Ganz ohne Nadel: Künftig könnte der Covid-Impfstoff etwa mit diesem Gerät in die Haut "gedrückt" werden.

Foto: University of Cambridge/Lloyd Mann

Wenn die vergangenen Monate eines gezeigt haben, dann, dass es schwierig sein kann, größere Bevölkerungsgruppen schnell zu impfen. Neben jenen Menschen, die aus rein ideologischen Gründen eine Covid-Impfung ablehnen, haben immerhin zwei bis drei Prozent der Bevölkerung so große Angst vor Spritzen, dass sie deshalb auch bei Impfungen zögern.

Nicht zuletzt deshalb forschen Wissenschafterinnen und Wissenschafter seit einiger Zeit an Möglichkeiten, Impfungen ohne Spritze und Nadel zu verabreichen. Derzeit führt beispielsweise das britische Biotechnologieunternehmen Diosynvax Tests mit einer nadelfreien Impfung durch. Dabei wird der Impfstoff mithilfe eines kleinen Geräts und unter hohem Druck in die Haut "gedrückt".

Alternative zur Spritze

Das Verfahren wurde bereits in der Vergangenheit bei anderen Impfstoffen, wie etwa jenem gegen Pocken, bei Massenimpfungen und vor allem auch im Militär eingesetzt. Neu ist laut Diosynvax und dessen Leiter Jonathan Heeney, der an der Cambridge University forscht, aber die Technologie, die hinter der Impfung steht.

Demnach setze der Impfstoff auf "voraussagende Methoden", um Antigene der größeren Gruppe an Coronaviren zu imitieren und das Immunsystem besser auf bestehende und zukünftige Mutationen vorzubereiten. Dass die Impfung ohne Nadel verabreicht wird, soll Menschen, die Angst vor Spritzen haben, zudem eine Alternative bieten, heißt es vonseiten des Entwicklers Diosynvax.

Diosynvax ist nicht das einzige Unternehmen, das mit nadelfreien Impfungen experimentiert. So hat beispielsweise das australische Biotechnologieunternehmen Vaxxas bereits vor rund zwei Monaten ein neun Millimeter großes Impfpflaster entwickelt, das ab Mitte nächsten Jahres an Menschen getestet werden soll. Der Vorteil laut Entwickler: In zukünftigen Pandemien könnte sich jeder ganz einfach selbst das Pflaster auftragen und sich so vor dem Virus schützen, anstatt sich mit hunderten anderen Menschen in einem Impfzentrum anzustellen.

Der Impfstoff könnte auch über ein Pflaster verabreicht werden.
Foto: Vaxxas/Business Wire

Pflaster für einige Sekunden auf der Haut

Auf dem Mikro-Impfpflaster befinden sich demnach tausende winzigen Spitzen, die mit dem Impfstoff überzogen sind. Diese müssen einige Sekunden mit der Haut in Berührung kommen, um so den Impfstoff an die Immunzellen direkt unter der Haut abgeben zu können. Nach einigen Sekunden kann das Pflaster dann wieder entfernt werden.

Laut den Entwicklern soll das Pflaster effektiver sein als Spritzen und eine stärkere und schnellere Immunantwort produzieren. Zudem wäre die Impfung leichter lagerbar: Auf dem Pflaster soll sich der Impfstoff zumindest 30 Tage lang bei 25 Grad und eine Woche bei 40 Grad stabil halten. Sollten die klinischen Tests erfolgreich sein, könnte das Pflaster eine große Hilfe für die weltweite Verbreitung des Impfstoffs sein, heißt es seitens der Entwickler.

Über die Nase

Nicht zuletzt forschen Wissenschafterinnen und Wissenschafter an der University of Stanford derzeit an Möglichkeiten, den Covid-Impfstoff künftig als Nasenspray zu verabreichen. Bisher wurde der Spray nur bei Mäusen angewandt, zeigte da aber vielversprechende Ergebnisse, heißt es von den Forschern.

In dem Spray befinden sich Nanopartikel mit harmloser, virusähnlicher DNA, die eine Immunantwort auslösen soll. Zusätzlich zu einer herkömmlichen Immunantwort soll der Spray dazu beitragen, eine Blockade aus Molekülen in der Nase aufzubauen, die Viren daran hindern, sich im Nasengang festzusetzen, und so auch das Ansteckungsrisiko minimieren, erläutern die Wissenschafter.

Erste klinische Tests

Ähnlich wie beim Impfpflaster ließe sich auch der Nasenspray einfach von jedem selbst einsetzen. Bis der Impfstich durch einen Nasenspray ersetzt werden kann, dürfte es allerdings noch einige Zeit dauern. Die Forscher sind allerdings optimistisch, dass es bald zu klinischen Studien an Menschen kommen könnte.

Forscher der Oxford University haben indes bereits einige klinische Tests mit einem Nasenspray durchgeführt. Auch dabei könnte es allerdings noch ein Jahr oder länger dauern, bis die Nasenimpfung für die Öffentlichkeit verfügbar ist, heißt es seitens der Forscher.

Dass ein Impfschutz über einen Nasenspray erreicht werden kann, hat bereits die Vergangenheit gezeigt. Schon jetzt erhalten beispielsweise Kinder seit vielen Jahren in vielen Ländern die Grippeimpfung über einen Nasenspray. Möglicherweise braucht es eines Tages dann nur mehr einen kurzen Atemzug, um sich auch gegen Covid-19 zu immunisieren. (Jakob Pallinger, 16.12.2021)