An einem Mangel an Baustellen in seinem Ressort leidet der neue Bildungsminister Martin Polaschek auch ohne die Last der Pandemie wahrlich nicht. Der Reformbedarf betrifft praktisch das gesamte Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung in der neuen Arbeitswelt. In seiner Rolle als oberster Wissenschaftschef will er jetzt "gegen Wissenschaftsfeindlichkeit vorgehen". Corona hat gezeigt, was Österreich von Forschung und Wissenschaft hält: Fast 30 Prozent halten laut aktueller Eurobaromer-Umfrage Wissenschafter nicht für ehrlich. Ein Gutteil sieht kaum eine Rolle für die Forschung in seinem Leben.

Der neue Bildungsminister Martin Polaschek.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Die gute Nachricht ist, dass Polaschek die Hebel in der Hand hält, um das zu ändern. Dazu muss er verlangen, dass die Arbeit an den Hochschulen – Unis und Fachhochschulen – viel öfter so präsentiert wird, dass normale Menschen sie verstehen. Wer abgehoben in der Fachsprache auftritt – oder sich erst gar nicht die Mühe macht, aufzutreten –, der wird eben einem elitären Elfenbeinturm zugerechnet. "Den Medien" die Schuld für die große Kluft in die Schuhe zu schieben, mag teilweise richtig sein. Wissenschaftsjournalismus ist nicht überall oberste Disziplin. Allerdings werden dafür Inputgeber und Kommunikatorinnen gebraucht, die ihr Fach – Mathematik, Medizin, Weltraumbiologie oder Philosophie – spannend erzählen können. Das sollte wesentliches Kriterium einer Berufung sein.

Wie dringend nötig der Brückenschlag ist, wissen wir jetzt. (Karin Bauer, 15.12.2021)