Nur 47 Prozent der Beschäftigten fühlten sich im Verlauf der Pandemie von ihrem Unternehmen einbezogen und gehört.

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Der Großteil der Führungskräfte (69 Prozent) ist der Meinung, dass ihr Unternehmen den Übergang zu Homeoffice und hybriden Arbeitsplätzen reibungslos bewältigt hat. Dieser Aussage stimmt jedoch nur die Hälfte der Beschäftigten zu. Das zeigt eine aktuelle Studie des Capgemini Research Institute, dafür wurden 1.380 Personen aus 548 Unternehmen befragt sowie Interviews mit Vorgesetzten und Führungsexperten geführt.

Die Pandemie hat außerdem die Notwendigkeit, das körperliche und mentale Wohlbefinden der Belegschaft ernst zu nehmen, noch stärker in den Fokus gerückt. Doch auch in Hinblick auf den Umgang mit Gesundheit und Wohlbefinden während der Krise gibt es eine Wahrnehmungslücke: 72 Prozent der Führungskräfte glauben, dass sich die Unternehmen um das körperliche und geistige Wohlbefinden der Beschäftigten gekümmert haben, diese Einschätzung teilt jedoch nur jeder zweite Arbeitnehmer. Darüber hinaus gab lediglich ein Drittel der Befragten an, dass ihr Arbeitgeber aktiv an Initiativen zur Verringerung des Burnouts arbeite.

Von Führungskräften wird erwartet, dass sie ihre Teams anleiten und inspirieren, indem sie ihnen unter anderem die erforderliche Autonomie gewähren. Allerdings gaben lediglich 37 Prozent der Mitarbeitenden in nichtleitenden Funktionen an, dass Teams aktiv dabei unterstützt werden, eigene Entscheidungen zu treffen. Zudem fühlen sich nur 47 Prozent im Verlauf der Pandemie von ihrem Unternehmen einbezogen und gehört.

Vertrauenskultur

Die Studie zeigt, dass für die hybride Arbeitswelt auch neue Ansätze der empathischen Mitarbeiterführung erforderlich sind. Vertrauen ist für diesen Wandel von zentraler Bedeutung: Eine deutliche Mehrheit (84 Prozent) der Befragten sieht die Fähigkeit, eine Vertrauenskultur zu schaffen, in der sich die Mitarbeitenden selbstbestimmt fühlen, als eine der wesentlichen Kompetenzen von Führungskräften an. In den meisten Firmen fehlt es jedoch an geeigneten Maßnahmen zur Förderung des Vertrauens und zur Befähigung von Teams.

Das gilt auch für andere Kompetenzen: So sehen die Mitarbeitenden eine Diskrepanz zwischen den wichtigsten Fähigkeiten, die sie von ihren Vorgesetzten erwarten, und deren derzeitigem Leistungsniveau. Aus Sicht der Beschäftigten halten drei Viertel emotionale Intelligenz für eine wesentliche Eigenschaft, aber nur 47 Prozent glauben, dass die Führungskräfte in diesem Bereich wirklich kompetent sind. Trotz des wahrgenommenen Mangels an Kompetenzen bieten nur 27 Prozent der Unternehmen umfassende Programme zur Entwicklung von Führungsqualitäten an.

Führung ist gefragt

Es kommt aber nicht nur auf die Schulung von Vorgesetzten an. Die Unternehmen müssen auch die Voraussetzungen schaffen, damit Personen in leitenden Funktionen effektiv arbeiten können. Dazu gehöre laut der Studie auch die Neugestaltung von Prozessen und Rahmenbedingungen für die Einstellung und Leistungsbeurteilung von Vorgesetzten. Die Studie macht allerdings deutlich, dass sich die Firmen nicht ausreichend auf diese grundlegenden Veränderungen konzentrieren. So geben beispielsweise nur ein Drittel der Personalverantwortlichen an, dass ihr Unternehmen die Einstellungspraktiken überarbeitet hat, um Kandidatinnen und Kandidaten zu gewinnen, die über die in einer hybriden Arbeitswelt erforderlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen verfügen. Und nur 36 Prozent gaben an, dass sie die Prozesse in Bezug auf Vergütung und Sozialleistungen angepasst haben, um diese Führungskräfte zu belohnen.

"Unsere Studie zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen den Ansichten des oberen Managements und der Beschäftigten in vielen Unternehmen. Während die Technologie die rasche Einführung des hybriden Arbeitens erleichtert hat, haben die Management- und Führungspraktiken in vielen Fällen nicht Schritt gehalten. Es ist klar, dass das Konzept der Führung für den hybriden Arbeitsplatz der Zukunft erneuert werden muss. Um dies zu erreichen, müssen Unternehmen ihre Führungskräfte befähigen, empathisch, authentisch und glaubwürdig zu sein", sagt Christoph Holper, Head of Workforce & Organization bei Capgemini Invent Österreich. (red, 17.12.2021)