FPÖ-Chef Herbert Kickl im Interview bei Puls 4.

Foto: Screenshot/Puls4

Dass ausgerechnet FPÖ-Chef Herbert Kickl über die Polarisierung im Land und fehlendes Vertrauen klagt, ist fast schon wieder lustig. Der Scharfmacher und Corona-Demo-Mobilisierer war am Mittwoch zu Gast bei Corinna Milborn auf Puls 4, um in typischer Manier seine inhaltlichen Volten zu schlagen: von der Opferrolle in Sekundenschnelle in den Angriffsmodus.

Medien wie Puls 4 seien die "Lautsprecher der Regierung", und dass die FPÖ einem Mann wie dem Corona-Verharmloser Martin Rutter eine Bühne auf ihrem Demo-Wagen gibt, falle unter Meinungsfreiheit. Auch Moderatorin Corinna Milborn könne dort auftreten, wenn sie nur wolle. Was ihr dann blühen würde, musste Milborns Puls-24-Kollegin Magdalena Punz erst am Wochenende erfahren, als sie von einem Demo-Mob umzingelt wurde. Medienvertreter gehören seit Beginn der Proteste zu den größten Feindbildern der Demonstranten. Befeuert durch die FPÖ-Rhetorik, kommt es regelmäßig zu Attacken.

"Linke Anarchisten"

Dass Aktivist Rutter kürzlich in einem Interview mit einem Schweizer Neonazi von Arbeitslagern sprach, in die Menschen gesteckt werden sollten, könne er, Kickl, "nicht unterschreiben" – aber denken? Und die Ausschreitungen bei den Demos gingen auf das Konto "linker Anarchisten" – nicht gewaltbereiter Rechtsextremisten. Aus Kickl-Sicht eh klar, nur mit der Realität hat das halt nichts zu tun.

Zum Glück läuft der Privatsender derzeit mit Sondersendungen wie dieser zum Thema "Corona-Proteste und Verschwörungstheorien" zur Hochform auf. Man sezierte Kickls Aussagen in einem Faktencheck – leider nicht direkt beim Interview selbst, aber dennoch ein wichtiger Beitrag, um Demagogen wie Kickl zu entlarven. (Oliver Mark, 16.12.2021)