und Betriebsrätin, bei der Pressekonferenz. Sie fühle sich von der Bundesregierung vergessen. Es gebe kaum mehr Austausch untereinander, weil die Gruppen nicht mehr vermischt werden dürfen. Auch mache den Pädagoginnen die eingeschränkte Kommunikation mit den Eltern zu schaffen – man versuche, andere Wege zu finden, "aber es braucht dafür Ressourcen, die wir oft nicht haben", erklärte Csar. Es gehe viel Beziehungsarbeit verloren, während die Ängste und Bedürfnisse der Eltern gerade jetzt stiegen.

Kinder voller Sorgen

Die Sorgen der Eltern übertragen sich auf die Kinder, betonte Csar. Die Kleinen seien damit konfrontiert, dass Eltern erkranken. In ihrem Kindergarten sei zuletzt ein Vater an Covid verstorben. All das löse Ängste aus. Die Pädagoginnen müssten versuchen, diese aufzuarbeiten. Viele Kolleginnen hätten auch Angst, Weihnachten mit ihren eigenen Familien zu feiern, weil sie das Virus nicht verbreiten und es umgekehrt nicht in den Kindergarten bringen wollen, erzählte Csar.

Hinzu komme der Mehraufwand durch Hygienemaßnahmen wie regelmäßige Desinfektion der Spielsachen, aber auch durch administrative Arbeit etwa bei Verdachtsfällen. Viele Beschäftigte im elementarpädagogischen Bereich seien "ausgebrannt und erschöpft". Die neue Virusvariante Omikron werde die Situation noch einmal verschärfen.

Einheitliche Teststrategie gefordert

Die Elementarpädagoginnen seien "noch immer die Vergessenen der Pandemie", beklagte auch ÖGB-Vizepräsidentin Schumann. Es brauche kurzfristig eine bundesweit einheitliche Teststrategie für die Kleinsten, um letztlich Schließungen zu verhindern, außerdem einheitliche Sicherheitskonzepte für die Kindergärten und dringend mehr Unterstützungspersonal. Man könne das nicht den Ländern überlassen, die eigentlich für die Kindergärten zuständig sind. Der Bund sei hier gefordert und müsse das finanzieren, forderte Schumann. Auch müsse die Sonderbetreuungszeit erweitert werden.

Auch SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner appellierte in einer Aussendung an die Regierung: "Viele Elementarpädagoginnen sind ausgebrannt und können nicht mehr", dabei leisteten sie als Systemerhalterinnen in der Krise einen enormen Beitrag. "Lassen Sie die Pädagog*innen, Kinder und Eltern nicht länger im Stich", forderte Holzleitner. Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre forderte von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), diesen Bereich endlich mit Mitteln auszustatten. "Er ist jetzt gefordert, hier bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um mehr Personal in die Kindergärten zu bringen."

ÖVP und Grüne kritisieren Wien

Die im Bund regierenden ÖVP und Grünen forderten am Dienstag indes per Aussendung die rot-pinke Stadtregierung Wiens zum Handeln auf: "Wir fordern endlich den flächendeckenden Einsatz von PCR-Lollipop-Tests in allen Wiener Kindergärten", meinte ÖVP-Gemeinderätin Silvia Janoch. Was in anderen Bundesländern möglich sei, müsse auch in Wien möglich sein. Stadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) habe es "leider verabsäumt, ein Konzept für mehr Sicherheit in Kindergärten vorzulegen", meinten auch die Bildungssprecher die Wiener Grünen, Julia Malle und Felix Stadler. "Anträge der Grünen zur Einführung von Lollipop-Tests und Luftreinigungsgeräten in allen Wiener Kindergärten wurden von SPÖ und Neos immer abgelehnt." (APA, red, 14.12.2021)