Will Oldham alias Bonnie "Prince" Billy und Bill Callahan.

Foto: Drag City

Zwei große und gar nicht einmal so alte Männer der US-Americana- und songschreibenden Left-Field-Szene haben sich während der Lockdowns ausgetauscht. Der 51-jährige Will Oldham alias Bonnie "Prince" Billy alias Palace Brothers (und so weiter) zählt seit den frühen 1990er-Jahren zu den großen Songschreibern seiner Generation. Sein bekanntester Song dürfte I See a Darkness in der Version von Johnny Cash sein.

Allerdings tut sich in seinem Fall eine Wundertüte an besten Songs der Welt auf, für die es sich lohnt, auf Entdeckungsreise zu gehen. Empfohlen sei etwa das Album Ease Down the Road unter seinem noch immer gültigen Pseudonym Bonnie "Prince" Billy von 2001.

Liebhaber von dunklen, düsteren Balladen zwischen Country, Folk und zwischendurch einem Altzerl Frivolität mit ein wenig somatisiertem Schlurfrock im Zeichen des Trauermarsches kommen bei ihm ebenso auf ihre Rechnung wie beim Schaffen von Bill Callahan. Callahan ist mit seinen 55 Jahren ebenfalls seit den 1990er-Jahren dabei.

Schlingernd und herzhaft

Unter eigenem Namen und zuvor unter dem Pseudonym Smog veröffentlichte er ebenfalls Meisterwerke wie Knock Knock oder zuletzt Gold Record. Man könnte auch sagen, dass beide Songschreiber eine brummelnde und murmelnde Gesangskunst vereint, die musikalisch oft an einen Lou Reed erinnert, wenn man dem Medikamente in den Kaffee gegeben hätte, damit er tagsüber eine Ruhe gibt.

Drag City

Will Oldham und Bill Callahan beschlossen im letzten Winter jedenfalls schlichtweg aus häuslicher Langeweile, remote ohne großes Üben Lieblingslieder aufzunehmen und wöchentlich online zu stellen. Die so entstandenen Coverversionen sind mit jeweils einem eingeladenen Gastmusiker – oder (seltener) einer Gastmusikerin – vom Stammlabel Drag City (Azita, Alisdair Roberts, David Grubbs, Cassie Berman, Sean O’Hagan …) nun als Doppelalbum erschienen.

Drag City

Die 19 Songs von Blind Date Party (Drag City / Pias) passen in ihrer Ausführung ideal für die stille Zeit, wenn man sich aufgrund von zu viel Punsch kurz einmal am Christbaum festhalten muss, damit die Welt nicht so wackelt. Angenehm grummelig, die Gitarren kratzend, das Schlagzeug besenrein kehrend und manchmal mit herzhaft auseinanderstiebendem Duogesang nimmt man sich unbekannterer Songs von Leonard Cohen an, etwa The Night of Santiago aus dem Spätwerk. Gecovert werden neben dem erwähnten Lou Reed mit Rooftop Garden auch Cat Stevens (Blackness of the Night), Robert Wyatt (Sea Song) oder Lost in Love von Demis Roussos (!!!) und Wish You Were Gay von Billie Eilish (!!!). Ein Höhepunkt ist The Wild Kindness der grandiosen Silver Jews. So muss Weihnachten! (schach, 17.12.2021)