Treffsicher: Fallon Sherrock.

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London – Wenn die Queen in ihren Palast zurückkehrt, dann ist alles anders. Früher lebte Fallon Sherrock ein rosafarbenes Darts-Märchen, inzwischen ist sie mehr als ein bunter Nebenaspekt in der Männerdomäne. Schon vor ihrem WM-Auftaktspiel im Alexandra Palace gegen Landsmann Steve Beaton am Sonntag (ab 20 Uhr, Sport 1 und Dazn) hat die Britin bewiesen, dass sie mit den Besten mithalten kann.

Selbst Rekordweltmeister Phil Taylor gerät ins Schwärmen, wenn er über Sherrock spricht. "Sie ist ein Segen, sie hat sich wirklich als Segen entpuppt", sagte die vor vier Jahren zurückgetretene Darts-Legende bei Sport 1: "Sie ist großartig für den Dartssport, jeder spricht über sie." Zudem zeige Sherrock "den Frauen, dass sie auch die Kerle schlagen können".

Weiterentwicklung

Der alleinerziehenden gelernten Friseurin aus Milton Keynes dürften die Worte schmeicheln, mehr aber auch nicht. Nach ihrem Coup 2019, als sie sensationell als erste Frau ein Match bei der PDC-WM gewann, erst in Runde drei ausschied und den Spitznamen "Queen of the Palace" erhielt, hat sie sich weiterentwickelt.

Beim Grand Slam in Wolverhampton zog Sherrock zuletzt als erste Teilnehmerin im Live-TV bei einem Event des Weltverbands PDC ins Viertelfinale ein, im September verlor sie nur knapp das Finale der Nordic Darts Masters gegen den dreimaligen Weltmeister Michael van Gerwen.

Bei ihrem zweiten WM-Start wird der 27-Jährigen mit ihrem pinkfarbenen Shirt und wasserstoffblonden Haar sportlich Großes zugetraut. Bei manchen Wettanbietern gilt sie gegen Beaton, der mit seiner 31. Teilnahme zum alleinigen Rekordstarter vor Taylor (30) wird, sogar als Favoritin. Und auch ihr Selbstbewusstsein ist gewachsen: "Wenn ich in Form bin, kann ich jeden schlagen", sagte sie im Sport-1-Podcast Checkout.

Duell mit Price in Aussicht

Sollte sie Beaton bezwingen und auch die zweite Runde überstehen, würde voraussichtlich Gerwyn Price warten: "Er ist der Weltmeister, jeder will gegen den Weltmeister spielen. Es wäre einfach nur toll", sagte Sherrock. Zunächst sei ihr Ziel aber, "die erste Runde zu überstehen". Ihre WM-Erfolge von 2019 und die starken Ergebnisse der vergangenen Monate haben sie gelehrt, "den Druck und die Erwartungen von anderen zu ignorieren".

Ab Februar könnte ein weiteres Highlight folgen. Nach ihren Siegen beim Grand Slam kam die Idee auf, Sherrock mit einer Wildcard für die Premier League, die Königsklasse des Darts, auszustatten. Während Taylor der Gedanke gefällt ("Viele Leute würden ein Ticket kaufen, um sie spielen zu sehen"), äußerte sich Price skeptisch. "Es gibt andere Spieler, die es mehr verdienen", sagte der Waliser der Sport Bild.

Doch das kann die "Queen of the Palace" in ihrem Londoner Reich ja mit einem weiteren Coup ändern. (sid, 17.12.2021)