Die Pandemie hat das Jahr 2021 zu einer Herausforderung für jeden gemacht, der versucht, mit den sich ändernden Fahrplänen der europäischen Eisenbahnen Schritt zu halten. Die Fahrpläne wurden häufig angepasst. Bei der Vorausschau auf das Angebot im Fahrplan 2022 sollte man also bedenken, dass Corona immer zu der einen oder anderen Verwerfung im europäischen Zugverkehr führen könnte.

Hervorzuheben ist, dass Wien im (fast) vergangenen Jahr zu einem "herausragenden Dreh- und Angelpunkt für Fahrplaninnovationen" geworden ist, wie es der Eisenbahnexperte Nicky Gardner im "Guardian" formuliert: "Das dürfte sich auch 2022 fortsetzen, wodurch die österreichische Hauptstadt ihren Status als Europas am besten angebundene Stadt in Bezug auf Bahnverbindungen festigen wird. " Aber auch in Spanien, Italien und anderswo gibt es wichtige Entwicklungen.

Im Folgenden also einige Beispiele für (neue) Strecken, die im kommenden Jahr interessant sind.

Nightjet nach Paris

Die ÖBB hat ihr Streckennetz in diesem Monat um einen neuen Nightjet von Wien nach Paris erweitert. Seit 14. Dezember fährt der Zug NJ469 dreimal wöchentlich in die Seine-Metropole. Dauer der Fahrt: 14 bis 15 Stunden. Er fährt auf der gleichen Strecke wie der Orient-Express, der Ende 2009 eingestellt worden war. Während seiner letzten Fahrt trug dieser die Zugnummer 469, sodass die Bezeichnung des Nightjets als eine Anspielung auf die Eisenbahngeschichte gesehen werden kann.

Im Schlaf nach Paris.
Foto: ÖBB/Marek Knopp

Wer möchte, kann in Paris gleich mit dem nächsten Nachtzug weiterreisen. Und zwar mit dem neuen Nachtzug der SNCF nach Tarbes und Lourdes.

Von Amsterdam nach Zürich

Nach dem Erfolg der neuen Nachtzüge von den Niederlanden nach Österreich (und umgekehrt) wird die Schweiz diesen Monat mit einem neuen täglichen Nightjet von Amsterdam nach Zürich nachziehen. Dieser Nachtzug folgt der klassischen Rheintalroute südlich von Köln, sodass Fahrgäste, die um ein Uhr morgens aus dem Fenster schauen, vielleicht mit einem Blick auf die Lorelei belohnt werden.

Die Anschlussverbindungen in Zürich sind ausgezeichnet, mit einem einfachen Umstieg auf die neue Direktverbindung nach Bologna (Ankunft 14.35 Uhr) oder den Zug nach Genua (Ankunft 15.52 Uhr). Dieser neue Nightjet hat in Zürich Anschluss an den Eurocity-Transalpin-Zug nach Graz über Innsbruck.

Täglich von Stuttgart nach Wien mit dem Railjet "Bregenzerwald".
Foto: ÖBB/Philipp Horak

Von Wien nach Stuttgart

Letztes Jahr um diese Zeit gab es die erste regelmäßige Railjet-Verbindung von Graz nach Berlin, jetzt bekommt Stuttgart einen täglichen Railjet von/nach Wien. Dieser neue Zug wird "Bregenzerwald" heißen. Er ist nicht der schnellste: Mit neun Stunden und 45 Minuten ist die Fahrzeit angegeben.

Aber wenn es ums Zugfahren geht, dann ist manchmal der Weg das Ziel. "Das Schöne an dem neuen Direktzug von Schwaben in die Hauptstadt ist die herrliche Strecke, die sich nach Süden bis zum Bodensee schlängelt, dann über Bregenz zur berühmten Arlbergbahn führt und Innsbruck erreicht. Dann geht es in einer Schleife zurück durch eine Ecke Bayerns, ohne auf deutschem Gebiet zu halten, weiter nach Osten nach Salzburg und entlang der Kaiserin-Elisabeth-Bahn nach Wien", schwärmt Nicky Gardner, Co-Autor des Buches "Europe by Rail: The Definitive Guide". Die Fahrt sei langwierig, aber es gibt einen Speisewagen an Bord. Sein Tipp: Es lohnt es sich, etwas mehr Geld für die erste Klasse oder sogar die Business Class der ÖBB auszugeben, die nur 15 Euro mehr kostet als die erste Klasse.

Ljubljana.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Ljubljana nach Budapest via Graz

Seit langem gibt es einen direkten Zug von Ljubljana nach Budapest. Er heißt Cittadella. Jetzt gibt es einen neuen Zug, der die beiden Städte auf einer sehr ungewöhnlichen Strecke verbindet, die landschaftlich reizvoller ist und außerdem zweimal die Linie des ehemaligen Eisernen Vorhangs überquert. "Wenn es einen Zug gibt, der zeigt, wie sehr sich Europa in den letzten 30 Jahren verändert hat, dann ist es diese neue Direktverbindung von Slowenien nach Ungarn über die Steiermark", meint Nicky Gardner. Er schlägt vor, die Reise an einem Junitag zu machen, wenn die Sonne in Ljubljana kurz nach fünf Uhr aufgeht. Die Verbindung führt durch das Sava-Tal, bevor man durch die Berge nach Österreich gelangt. Am frühen Nachmittag erreicht man dann Budapest.

Über Nacht über die Alpen nach Sylt.
Foto: imago images/localpic

Alpen-Sylt-Nachtexpress

Dieser Nachtzug verbindet Österreich und den Süden Deutschlands mit der Nordseeinsel Sylt. Im Sommer 2020 fuhr der Zug des privaten Bahnunternehmens RDC erstmals zweimal wöchentlich von Sylt nach Salzburg und zurück. 2021 wurde die Strecke in südlicher Richtung erweitert. Ab Bahnhof Gemünden fährt ein Zugteil via Frankfurt am Main, Heidelberg und Radolfzell bis nach Konstanz am Bodensee. Die andere Route verläuft über Nürnberg, Augsburg und München nach Salzburg. In nördlicher Richtung werden beide Zugteile in Gemünden vereint und fahren unter anderem via Hannover, Hamburg und Husum nach Sylt.

Die Saison 2022 startet am 6. Mai, Tickets sind bereits buchbar.

Malmö: erste Station des Berlin-Night-Express in Schweden, bevor es weiter nach Stockholm geht.
Foto: imago images/robertharding

Berlin-Night-Express

Von Berlin ohne Umwege mit dem Nachtzug nach Schweden: Das macht der Berlin-Night-Express möglich. Von Ende Juni bis September verlässt dieser Nachtzug täglich die deutsche Hauptstadt und erreicht nach knapp 13 Stunden das südschwedische Malmö. Im Herbst verkehrt der Zug vier- bis fünfmal pro Woche. Weitere Fahrten finden Anfang Dezember und rund um die Feiertage statt.

Die Route verläuft über Hamburg, Kopenhagen und Malmö nach Stockholm. In Berlin startet der Zug um 19.02 Uhr und erreicht Stockholm um 14.20 Uhr. In entgegengesetzter Richtung verlässt der Zug die schwedische Hauptstadt um 16.20 Uhr und kommt in Berlin um 8.52 Uhr an. Eine Reservierung ist notwendig.

Schneller nach Santiago de Compostela von Madrid aus geht es ab 21. Dezember.
Foto: imago/robertharding

Schnellzug von Madrid nach Santiago de Compostela

Spanien baut sein Hochgeschwindigkeitsnetz heimlich weiter aus und gibt die Eröffnung neuer Strecken kaum bekannt. Ein Abschnitt der rund 640 Kilometer langen Strecke von Madrid nach Galicien wurde im letzten Herbst eröffnet, weitere 120 Kilometer der neuen Bahnstrecke werden noch im Dezember in Betrieb genommen, sodass sich die Reisezeit von Madrid Chamartin nach Santiago de Compostela ab dem 21. Dezember um weitere 70 Minuten verkürzen wird. Vor einem Jahrzehnt dauerte diese landschaftlich reizvolle Reise noch sieben Stunden, jetzt ist es weniger als die Hälfte.

Sofia-Istanbul-Express

Von Bulgariens Hauptstadt Sofia fährt der Sofia-Istanbul-Express zu normalen Zeiten täglich in etwa zehn Stunden in die Außenbezirke von Istanbul in der Türkei. Weiter geht es mit dem Bus ins Zentrum der Metropole. Wegen der Covid-19-Pandemie verkehrt der Sofia-Istanbul-Express derzeit nicht.

Von Sofia nach Istanbul: Erinnerungen an den Orient-Express.
Foto: imago/robertharding

Wenn die Verbindung wiederaufgenommen wird, ist Reservieren geboten, entweder im Liege- oder im Schlafwagen. Online gibt es dazu allerdings keine Möglichkeit, Plätze können nur direkt am Bahnhof Sofia reserviert werden. Dieses analoge Verfahren erinnert ein wenig an die alte Zeit des Orient-Express, dessen letzte Teiletappe der Sofia-Istanbul-Express zurücklegt – wenn auch ohne den exorbitanten Luxus früherer Tage.

Wichtig zu wissen laut dem deutschen Automobilclub ADAC: Beim Grenzübergang Kapıkule müssen die Passagiere den Zug verlassen, um ihren Reisepass stempeln zu lassen. Außerdem sollten man sich für die Fahrt mit Getränken und Essen eindecken, da es an Bord des Zuges kein Verpflegungsangebot gibt.

Genua–Neapel im Eiltempo

Der private Betreiber NTV Italo fährt regelmäßig Genua an und bietet seit dem 12. Dezember eine neue tägliche Verbindung zwischen der ligurischen Hafenstadt und Neapel an. Der einzige Direktzug, den Trenitalia, die staatliche italienische Bahngesellschaft, tagsüber zwischen den beiden Städten anbietet, folgt der Küstenbahn und benötigt acht Stunden für die knapp 750 Kilometer lange Strecke.

Neapel.
Foto: Getty Images/iStockphoto/bluejayphoto

Der neue Zug von NTV Italo fährt in einer Schleife durch Mailand nach Norden, um sich der wichtigsten Hochgeschwindigkeitsstrecke Italiens nach Süden anzuschließen, die über Florenz nach Rom und weiter führt. "Die Reise nach Neapel bietet denjenigen, die ihren Privatjet nur ungern zu Hause lassen, viel Zeit, um sich in der eleganten Club-Executive-Klasse von Italo zu entspannen und eine Hochgeschwindigkeitsfahrt durch die weite italienische Landschaft zu genießen", meint Nicky Gardner. (red, 16.12.2021)

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