Die Häufigkeit solcher Betrugsfällen nimmt laut Polizei immer mehr zu.

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Eine Frau (70) aus dem Bezirk Graz-Umgebung ist Ende Oktober 2021 Opfer eines "Cyber-Trading-Frauds" geworden, wie erst jetzt bekannt wurde. Die international agierenden Betrüger entlockten ihr über 50.000 Euro, die wohl unwiderruflich verloren sind, wie die Landespolizeidirektion am Donnerstag mitteilte. "Solche Betrugsfälle kommen immer wieder vor, die Dunkelziffer dürfte hoch sein, die Aufklärungschancen sind leider eher überschaubar", sagte ein Polizist zur APA.

Zugriff auf PC

Unbekannte hatten die Steirerin Ende Oktober 2021 über Mail kontaktiert und sie unter Versprechungen von hohen Gewinnen zu Geldüberweisungen auf wechselnde Konten überredet. "Dabei werden in Zeiten von Niedrigstzinsen hohe Renditen im Ausmaß von zehn bis 15 Prozent versprochen, das verleitet manche", sagte ein Polizist auf APA-Anfrage. Schließlich bekamen die Täter sogar Zugriff auf das Computersystem der Frau und führten selbstständig Transaktionen auf ausländische Konten durch.

Man registriere schon seit Jahren immer wieder einzelne Fälle, zumeist gehe es um hohe Summen, das gehe oft fast an die Existenz der Opfer, hieß es. Man melde die Fälle auch an Europol, teilte die Polizei auf Befragen mit.

Manchmal zeigten Ermittlungen auch Erfolge: Anfang Oktober gelang es der deutschen Polizei in Zusammenarbeit mit Eurojust und Europol nach zwei Jahren kriminalistischer Arbeit, einen Mann festzunehmen sowie in Bulgarien, den Niederlanden, der Ukraine und Zypern Computer, Laptops, Handys und weitere Speichermedien sowie Daten und Unterlagen sicherzustellen. Etliche Konten von Verdächtigen wurden eingefroren. Die Ermittler sperrten damals auch mehrere vermeintliche Handelsplattformen und beschlagnahmten einige hundert Server.

Bei den sogenannten "Cyber-Trading-Frauds" werden potenzielle Anleger im Internet zu Geldzahlungen für vermeintlich lukrative Investitionsgeschäfte verleitet. Angeworben werden die Opfer über Internet-Werbeanzeigen, soziale Netzwerke, Anrufe aus eigens geschaffenen Callcentern oder Massenmails. Die Tätergruppen arbeiten dem Bundeskriminalamt zufolge mit unzähligen Tarn- und Scheinfirmen in einer konzernähnlichen Struktur. Aufgaben wie Marketing, Callcenter-Betrieb, Softwareentwicklung und Geldwäscherei werden unabhängig voneinander arbeitsteilig unter einer Führung erledigt. Die Plattformen sind sehr professionell gestaltet und täuschen anfangs hohe Gewinne vor, um die Opfer zu weiteren Zahlungen zu verleiten.

Schnelles Geld

Die Polizei wies darauf hin, dass es "das schnelle Geld und hohe Gewinnchancen auch im Internet nicht gibt". Wenn einem etwas "zu schön, um wahr zu sein" erscheine, sei es höchstwahrscheinlich Betrug. Die Exekutive empfahl Recherche im Internet, ob es Warnungen oder Beschwerden zu diesen Plattformen oder Gesellschaften gibt, z. B.: Watchlists im Internet, Suchmaschinen-Ergebnisseiten. Auf www.fma.gv.at der Finanzmarktaufsicht kann man nachsehen, ob es Warnhinweise gibt. Zu einer Anzeige wird in jedem Fall geraten, man brauche sich nicht zu schämen – Mitarbeit könne für Ermittlungen hilfreich sein. (APA, 16.12.2021)