Erotik ist mittlerweile auf fast allen US-dominierten Webplattformen verpönt.

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Pornografie hat mit dazu beigetragen, dass das Internet so groß wurde, wie es jetzt ist. Die marktdominierenden US-Techkonzerne wie Apple oder Facebook (Meta) wollen an dem Thema aber keinesfalls anstreifen. Das bekommen auch Menschen zu spüren, die mit Sexarbeit ihren Lebensunterhalt verdienen und dabei auch auf soziale Medien angewiesen sind. Ein Fall, den "The American Reporter" aufzeigt, betrifft den früheren Pornostar Monica Huldt.

Instagram sperrt Account mit Millionen Fans

Huldt hatte sich auf Instagram zwei Millionen Follower erarbeitet. Mit einem AGB-Update der Plattform wurden sexuell konnotierte Inhalte im Jahr 2020 endgültig verbannt. Der Account sei quasi über Nacht von der Facebook-Tochter gesperrt geworden – und das, obwohl sie ihrer Meinung nach keine Regeln gebrochen habe. Das habe auch Auswirkungen auf die Haupteinnahmequelle gehabt, ihren Account auf Onlyfans, da viele ihrer Fans beide Plattformen verwenden.

Auch bei Onlyfans, wo viele Sex-Arbeiterinnen und -Arbeiter entgeltlich Inhalte bereitstellen, stand vergangenen Sommer ein generelles Verbot von Explizitem im Raum. Für die Influencerin und viele Tausende andere, die die Plattform über die Jahre erst groß werden ließen, hätte dies die finanzielle Grundlage ihrer Arbeit entzogen. Nach heftigen Protesten ließ die Plattform schließlich von diesen Plänen ab.

Argumentiert wird das vielerorts im Raum stehende Verbot sexueller Inhalte stets mit dem Kampf gegen Kinderpornografie. Dass der Zweck allerdings nicht immer alle Mittel heiligt, musste bereits Apple erkennen. Das Vorhaben, alle privaten Bilder seiner Nutzer über den eigenen Online-Speicher iCloud auf kinderpornografisches Material durchsuchen zu lassen, musste der Konzern nach heftigen externen und internen Datenschutzbedenken wieder aufgeben.

Stigmatisierung von Sexarbeit

Das Totalverbot legaler erotischer Inhalte auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Plattformen sorge in der Praxis für eine noch stärkere Stigmatisierung von Sexarbeit, kritisieren Vertreter der Branche und Betroffene wie Huldt. Neben der Sperre von Accounts werden Inhalte auch einfach nicht an die Follower ausgespielt. Dass der Algorithmus anschlägt und derartige Posts ins Leere laufen lässt, bekommen die Betroffenen nicht mit – außer ihnen fällt auf, dass die Zahl der Interaktionen unerklärlich gering ist.

Kritisiert wird auch der Doppelstandard. Während berühmte Persönlichkeiten problemlos nackte Haut zeigen und auch anzüglich posten dürften, würden Erotikstars oft schon gesperrt, wenn sie ihre frisch lackierten Zehennägel auf Instagram posten, sagte die Pornodarstellerin Alana Evans bereits im Jahr 2019, als 200 Accounts ihrer Kolleginnen und Kollegen auf Instagram gesperrt wurden. (step, 15.12.2021)